Ratzeburg/Buchholz (pm). Die Partnerschaft für Demokratie der Stadt Ratzeburg und des Amtes Lauenburgische Seen fördert demokratiestärkende Maßnahmen über das Bundesprogramm „Demokratie leben!“ nicht nur im Ratzeburger Stadtgebiet, sondern wann immer möglich auch im ländlichen Raum des Amtsbereiches. Ein gelungenes und nachahmenswertes Beispiel ist das Bürgerbeteiligungsprojekt „Turmbau zu B.“, organisiert vom gemeinnützigen Förderverein Buchholz am See in Zusammenarbeit mit der Künstler*innengruppe ‚B4art‘.
Ausgangspunkt war die Idee einiger Buchholzer Künstler*innen, einen Turm als weithin sichtbares Kunstwerk zu installieren. Kontrovers und bewusst „größenwahnsinnig“ in seiner Anlage, sollte es zum Widerspruch und zur Diskussion auffordern und einladen, gemeinsam über menschliches Schaffen und Streben, über Menschenrechte, Ressourcen und vor allem über die Freiheit der Kunst nachzudenken. Dazu wurden im Jahresverlauf wiederkehrend Veranstaltungen organisiert, die Raum für vielfältige Bürgerdialoge geben sollten zu Themen wie Wirtschaftswachstum, Globalisierung, Demokratie, Menschenrechte, Klimawandel, Flucht, Vertreibung, Natur, Umwelt, immer angeregt durch die künstlerische Vision des zu errichtenden Turms, als ideenbeförderndes und gemeinschaftsbildendes Sinnbild.
Das Konzept des Projektes, über Kunst einen Dialograum für die wichtigen Themen unserer Zeit zu schaffen, erwies sich in der Folge als sehr erfolgreich. Es gelang auf den Veranstaltungen wie „BABYLON-BUCHHOLZ“, „Demokratie leben in Buchholz“, „Jung und Alt in Buchholz“ oder „Sind wir noch zu retten? Packen wir’s an!“ viele Bevölkerungsgruppen anzusprechen und einzubinden. Kunst wurde so zu einem Anstoß im Dorfleben und bewirkte viele Perspektivwechsel auf Ansichten, Meinungen und Vorurteile in den gemeinsamen Diskussionen. Kunst zeigte überdies die ihr innewohnende Inspirations- und Schaffenskraft, Menschen und Gemeinschaften über sich selbst hinauswachsen lassen können. Wer einen „größenwahnsinnigen“ Turm bauen kann, schafft es auch, mit den wahnsinnig großen Problemen unserer Zeit umzugehen, so die Botschaft der projettragenden Künstler*innen. „Wir sind mit vom positiven Verlauf unseres künstlerischen Dialogprojektes selbst überrascht, vor allem auch, was sich daraus entwickelt“, sagte Christof Müller, einer der Künstler mit Verweis auf die mehr als 300 Besucher und Mitwirkenden und die sich fortentwickelnden Projektideen. So hat sich eine Arbeitsgruppe mit Oberstufenschüler*innen zweier Kunstkurse gegründet, die ihre Ideen für den geplanten Turmbau einbringen wollen und dazu eigene Projekte zu Rassismus, Menschenrechte, Diktatur und Demokratie entwickeln. Der Turm selbst ist in diesem Dialogprozess aus dem Stadium der Idee entwachsen und soll als künstlerisches Dorfgemeinschaftsprojekt tatsächlich realisiert werden, als ein Kunstwerk, das die Kraft hat, die Bevölkerung zu vereinen.