Ich finde es erstaunlich, dass so viele Menschen hier in Ratzeburg dem Bürgermeister G. Koech die Treue halten. Aber wenn das gesagt ist, kann ich ohne weiteres akzeptieren, dass sie es tun. Wir leben dafür in einer Demokratie. Besonders schwer tu ich mich damit, dass manche einen drohenden Ton in die Debatte einbringen. Aber womit ich auch schwer klar komme ist, dass Herr Koech als „Erneuerer“ gefeiert wird. Als jemand, der Ratzeburg nach vorne bringen will. Als der große Kommunikator. Wenn dem so wäre, würde ich mit auf dem Marktplatz gehen und die Fahne für ihn schwenken. Doch wo hat Herr Koech etwas „erneuert“?
Er redet in seinen vielen kleinen Filmchen stets über eine Bühne für Ratzeburg. Doch gehört das Betreiben bzw. das Verleihen einer Bühne zu den Aufgaben der Stadt? Es gibt Firmen, die das professionell machen und davon leben Bühnen auszuleihen. Soll eine Stadtverwaltung, wenn auch mit den Wirtschaftsbetrieben, hier in direkte Konkurrenz zur Wirtschaft gehen? Ich denke, dass eine Stadt nicht als „Eventmanager“ auftreten sollte. Vielmehr sollte sie die Rahmenbedingungen so gestalten, dass die Menschen oder Firmen, die davon leben Events durchzuführen, gerne hierher kommen. Herr Koech hat die Bürger unserer Stadt Ratzeburg aufgefordert, ihre Wünsche hinsichtlich von Musikevents an die Abteilung Tourismus und Stadtmarketing zu senden. Das geht doch wohl ziemlich weit an den Aufgaben der Stadt vorbei. Sonstige „Erneuerungen“ habe ich nicht wahrgenommen seinerseits. Aber ich lasse mich gerne belehren.
Ob Herr Koech Ratzeburg nach vorne bringen möchte, kann ich natürlich nicht beantworten. Es wäre zu hoffen, dass er es ernst meint. Vielleicht ist es nicht der richtige Weg, den er dafür eingeschlagen hat? Denn meistens ist es ja so, dass wir unterschiedliche Auffassungen davon haben, was „nach vorne bringen“ bedeutet. Dafür haben wir eine Stadtvertretung, die mit ihren 31 Mitglieder darüber Beschlüsse fassen müssen und wollen. Je mehr Menschen dabei mitreden, desto mehr Ideen gibt es, und dass das „nach vorne bringen“ idealerweise eine ausgewogene Beschlussfassung der Mehrheit zugrunde liegt. Natürlich bedeutet es auch eine Schwierigkeit, dass sie sich einigen müssen oder eine Mehrheit bilden müssen. Natürlich bedeutet es auch, dass vieles nicht so schnell passiert, wie viele Bürger es sich wünschen. (Meine Geduld wird auch mal auf die Probe gestellt). Aber wie gesagt: Wir leben in einer Demokratie und das ist gut so.
Ob Herr Koech ein Kommunikator ist? Oha! Na, ich glaube, da haben wir ein Wespennest gefunden. Egal, wie viele gute Ideen man hat – wenn man nicht redet, dann funktioniert nichts mehr. Ich muss ja nicht auf die bekannten Kommunikationsprobleme mit verschiedenen Gremien der Stadt bzw. der Stadtvertretung eingehen. Als Wählerin finde ich es auch interessant, dass Herr Koechs Antwort auf Fragen die Abhaltung eines Konzertes ist. Oder Frühschoppen. Familienspieltag. Stadtführungen. Brötchen. Als er 2019 gewählt wurde, hat er seinen Wahlkampf auch so geführt. Danach ist er in die Versenkung verschwunden. Was gibt uns zu glauben, dass es diesmal anders wird?
Ich hoffe, dass so viele Bürger wie möglich ihr Wahlrecht ausüben und an der Wahl teilnehmen. Egal, wo das Kreuz gesetzt wird. Natürlich hoffe ich, dass Herr Koech abgewählt wird. Ich glaube, das habe ich auch klar kommuniziert. Weil ich größten Respekt für die Arbeit der Freiwilligen Feuerwehr, der Schulleitung der LG, dem Schulverband, der Stadtvertretung und alle Anderen habe, die mit Herrn Koech zusammenarbeiten. Die Sommermonate haben deutlich gezeigt, dass eine wunderbare Ruhe in die Arbeit hineingekommen ist. Ich würde mir wünschen, es könnte so weitergehen.
Jane Kischel