Herzogtum Lauenburg (pm). Die am Donnerstag im Kreistag beschlossene Forsteinrichtung, die die Leitlinien für die Bewirtschaftung in den Kreisforsten für die nächsten zehn Jahre festlegt, wird den zukünftigen Anforderungen nach Auffassung des Kreisvorstands von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN nicht ausreichend gerecht. „Angesichts der großen Herausforderungen, vor die unser Wald im Hinblick auf den Klimawandel gestellt ist, hätten wir ein stärkeres Signal der Mehrheit im Kreistag erwartet“, stellt Dr. Laura Schwabe, Sprecherin des Kreisverbandes Herzogtum Lauenburg von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN fest, „Wir hätten hier eine echte Chance gehabt, den Umgang mit den Kreisforsten für die nächsten zehn Jahre neu zu denken.“
Das in intensiven Diskussionen von Politik und Stakeholdern erzielte Ergebnis ist aus Sicht der Grünen nicht ausreichend. Dennoch sei es in Diskussionen mit der Forstverwaltung und den anderen demokratischen Parteien gelungen, viele grüne Forderungen einzubringen. So würden der Schutz des Ökosystems Wald sowie das Ziel eines naturnahen Mischwaldes mit standortheimischen Baumarten festgeschrieben. Flächen würden zukünftig nach Möglichkeit so ausgewählt, dass ein Biotopverbundnetz entstehen kann. Dieses könne das Überleben vieler Tier- und Pflanzenarten sicherstellen sowie Lebensraumwechsel und genetischen Austausch ermöglichen.
„Allein beim Hiebsatz – der Menge des in den nächsten zehn Jahren zu schlagenden Holzes, also der einzig wirklich messbaren Größe – war kein Kompromiss zu erzielen, so dass wir dem Gesamtpapier nicht zustimmen konnten. Wir hätten uns einen wesentlich geringeren Nutzungsansatz vor allem im Laubholz gewünscht – unter anderem auch in Anbetracht des massiven Eschensterbens. Wir halten den jetzt geplanten Einschlag für zu hoch und schädlich für die Funktionsfähigkeit des Ökosystems“, so Oliver Brandt, Vorsitzender der Kreistagsfraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.
Eine Regelung, dass in den kommenden fünf Jahren nicht mehr als die Hälfte der für zehn Jahre vorgesehenen Menge eingeschlagen werden soll, wurde auf Antrag von SPD, FDP und CDU beschlossen. „Wir begrüßen die Möglichkeit der Überprüfung nach fünf Jahren, hätten uns aber natürlich eine tatsächliche Reduktion des Hiebsatzes gewünscht. Denn das muss allen klar sein – dies wird mit dieser Regelung nicht erreicht“, stellt Laura Schwabe fest.
Der Wald rücke aus Sicht der Grünen immer mehr in den Fokus unterschiedlicher Interessen. Auf der einen Seite stehe der Bedarf an wirtschaftlicher Nutzung. Dies könne in einigen Fällen durchaus sinnvoll sein, zum Beispiel bei der nachhaltigen Verwendung von Holz für die Bauwirtschaft, bei der langfristig CO2 gespeichert wird. In anderen Fällen sei die Nutzung im Hinblick auf die CO2-Bilanz allerdings deutlich negativer, zum Beispiel wenn Holz als Energielieferant in Form von Biomasse verheizt werden soll. Auf der anderen Seite stehe ein natürlicher Wald mit seiner ökologischen Funktion als Lebensraum und Klimastabilisator.
„Der Wald ist für uns Grüne zum einen eine Herzensangelegenheit. Aber auch wissenschaftliche Erkenntnisse sprechen für eine geringere wirtschaftliche Nutzung des Waldes. Wir werden weiter um einen natürlichen und stabilen Wald im Klimawandel kämpfen und hoffen, dass wir in Zukunft noch mehr Menschen auch in der Politik von dieser Haltung überzeugen können“, so Laura Schwabe.