Mölln (pm/aa). Das Projekt der Scherer-Bünting-Orgel in der Möllner St. Nicolai-Kirche schreitet voran – und das trotz verständlicher Schwierigkeiten durch die Corona-Pandemie. Das Orgeljoch strahlt in frischen Farben, der Turmraum unter der Orgel ist neu gestaltet und gibt den Blick ins Kirchenschiff frei.
Die „Lunge“ der Orgel ist einsatzbereit: sechs große Keilbälge, die entweder vom Windmotor oder mittels Menschenkraft, durch sogenannten Kalkanten, betrieben werden können, warten auf ihren ersten Auftritt. Teile einer alten Holzwand sind wieder zu einer vollständigen Wand ergänzt, die den Balgraum von der Orgel trennt. Der Spieltisch ist eingebaut, fast alle Windladen, die die Luft, die aus den Bälgen durch die neuen Windkanäleströmt, zu den richtigen Pfeifen leiten, befinden sich an Ort und Stelle. An der Spiel- und Registermechanik wird aktuell noch gearbeitet.
Das rekonstruierte Rückpositiv hat bereits seine Farbfassung erhalten, die historischen Teile des Prospekts sind umfassend restauriert. Zur Zeit werden gerade die Schleierbretter, die im Prospekt die Leerräume zwischen Pfeifen und Gehäuse dekorativ ausfüllen, für das Rückpositiv geschnitzt und vergoldet, in Anlehnung an die historischen Vorbilder am Hauptwerk und an den Pedaltürmen. „Alles, was alt ist, wird versucht zu erhalten und mit neuem harmonisch zu verbinden“, beschreibt Hartmut Ledeboer, Vorsitzender vom Orgelbauverein.
Grundsätzlich erfreulich stellt sich auch die finanzielle Entwicklung dar: Nachdem der Bund, das Land Schleswig-Holstein und der Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg mit umfangreichen Mitteln die Perspektive für die Realisierung der Restaurierung überhaupt erst eröffnet hatten, freuen sich jetzt Kirchengemeinde und Orgelbauverein darüber, dass durch die Stadt Mölln die Reihe der maßgeblichen Unterstützer der Scherer-Bünting-Orgel weiter anwächst.
„Forscht man in den Archiven nach Orgelbaurechnungen früherer Jahrhunderte, zeigt sich, dass sich die Stadt Mölln in schöner Regelmäßigkeit großzügig an den Kosten der Orgelbaumaßnahmen in St. Nicolai beteiligt hat. Wir sind sehr dankbar, dass die Stadt Mölln diese Tradition aufgegriffen hat, sich der überregionalen Bedeutung dieses besonderen Instruments bewusst zeigt und 100.000 Euro für die Restaurierung bereitstellt“, erklärt Hartmut Ledeboer. „Und es geht hier um die Stimme eines Wahrzeichens Möllns“, ergänzt Pastor Matthias Lage. Die Unterstützung der Stadt trage wesentliche dazu bei, dieses Projekt einem erfolgreichen Abschluss näher zu bringen. Deshalb war es nun an der Zeit, mittels einer neuen Leiste mit dem Möllner Wappen die Stadt auf dem Bauschild als Förderin anzuzeigen.
Bei aller Freude über die positive finanzielle Entwicklung, zu der auch zahlreiche Orgelpfeifenpaten aus dem In- und Ausland beigetragen haben, bleibt aber weiterhin noch die Lücke eines sechsstelligen Betrages (von ursprünglich rund 2,4 Millionen Euro), die es zu schließen gilt. Daher hofft der Orgelbauverein auf weitere Spender, die immer noch bei vielen schönen Pfeifen der Scherer-Bünting-Orgel Patenschaften übernehmen können (ab 20 Euro bis 2.500 Euro). Neben der Patentafel in der St. Nicolai-Kirche informiert darüber auch die Webseite des Orgelbauvereins unter www.orgelbauverein-moelln.de. Die Sanierung der Orgel soll noch in diesem Jahr beendet werden. Wenn alles klappt, könnte bereits am letzten Oktober Wochenende die große Orgelweihe gefeiert werden.