Berkenthin (aa). Im Rahmen einer Onlineveranstaltung kamen kürzlich rund 60 Teilnehmer zusammen. Es ging dabei um eine digital vorbereitete „Auftaktveranstaltung“ zur Ortsentwicklungsplanung der Gemeinden des Amtes Berkenthin.
Nach einer Begrüßung durch Amtsvorsteherin Iris Runge beinhaltete die rund 1,5 stündige Videokonferenz zunächst eine kurze Einführung über die Ziele des Prozesses durch Jürgen Wittekind vom Institut Raum & Energie sowie seiner Kollegin Susanna Walter, die die Ergebnisse einer bereits im Amtsgebiet abgeschlossenen Bürgerbefragung vorstellte. Demnach sei der Prozess ergebnisoffen. Die Auswertung der Fragebögen hätten ein breites Spektrum an Ansatzpunkten geliefert. Im weiteren Verlauf gehe es laut Wittekind nicht um die Erstellung eines wissenschaftlichen Gutachten, „nichts für die Schublade“, sondern um praxisorientierte Konzept. Zu Ergebnissen wolle man durch weitere Onlineveranstaltungen dieser Art, später gegebenfalls Präsenzveranstaltungen, kommen.
Im Amtsgebiet werde es laut Wittekind dem allgemeinen Trend folgend zu einem Bevölkerungsrückgang kommen, mit einem steigenden Anteil von Personen mit einem Alter über 65 Jahren und weniger Personen, die unter 20 Jahre alt sein werden. Gleichzeitig werde mehr Ein- bis Zwei-Personen-Haushalte geben. Um dem zu begegnen sei passender Wohnraum mit kleineren Wohneinheiten nötig.
Bei der Bürgerbefragung konnten 548 Antwortbögen ausgewertet werden, wie Susanna Walter informierte. Denen konnte unter anderem entnommen werden, dass das Einkaufsverhalten der Bürger im Amtsgebiet sich hauptsächlich auf die Gemeinde Berkenthin konzentriert. Die Entwicklungen im Amtsgebiet im Allgemeinen werde von den Bürgern eher positiv bewertet. Verbesserungsbedarf sahen die Befragten unter anderem in der Verkehrssituation sowie den Möglichkeiten der Freizeitgestaltung.
Bei der Entwicklung nun möglicher Projekte mahnte Wittekind bezüglich der Ergebnisse der Befragung: „Man sollte hier nicht nur auf die Mängel schauen, sondern auch wie Vorhandenes erhalten werden kann.“ Hier wurde unter anderem das ehrenamtliche Engagement vieler Bürger im Amtgebiet hevorgehoben. Die Befragung ergab außerdem, dass auch viele Bürger, die noch nicht ehrenamtlich tätig sind, dazu grundsätzliche Bereitschaft signalisierten. Dazu Jürgen Wittekind: „Dieses Ergebnis hat uns am meisten überrascht, das fällt sonst eher gegenteilig aus. Hier zeichnet sich im Amt Berkenthin ein Potential ab, dass angesprochen werden will. Das ist eine gute Grundlage für eine sehr positive Entwicklung.“ Es gehe nun darum zu erarbeiten, wo konkrete Bedarfe bestünden. Hierbei müssten die Altersgruppen der unter 20-Jährigen und der über 65-Jährigen gesondert betrachtet werden.
„Mich hat die große Teilnahmebereitschaft der 20- bis 50-Jährigen erstaunt sowie die Bereitschaft zum Ehrenamt“, hob Amtsdirektor Frank Hase hervor, „das stimmt mich positiv, dass wir da noch eine Menge bewegen können. Ich bin von den Ergebnissen (der Befragung) insgesamt begeisterzt.“
In der folgenden halben Stunde wurden dann auch gleich zwei Projekte vorgestellt. Zum Thema Pflegeinfrastruktur erläuterte Michael Stark, Vorsitzender der Gemeinschaft Pflegeberatung im Kreis Herzogtum Lauenburg, den Plan ehrenamtliche Kräfte mittels einer zentralen Beratung für die Pflege zu wappnen. Stark: „Wir haben eine große Bereitschaft gefunden von Menschen, die helfen wollen.“ Diese müssten aber an diese anspruchsvolle Aufgabe herangeführt, ausgebildet und dann auch rechtssicher eingesetzt werden. „Wir dürfen diese Menschen im Ehrenamt nicht ausbrennen lassen.“ Immer mehr Haushalte müssen laut Stark von ambulanten bedient werden. Die Menge einer steigenden Anzahl pflegebedürftiger Personen, sei insofern ein Problem, dass aktuell die meisten Pflegekräfte über 55 Jahre alt sind. Auch Michael Stark wies daraufhin, dass „wir bei immer mehr älteren Menschen und weniger jüngeren Pflegekräften ohne Ehrenamtliche mittelfristig Probleme haben werden“.
Die Projektvorstellung „Demokratie leben! – Fit für Beteiligung“ übernahm Arne Strickrodt, Geschäftsführer des Kreisjugendrings. Unter der Leitung von Julianna Kundoch, Referentin Jugendbeteiligung, sollen künftig Jugendliche im Amt Berkenthin fit für ehrenamtliche Beteilung gemacht werden. Hierfür stehen Kundoch 20 Stunden pro Woche zur Verfügung. Das Projekt ist bis 2024 finanziert. Auch hier gehe es laut Strickrodt darum, zunächst zu schauen, wo sind die Bedarfe, was gibt es schon, wo kann man ansetzen? „Das zentrale Element ist es, Kinder und Jugendliche für demokratische Prozesse zu interessieren“, beschreibt Arne Strickrodt das Vorgehen. Sie sollen zu Experten in ihren eigenen Belangen werden. Es gehe darum, die Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Amt bei Entscheidungsprozessen mitzunehmen und mitmachen zu lassen.
„Wir haben die große Chancen einen spannenden Prozess zu initiieren“, sagte Jürgen Wittekind zum Abschluss der Veranstaltung. Die Thementitel seien noch nicht gesetzt. Wer Interesse hat, kann sich künftig miteinbringen. Die Ergebnisse der Onlinebefragung sowie die Präsentation der Auftaktveranstaltung werden auf der Webseite des Gutachterinstituts https://www.raum-energie.de/projekte/details/news/ortsentwicklungskonzepte-fuer-die-gemeinden-des-amtes-berkenthin/ sowie des Amtes Berkenthin unter www.amt-berkenthin.de veröffentlicht. Dort werden auch zeitnah Termine für nachfolgende Arbeitskreissitzungen und Treffen zur Vertiefung bekanntgegeben.