Herzogtum Lauenburg (pm). Die Corona – Pandemie bestimmt die Jahresbilanz zum Arbeitsmarkt für den Kreis Herzogtum Lauenburg. Die zuvor positive Entwicklung im Kreis wurde mit dem ersten Lockdown ausgebremst. Die Folgen für den Arbeitsmarkt waren deutlich, sind durch Kurzarbeit und wirtschaftliche Hilfsprogramme jedoch abgemildert worden. So konnte Beschäftigung vielfach gesichert und eine höhere Arbeitslosigkeit verhindert werden.
„Der Arbeitsmarkt im Herzogtum Lauenburg hat sich bis auf die Phase nach dem ersten Lockdown insgesamt robust und widerstandsfähig gezeigt und stand nicht still“, sagt Kathleen Wieczorek, Chefin der Agentur für Arbeit Bad Oldesloe. „Das Instrument der Kurzarbeit hat sich nach der Finanzkrise 2008 / 2009 erneut bewährt und viele Arbeitsplätze gesichert. So konnte eine noch höhere Arbeitslosigkeit verhindert werden.“
Im vergangenen Jahr lag die Zahl der arbeitslosen Menschen im Kreis Herzogtum Lauenburg im Jahresdurchschnitt bei 5.785. Das waren 867 mehr als noch 2019. Der Zuwachs betrug 17,6 Prozent und war gemeinsam mit dem Kreis Plön der fünfthöchste in Schleswig-Holstein (bei insgesamt 15 Kreisen und kreisfreien Städten). „In Kreisen mit zuvor niedrigerer Arbeitslosigkeit fielen die anteiligen Zuwächse zum Vorjahr insgesamt höher aus. Der Zuwachs im Herzogtum lag leicht über dem Landesschnitt von 15,6 Prozent“, so Wieczorek.
Der erste Lockdown im März sorgte für den deutlichsten Anstieg der Arbeitslosigkeit im Jahr 2020. „Im April waren auf einmal 631 Menschen mehr arbeitslos gemeldet als im März, im Laufe des April kamen nochmals 320 dazu. Danach nahm die Arbeitslosigkeit langsamer zu, bis im Juli der Jahreshöchstwert mit 6.283 arbeitslosen Menschen erreicht war“, resümiert die Agenturchefin. „Ab September ließ die saisonale Herbstbelebung die Arbeitslosigkeit wieder zurückgehen. Der zweite Lockdown im Dezember löste im Gegensatz zum ersten im Frühjahr keinen neuerlichen deutlichen Anstieg aus. Es blieb lediglich bei der üblichen saisonalen Entwicklung zum Jahresende. Ohne Kurzarbeit und die wirtschaftlichen Hilfsprogramme wären die Einschnitte am Arbeitsmarkt 2020 jedoch noch deutlicher ausgefallen.“
Die kreisweite Arbeitslosenquote lag im vergangenen Jahr bei 5,5 Prozent und damit gemeinsam mit dem Kreis Ostholstein auf Platz acht bei insgesamt fünfzehn Kreisen und kreisfreien Städten in Schleswig-Holstein. Sie stieg gegenüber 2019 um 0,8 Prozentpunkte. „Unsere Statistik-Experten haben errechnet, dass der „Corona-Anteil oder -Effekt“ 0,7 Prozentpunkte an der Gesamtquote ausmacht“, erklärt Wieczorek. Hierbei haben sie unterstellt, dass sich die Arbeitslosigkeit 2020 ohne Corona in den Monaten April bis Dezember in dem Maße wie im Vorjahr 2019 verändert hätte.
Vom generellen Anstieg der Arbeitslosigkeit waren alle Gruppen betroffen, sowohl die jüngeren wie auch ältere Menschen. Besonders deutlich fiel er bei den Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit aus. Bei ihnen lag die Arbeitslosenquote 2020 bei 18,7 Prozent, eine Zunahme um 2,2 Prozentpunkte zum Vorjahr. „Sie sind vielfach in den Bereichen tätig gewesen, die mit am stärksten von den Corona-Beschränkungen betroffen waren, wie zum Beispiel in der Gastronomie. Ebenso finden sich bei ihnen viele ungelernte Kräfte, die in wirtschaftlich schlechteren Zeiten erfahrungsgemäß am schnellsten den Arbeitsplatz verlieren“, so Wieczorek.
Stellenangebote
Deutlich zurückgegangen war während der Pandemie die Nachfrage nach Arbeitskräften. „Im April brach die Zahl der Stellenmeldungen regelrecht ein. Es wurden in dem Monat nur 102 neue Stellen gemeldet. Im Vormonat März waren es noch 281 gewesen. Danach stieg die Zahl wieder langsam an und erreichte im September mit rund 260 neuen Stellen wieder annähernd einen Wert wie vor Corona“, berichtet die Agenturleiterin. „Unser Stellenbestand sank 2020 teilweise bis zu über 20 Prozent unter den Vorjahreswert. Dies war deutlich und fiel im Vergleich zum Land Schleswig-Holstein zumindest nach der ersten Lockdown-Phase noch moderater aus. Leider haben sich Stellenbestand sowie die Neumeldungen zum Jahresende nicht erholen können und blieben unter dem Niveau wie vor Corona.“
Im Jahr 2020 blieben die Stellenmeldungen in allen Branchen unter dem Vorjahresniveau, nur aus zwei Bereichen gab es mehr Stellenmeldungen: „Öffentliche Verwaltung“ und „Kunst und Unterhaltung, sonstige Dienstleistungen und private Haushalte“. Im letztgenannten Bereich fiel das Stellenplus mit einem Plus 20 (122 zu 102 im Jahr 2019) zum Vorjahr (plus 19,6 Prozent) noch am deutlichsten aus.
Kurzarbeit
Dass der Verlust an Arbeitslätzen im Kreis Herzogtum Lauenburg nicht noch deutlicher ausfiel, hängt laut der Chefin der Oldesloer Arbeitsagentur vor allem mit der Kurzarbeit zusammen. „Sie war und ist das wichtigste arbeitsmarktpolitische Instrument zur Beschäftigungssicherung“, erklärt Wieczorek. Im Monat April 2020 lag die Inanspruchnahme der Kurzarbeit auf einem Höchstwert. „Fast 7.000 und damit gut jeder siebte Beschäftigte war von einem Arbeitsausfall und damit von Kurzarbeit betroffen.“
Die Kurzarbeiterquote – das Verhältnis der Zahl der Personen in Kurzarbeit bezogen auf die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten – betrug im Herzogtum im Monat Juni 10,2 Prozent und war die vierthöchste in Schleswig-Holstein. „Die Quote gibt das relative Ausmaß und die Bedeutung der Kurzarbeit an. Die hohe Quote im Lauenburgischen zeigt, wie wichtig das Instrument für die Sicherung der Arbeitsplätze war und ist. Genauso zeigt sie aber auch, dass die Unternehmen auf ihre Beschäftigten setzen und sie perspektivisch benötigen“, sagt die Agenturchefin.
Zur Struktur der Kurzarbeit:
Von Mai bis Juli 2020 (die aktuellsten drei Monate mit Daten zur tatsächlichen Kurzarbeit) haben im Durchschnitt 5.056 Beschäftigte im Kreis Herzogtum Lauenburg kurzgearbeitet, davon 2.527 Männer und 2.529 Frauen. Im Durchschnitt gab es in den drei Monaten in 742 Betrieben einen Arbeitsausfall.
Bei 34,2 Prozent der Kurzarbeitenden betrug der Arbeitsausfall bis zu 25 Prozent, bei 40,7 Prozent Beschäftigten lag der Ausfall zwischen 25 und 50 Prozent ihrer Arbeitszeit, bei 16,6 Prozent lag der Ausfall zwischen 50 bis 75 Prozent und bei 6,7 Prozent betrug er bis zu 99 Prozent. 100 Prozent und damit gar nicht arbeiten konnten 1,1 Prozent aller Kurzarbeitenden.
Mit der Anzahl von 1.911 Kurzarbeitenden waren die meisten in Kleinstbetrieben (bis 19 Beschäftigte) beschäftigt. Es folgen 1.283 von Kurzarbeit betroffene Beschäftigte in Kleinbetrieben mit 20 bis zu 99 Mitarbeitenden, 1.117 Kurzarbeitende in Mittelbetrieben mit 100 bis 499 Beschäftigten und 318 in Großbetrieben mit einer Mitarbeiterzahl von über 500. Für 427 Kurzarbeitende fehlte eine Angabe zur Betriebsgröße.
In 445 der insgesamt 742 Betriebe dauerte die Kurzarbeit bis zu drei Monate, in 286 Betrieben länger als drei bis zu sechs Monate und bei 11 über sechs Monate an.
Jedes fünfte Unternehmen, in dem in den Monaten Mai bis Juli 2020 kurzgearbeitet wurde, war ein Betrieb aus der Branche „Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen“. Der Anteil betrug genau 20,6 Prozent. Einen Anteil von 16,8 Prozent machten Betriebe aus dem Gastgewerbe aus. 10,6 Prozent der kurzarbeitenden Unternehmen kamen aus dem Bereich „Verarbeitendes Gewerbe“ und 8,9 Prozent aus dem Bereich sonstige Dienstleistungen / private Haushalte. Die verbleibenden Anteile von insgesamt 43,3 Prozent verteilen sich auf weitere dreizehn Wirtschaftszweige.
Fazit 2020:
Der Arbeitsmarkt im Kreis Herzogtum Lauenburg hat sich aus Sicht der Chefin der Agentur für Arbeit Bad Oldesloe trotz des Anstiegs der Arbeitslosigkeit insgesamt robust gezeigt: „Die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben viele Beschäftigte getroffen, sei es, dass sie nur kurzarbeiten konnten oder sogar ihren Arbeitsplatz verloren haben. Die Betroffenheit der Wirtschaftsbereiche gestaltete sich ganz unterschiedlich. Durch Kurzarbeit und wirtschaftliche Hilfsprogramme konnte Beschäftigung jedoch vielfach gesichert und eine noch höhere Arbeitslosigkeit verhindert werden. Ich hoffe, dass der Arbeitsmarkt im Kreis Herzogtum Lauenburg nach der Zeit der coronabedingten Beschränkungen zu seiner vorherigen Dynamik zurückfindet und den Menschen im Kreis wieder mehr Beschäftigungsmöglichkeiten bietet. Es zeichnet sich ab, dass gerade Fachkräfte auch zukünftig sicher gebraucht werden. Deshalb bleiben die Ausbildung junger Menschen sowie die Qualifizierung Ungelernter die Handlungsfelder der Zukunft.“