Gut gemeintes Weggucken oder wird Römnitz über den Tisch gezogen? – So
wird man sich fragen, wenn man tiefer in die Geschichte des Bauprojekts
„Ferienhäuser nahe Römnitzer Mühle“ einsteigt: Es wird seit über zehn
Jahren in der Kernzone des Naturpark Lauenburgische Seen, in
unmittelbarer Nähe zum besonders geschützten Natura-2000-Gebiet „Wälder
und Seeufer östlich des Ratzeburger Sees“ und innerhalb der als
überregional bedeutend ausgewiesenen dortigen Biotop-Verbundachse,
größtenteils in der Uferschutzzone und teilweise bis in den besonders
bedeutenden Steilhang hinein geplant und würde nach dem letzten
Planungsstand mit dreistöckigen Gebäuden knapp 12 Meter hoch das Gelände
überragen! Um den gebotenen Waldabstand einzuhalten, sollen Bäume, die
mit ihren Wurzeln derzeit den Hang absichern, gefällt werden!
Ein öffentliches Interesse daran besteht nicht, vielmehr gibt es
Privatinvestoren, denen nun mal die betreffenden Grundstücke gehören und
daher erfolgte auch zunächst gar nicht erst eine Alternativenprüfung.
Auf Druck unter anderem der Unteren Naturschutzbehörde nach einigen Jahren dann
doch – aber nachlesbar widerwillig, und mit fadenscheiniger
Argumentation wurden Alternativstandorte verworfen. Die Planung wurde
schon 2010 so aufgezogen, als habe das Dorf ein Interesse daran. Der
Kommunalaufsicht wurde 2013 „in einem persönlichen Gespräch versichert,
dass man seitens des Bürgermeisters und des Amtes nur bestrebt ist, das
ganze Projekt ohne weitere Probleme fortführen zu können.“ Eine neutrale
Interessenabwägung und Schutz der Gemeinde vor Schaden klingt anders.
Ich selbst habe die einseitige Beeinflussung der stimmberechtigten
Einwohner*innen mehrfach miterlebt.
Vorgeblich soll der Tourismus im Ort gefördert und das Restaurant
„Römnitzer Mühle“ mit den geplanten „Ferienwohnungen“ dann endlich
rentabel zu betreiben sein. Weder Bürgermeister noch Amtsvertreter
erklären, warum dann längst bestehende Ferienwohnungen seit Jahren zum
Dauerwohnen zweckentfremdet werden. Und warum stattdessen nachträglich
Energie darauf verwendet wurde, sie z.T. als „Betriebswohnungen“
umzudeklarieren. Pikanterweise betrifft dies gerade auch die (eigentlich
Ferien-)Wohnungen, deren Mieter nun wiederum wesentlich zur
Stimmenmehrheit für das Projekt in der Gemeindeversammlung beitragen.
Feriengäste könnten das nicht. Und in den neuen „Ferien“-Wohnungen? Es
wird bereits jetzt die Übergabe an eine Projekt- und eine
Betreibergesellschaft und die Aufteilung in Eigentumswohnungen
angekündigt – wie dann die Vermietung an wechselnde Feriengäste
langfristig sicherzustellen sein soll, wo das schon jetzt in bestehenden
Ferienwohnungen nicht eingehalten wurde, bleibt im Unklaren. Viel
wahrscheinlicher geht es einfach darum, das Ostufer des Ratzeburger Sees
häppchenweise zu verscherbeln. Das offen zu planen, wäre der Gemeinde
nicht erlaubt, hat unter anderem das Kieler Innenministerium mehrfach betont. Ein
anderer möglicher Verlauf wäre, dass dort Bauruinen entstehen, wie
jahrelang in Bäk. Da der Baugrund quellig nass ist, wurde eine
Bohrpfahlgründung als erforderlich festgestellt. Platz für die dazu
nötigen riesigen Maschinen ist dort nicht. Nach einem halben Jahrzehnt
scheinbarer Pause wird nun die Planung wieder öffentlich fortgesetzt.
Derzeit nachlesbar unter
https://www.amt-lauenburgische-seen.de/index.php/bauleitplanung-629.html
<https://www.amt-lauenburgische-seen.de/index.php/bauleitplanung-629.html>
Die Auslegung ermöglicht noch Einsprüche bis 22.01.2021 – es ist Zeit,
dem Treiben Einhalt zu gebieten!
Mit freundlichen Grüßen, Reinald Büchner-Jahrens