Ratzeburg (aa). Kürzlich wurden die Bauarbeiten zur Erneuerung der Domstraße fortgesetzt. Bereits in der Vergangenheit gab es unterschiedliche Meinungen zu dem Projekt bezüglich der Straßenausbaubeiträge, die von den Hausbesitzern der Straße zu zahlen sind. Neuerlich gibt es aber auch Unmut über den Zeitpunkt der Wiederaufnahme der Bauarbeiten. Herzogtum direkt sprach mit Björn Knabe, Hausbesitzer und Inhaber des Blumenladens ‚Bindekunst‘ in der Domstraße.
„Teilweise hat man das Gefühl, ernsthafte Probleme werden bei den Verantwortlichen hier in der Stadt nicht richtig wahrgenommen“, macht sich Björn Knabe gleich zu Beginn schon mal Luft, „Wir wurden (von der Wiederaufnahme der Bauarbeiten) nicht vorinformiert.“ Weiter erinnert er an die Belastungen der Gewerbetreibenden auf der Insel der letzten Jahre. „Zunächst war da der Ausbau der Pförtnerampel, dann die Umgestaltung des Marktplatzes, dann der finale Ausbau der ‚Südlichen Sammelstraße‘. Wir haben seit 16 Jahren im Schnitt alle vier Jahre eine Baumaßnahme, die den Verkehr auf der Insel einschränkt“, so der Florist weiter. In allen diesen Fällen hätte die Unternehmen auf der Insel wirtschaftlich zu leiden gehabt, so auch jetzt die Geschäftsinhaber der Domstraße. Knabe: „Während des Ausbaus, haben wir so gut wie keine Einnahmen.“ Die aktuelle Wiederaufnahme der Arbeiten ärgere ihn umso mehr, da die Unternehmen in diesem Jahr bereits schon durch die Corona-Pandemie große Einbußen hatten beziehungsweise haben. Er fährt fort: „Und nächste Jahr wird es noch schlimmer, weil dann alles aufgerissen wird. Und wir sollen das auch noch alles bezahlen. Hausbesitzer sind nicht per se immer reiche Menschen.“ Während der Straßenarbeiten habe er kaum Einnahmen, müsse sich aber auf einen Straßenausbaubeitrag voraussichtlich im fünfstelligen Bereich einstellen. „Über die genauen Zahlen hat man uns komplett im Dunkeln gelassen“, so Knabe. Eine Stundung des Betrages sei für ihn keine wirkliche Alternative, es seien nur „aufgeschobene Probleme“.
Auch über die Rolle des Bürgermeisters Gunnar Koech ist Björn Knabe nicht glücklich. „Ich habe dem Bürgermeister den Vorschlag für ein Gespräch gemacht, ich hätte ein Konzept und Ideen, wie wir das alles besser hinbekommen. Aber es kam darauf von ihm nichts, kein Gespräch. Ein Bürgermeister, der während des Wahlkampfes noch genau das Gegenteil versprochen hat. Nun bekommt er aus der Bevölkerung schon den Ball zugespielt, wie es anders laufen kann. Konkrete Ideen kann man doch mal aufgreifen als Bürgermeister.“
Wie genau lauten denn diese Ideen? Knabe: „Ich denke, ich rede für viele Hausbesitzer in der Domstraße, wenn ich sage: wir wollen ja zahlen, aber lasst uns solidarisch zahlen.“ So sei die Grundidee in Ratzeburg eine allgemeine jährliche Gebühr von allen Bürgern zu erheben, die vorbehaltlich für Straßenbauprojekte zur Verfügung stünde. „Wir brauchen als Gemeinschaft eher den Zusammenhalt, als dass wir immer mehr auseinander dividieren. Warum können wir diese Last der Straßenausbaubeiträge, die wenigen auferlegt wird, nicht auf viele Schultern verteilen? Alle zahlen in einen Pott.“ Auch für die Stadt hätten regelmäßige Zahlungen Vorteile. „Ich finde das besser als eine 20jährige Stundung meines Beitrags. Wenn ich stunde, muss die Stadt das Geld ja trotzdem erstmal irgendwo hernehmen, um den Ausbau zu bezahlen“, so Knabe weiter, „Die Zeichen der Zeit sind einfach da, einmal ehrlich darüber zu diskutieren und sich mal in die Lage der anderen zu versetzen.“ Seine Idee sehe er erstmal nur als einen Ansatz. „Aber lasst uns darüber reden“, stellt Björn Knabe abschließend als Aufforderung in den Raum.