Ratzeburg (aa). Die Saison mit Freiluftveranstaltungen neigt langsam aber sicher dem Ende zu. Gleichzeitig ziehen bundesweit die Corona-Fallzahlen wieder. Was also tun, wenn uns in den nächsten Monaten zuhause die Decke auf dem Kopf fällt? Burgtheater Geschäftsführer Martin Turowski und seine Theaterleiterin Annika Tonn haben da eine ganz einfache Lösung: Geht ins Kino! Herzogtum direkt ließ von beiden Cineasten einmal die Hygienemaßnahmen vor Ort zeigen.
„Es beginnt mit Desinfektionsmittelspendern im Foyer, auf den Toiletten sowie weitere für das Personal“, steigt Martin Turowski gleich in das Thema ein. Am Verkaufstresen hängen die inzwischen üblichen Plexiglasscheiben als „Spuckschutz“. Es gehe darum gleichermaßen Besucher und Mitarbeiter zu schützen. „Das Personal desinfiziert außerdem regelmäßig alles, was in der Regel so angefasst wird“, führt der Kinochef weiter aus. Dazu zählt alles von der Türklinke bis hin zur Tischfläche. Natürlich herrscht auch im Burgtheater Ratzeburg außer auf dem eigenen Sitz im Saal überall Maskenpflicht. Er ergänzt: „Aber die Maske muss ja eigentlich nur kurz getragen werden, wir haben keine langen Schlangen.“ So sei man schnell auf seinem Platz und später auch wieder draußen.
Apropos Platz: Im Kinosaal haben die Gäste selbstverständlich die aktuell geforderten Mindestabstände von 1,50 Meter zueinander. Aktuell gibt es zudem keine freie Platzwahl mehr. Wer online bucht oder die Tickets an der Kasse kauft, bekomme vom System automatisch seinen Platz zugewiesen. Das System blockiere dabei dann automatisch alle drumrum liegenden Plätze. Wer mehrere Karten auf einmal bucht, sitzt natürlich mit Freunden oder Familie auch weiterhin nebeneinander. „Wir nehmen natürlich auch die Kontaktdaten der Besucher auf und könnten später sogar nachvollziehen, wer wo gesessen hat. So müssten im Fall der Fälle nicht die Besucher eines ganzes Kinosaals in Quarantäne“, ergänzt Annika Tonn.
„Wir sind aktuell im Gespräch mit der Politik, dass in Kino der Abstand von 1,50 auf einen Meter verkürzt werden könnte“, stellt Martin Turowski in Aussicht. Aber erhöht das nicht das Risiko? „Wir haben im Kino so gut wie keine Aerosolbildung. Es wird im Kinosaal nur sehr wenig gesprochen, auf der Bühne nicht gesungen und die Lüftungsanlage sorgt dafür, dass die verbrauchte Luft nach oben abgesaugt wird. Das Kino ist da einer der sichersten Orte. Die Aerosolbildung ist aufgrund dieser Bedingungen 40 bis 50 Mal geringer als beispielsweise in einem Büro“, klärt Turowski auf und beruft sich dabei auf eine aktuelle Studie des Hermann Rietschel Instituts an der Technischen Universität Berlin. „Wir haben in den ersten Wochen nach der Wiederöffnung viel ausprobiert und teilweise nachjustiert“, so Turowski weiter. Zudem gäbe es noch weitere Stellschrauben, wie das Leiten der Zuschauerströme durch ein Einbahnstraßensystem oder das zeitversetzte Starten von Filmen in den Sälen, die jetzt noch gar nicht ausgereizt seien.
Von Zuschauerströmen können Kinobetreiber aktuell natürlich nur träumen. Im Burgtheater Ratzeburg seien einzelne Vorstellungen zwar gut besucht gewesen, allerdings auch nur in Relation der Umstände. So gilt nach aktueller Regelung eine Vorstellung als „ausverkauft“ von 70 von 350 Plätzen besetzt sind. Turowski: „Wir hoffen daher auf eine Erlaubnis bis zu 50 Prozent der Plätze anbieten zu dürfen. Natürlich weiter mit dem Ziel, dass niemand eng aneinander sitzt.“ Denn in Kürze kommen erst wieder die ersten großen Filmstarts, ein paar mehr Plätze würden die wirtschaftliche Situation des Kinos da ein klein wenig entspannen. „Wir hätten dann wirtschaftlich immer noch rote, aber nicht mehr so tiefrote Zahlen“, sagt Martin Turowski, der möglichst schnell wieder das Netz staatlicher Corona-Wirtschaftshilfen verlassen will (Herzogtum direkt berichtete).
„Kino ist ein sicherer Ort, wir tun alles dafür“, erklären Martin Turowski und Annika Tonn abschließend.