Ratzeburg/Hamburg (pm). Ab dem Pfingstwochenende öffnen viele Jugendherbergen in Schleswig-Holstein, Hamburg und dem nördlichen Niedersachsen nach mehr als zwei Monaten der pandemiebedingten Pause wieder ihre Türen. Mit erweiterten Hygienekonzepten freuen sich die Herbergsteams, endlich wieder Gastgeber sein zu dürfen. Auch in beliebten Reisezeiträumen sind noch Zimmer frei.
Welche Jugendherbergen öffnen jetzt wieder?
Nach einem Drei-Stufen-Plan öffnen in dieser Woche zunächst fünfzehn der 45 Jugendherbergen im Norden. Dies sind vor allem die besonders attraktiv gelegenen und familienfreundlichen Standorte. Dazu zählen Häuser direkt an Nordsee und Ostsee, an Seen und mitten in der Großstadt. Den Auftakt machen die Jugendherberge Hörnum im Süden Sylts und die Jugendherberge Hamburg „Auf dem Stintfang“ am Hafen der Hansestadt. Pünktlich zum Pfingstwochenende haben in Schleswig-Holstein die Jugendherbergen Bad Malente, Dahme, Fehmarn, Friedrichstadt, Glückstadt, Helgoland, Kappeln, Neumünster, Ratzeburg, Scharbeutz, List und Westerland auf Sylt wieder geöffnet. Im nördlichen Niedersachsen schlüpft die Jugendherberge Cuxhaven wieder in die Gastgeberrolle. Weitere Jugendherbergen werden folgen.
„Im zweiten Schritt werden zu den Sommerferien weitere Standorte geöffnet“, sagt Stefan Wehrheim, hauptamtlicher Geschäftsführer im DJH-Landesverband Nordmark e.V. Die Öffnungstermine der Jugendherbergen hängen von den Auflagen der Bundesländer und der individuell möglichen Umsetzung im jeweiligen Haus ab. „In der durch die Pandemie für uns angespannten wirtschaftlichen Situation müssen wir sehr genau prüfen, welche Öffnungen trotz der einschränkenden Auflagen wirtschaftlich tragbar sind. Jetzt freuen wir uns aber erstmal auf die ersten Gäste“, erläutert Wehrheim.
Unter www.nordmark.jugendherberge.de/geoeffnet können Interessenten stets den tagesaktuellen Stand inklusive allen Terminen und relevanten Reiseinformationen abrufen.
Wie sind die Jugendherbergen vorbereitet?
Für die Wiedereröffnung sieht sich der Landesverband gut aufgestellt. Gemeinsam haben Geschäftsführung, Qualitätsmanagement und Herbergen die Auflagen der drei Bundesländer, in denen der gemeinnützige Verein aktiv ist, intensiv studiert und ihre ohnehin schon strengen Hygienekonzepte auf die neuen Erfordernisse angepasst. Um Gäste und Mitarbeiter bestmöglich zu schützen, haben sie ihre Häuser und Abläufe individuell umgestaltet. So wurden unter anderem Laufwege abgewandelt und gekennzeichnet, die Essensausgabe neu organisiert, zusätzliche Desinfektionsläufe eingeplant, Mitarbeiter geschult sowie leicht verständliche Markierungen und Visualisierungen angebracht, damit Mindestabstände problemlos eingehalten werden können.
Die Herbergsteams haben in den vergangenen Tagen mit viel Vorfreude und Kreativität „gewerkelt“, um alles für den Neustart vorzubereiten. „Wir können es kaum erwarten, die ersten Gäste und damit wieder Leben im Haus zu haben“, freuen sich Inga und Philipp Heemeyer, die seit Anfang des Jahres die Jugendherberge Hörnum auf Sylt leiten. „Endlich gibt es wieder mehr Buchungen als Stornierungen. Das lässt unser Gastgeberherz höher schlagen.“
Was ist anders als bisher?
Neben den erweiterten Hygienemaßnahmen haben die Jugendherbergen auch ihre Zimmerbelegung angepasst. Jedes Zimmer bekommt eine eigene Dusche und ein eigenes WC fest zugeordnet. Viele Jugendherbergen halten bereits einige Zimmer mit eigenem Bad bereit, die unkompliziert belegt werden können. Eine Mehrbettbelegung ist aufgrund der Auflagen aktuell nur mit Gästen aus maximal zwei Haushalten in einem Zimmer möglich. Hinsichtlich Klassenfahrten und Gruppenreisen blickt man gespannt auf die weitere Entwicklung. „Wir schauen sehr genau, was möglich und sicher ist. Wir hoffen, so wenig Gästen wie möglich absagen zu müssen“, erläutert Wehrheim. Dennoch können vorerst viele Gruppenaufenthalte und Klassenfahrten nicht stattfinden.
Natürlich wird der Urlaub vor Ort an der einen oder anderen Stelle anders sein als sonst. „Wir alle werden unser Bestes geben, damit die Gäste ihren Aufenthalt genießen und sich von den vergangenen Monaten erholen können. Schließlich sind wir alle mit Herz und Seele Gastgeber“, verspricht Wehrheim.
Wer wird nun in Jugendherbergen reisen?
Der gemeinnützige Verein rechnet damit, dass vorwiegend Familien, Radfahrer, Erholungssuchende oder Kleingruppen in den nächsten Wochen in die Jugendherbergen zurückkehren. Gleichzeitig hofft er darauf, dass sich Urlaub in Norddeutschland in diesem Jahr einer besonders hohen Beliebtheit erfreut. Durch den Wegfall des Gruppengeschäfts sind an vielen Standorten noch Kapazitäten frei – auch in Regionen, die ansonsten schnell ausgebucht sind. Alle Jugendherbergen sind online buchbar.
Wie geht es für die Jugendherbergen im Norden weiter?
Trotz der Wiedereröffnungen bleibt die finanzielle Lage für den DJH-Landesverband Nordmark e.V. weiterhin angespannt. Die Umsatzverluste durch abgesagte Klassenfahrten, Chorfreizeiten, Trainingscamps und Ähnliches sind für den gemeinnützigen Verein nicht aufholbar. Selbst in positiven Prognosen plant er inzwischen nur noch mit etwa 390.000 anstatt der sonst üblichen mehr als eine Million Übernachtungen.
Gerade gemeinnützige Organisationen wie die Jugendherbergen im Norden sind besonders hart von der Corona-Krise getroffen, da sie kaum Rücklagen haben. Einen Rettungsschirm für sie gibt es – trotz guter Gespräche mit der Politik – bislang leider noch nicht. Derzeit unterstützt das Land Schleswig-Holstein den Landesverband mit einem Sonder-Darlehen von etwa 7,1 Mio. Euro bei seinen beiden großen Modernisierungsprojekten in den Jugendherbergen Büsum und Wittdün auf Amrum. Auf beiden Baustellen wird dank dieser Hilfe weiter gearbeitet – wenn auch teils verlangsamt durch Lieferverzögerungen und auflagenbedingte Änderungen.
Doch das gesamte Team – vom ehrenamtlichen Vorstand bis zu den Mitarbeitern in den Jugendherbergen – steht auch in diesen Zeiten zusammen und zeigt sich kämpferisch: „Der Wille des DJH-Landesverbands Nordmark, diese Krise zu meistern, ist ungebrochen. „Gemeinschaft erleben“ bleibt auch jetzt der Leitgedanke der Jugendherbergen, um auch zukünftig für wichtige Werte wie Bildung, Toleranz, Weltoffenheit und Inklusion einzustehen“, sind sich alle einig. Deshalb freuen sich die Jugendherbergen jetzt umso mehr über jeden einzelnen Gast, den sie begrüßen dürfen.