Herzogtum Lauenburg (aa/pm). Diakonisches Werk und Kreissparkasse Herzogtum Lauenburg (KSK) ziehen an einem Strang, wenn es um die Schuldner- und Insolvenzberatung geht. Mit knapp 26.000 Euro unterstützt das Kreditinstitut in diesem Jahr die Arbeit hier im Kreis. Dr. Stefan Kram (KSK) und Heiko Steiner (Diakonisches Werk) stellten das gemeinsame Engagement vor.
Die Fördermittel kommen aus der Lotterie Los-Sparen der Sparkassen in Schleswig-Holstein. Im Kreis profitiert in erster Linie das Diakonische Werk Herzogtum Lauenburg mit den drei Schuldnerberatungsstellen in Geesthacht, Mölln und Lauenburg von der finanziellen Unterstützung.
Ein Los der Lotterie kostet monatlich fünf Euro. Von dieser Summe spart der Kunde vier Euro im Monat an und bekommt den Sparanteil inklusive Zinsen jetzt kurz vor Weihnachten wieder ausgezahlt. Ein Euro ist der Lotterie-Einsatz, der dem Kunden bei fünfzehn Auslosungen im Jahr Gewinne im Wert von insgesamt 3,6 Millionen Euro in Aussicht stellt.
Ein Teil dieses Lotterie-Einsatzes fließt aber auch hier in den Kreis zurück. Jedes Jahr unterstützt die Kreissparkasse Herzogtum Lauenburg Projekte in Vereinen und Organisationen mit mehr als 50.000 Euro allein aus diesem Topf. Ein weiterer Teil kommt in Abstimmung mit dem Sparkassen- und Giroverband für Schleswig-Holstein der Schuldner- und Insolvenzberatung im Land zugute. „Wir sehen, dass auch die Privatinsolvenzen im Allgemeinen steigen. Da ist es gut, dass es so ein Angebot gibt“, erklärt Kram und ergänzt: „Wir fühlen uns da über das Kreditgeschäft hinaus regional und lokal verantwortlich.“
Hier vor Ort liegt diese Aufgabe in den Händen des Diakonischen Werkes Herzogtum Lauenburg, das dem Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg angegliedert ist. Seine Schuldnerberatungsstellen sind vom Ministerium für Soziales, Gesundheit, Jugend Familie und Senioren anerkannt. Die Beratungsfachkräfte kommen aus den Bereichen Sozialpädagogik, Psychologie, Sozialökonomie sowie Rechtswissenschaften und sind damit multiprofessionell aufgestellt. Mit Beratungsstellen ist man in Mölln, Lauenburg und Geesthacht präsent. „Wir haben jede Woche allein in Mölln rund zehn Ratsuchende. Die Nachfrage ist ungebrochen hoch“, weiß Juliane Müller, Leiterin der Schuldnerberatung zu berichten. Einmal pro Woche werde eine offene Sprechstunde ohne Voranmeldung angeboten. Ein Erstgespräch dauere rund eine Stunde. Zunächst gelte es für die Berater stets krisengezielt zu beraten und stabilisierend auf die jeweilige Lebenssituationen einzuwirken. „Es gibt immer eine Lösung“, macht Müller Mut, sendet aber auch den Appell, dass man im Idealfall zur Beratung kommen sollte, bevor man in die Überschuldung gerät. „In den letzten Jahren ist die Überschuldungsquote in Deutschland auf 6,9 Millionen Menschen gestiegen“, so Müller. Im Kreis Herzogtum Lauenburg seien rund zehn Prozent der Bevölkerung überschuldet. Rund 1.000 Betroffene pro Jahr erhalten Hilfe durch die Schuldnerberatung. „Es kann jeden treffen“, weiß Müller. Zu den Betroffenen gehörten auch immer mehr ältere Menschen. Die Zahl der über 70-Jährigen habe sich in den letzten Jahren fast verdoppelt. Sie geht aber von einer noch höheren Dunkelziffer aus, da bei älteren Menschen auf die Hemmschwelle sehr hoch sei und eine gewisse Scham bestehe, soziale Leistung in Anspruch zu nehmen und die finanziellen Probleme einzugestehen.
„Laut Schuldenatlas ist die Überschuldung von Privatpersonen in Deutschland im vergangenen Jahr zum fünften Mal in Folge angestiegen“, so Heiko Steiner vom Diakonischen Werk Herzogtum Lauenburg. Das zeige die große Notwendigkeit ihrer Arbeit sehr deutlich. Besonders die Altersüberschuldung, der boomende Niedriglohnsektor und die Zunahme von Ratsuchenden mit psychischen Erkrankungen sei ein wachsendes Problem. Diese Themen sind für die Kreissparkasse wichtige Ansatzpunkte. „Das Engagement dieser Beratungsstellen unterstützt manche unserer Kunden sehr sinnvoll bei der Regelung ihrer finanziellen Situation“, so der Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse Dr. Stefan Kram. Gerade beim Thema Altersarmut sei das oft eine hilfreiche Maßnahme. Besonders für Kunden, die durch den Tod eines Partners plötzlich in eine schwierige Lage geraten.
Ebenso wichtig sind die Präventionsmaßnahmen, die die Schuldnerberatung des Diakonischen Werkes seit Jahrzehnten mit hoher Nachfrage an den Schulen im Kreis durchführt. Die jungen Menschen werden so frühzeitig informiert und für das Thema Schulden sensibilisiert. Sie lernen mit der Verantwortung für ihre eigenen Finanzen klarzukommen. Die Arbeit zeigt Wirkung: die Überschuldung junger Menschen nahm im Jahr 2018 bundesweit ab.
Die Sparkassen in Schleswig-Holstein haben es sich auf die Fahnen geschrieben, mit den Erträgen aus der Lotterie Los-Sparen auch in den kommenden Jahren neben den vielen kleinen Projekten in Vereinen und Verbänden auch die Beratungsstellen regelmäßig zu fördern, damit diese so wertvolle Arbeit optimal fortgesetzt werden kann. Das bedeutet, dass die Menschen im Kreis mithelfen können, diese Summe noch zu vergrößern, denn von jedem Los kommt ein kleiner Teil dem Kreis und damit dem Leben hier vor Ort zugute. Steiner: „Wir freuen uns über diese verlässliche jährliche Zuwendung. Sie ist wichtig, um dauerhaft präsent zu sein und fachlich qualifizierte Arbeit bieten zu können.“