Geesthacht (pm). „Geesthacht wird Standort des neuen Instituts des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) für Maritime Energiesysteme. Der Bund stellt hierfür jährlich fünfzehn Millionen Euro bereit. Bereits Mitte 2020 kann mit dem Aufbau des neuen Instituts begonnen werden, in dem dann künftig etwa 90 Wissenschaftler arbeiten werden. Das neue Institut wäre das erste DLR-Institut in Schleswig-Holstein“, verkündet Norbert Brackmann, der als Koordinator der Bundesregierung für die maritime Wirtschaft im Bundeswirtschaftsministerium die Gründung eines solchen Instituts vorangetrieben hat.
„Das Institut soll sich mit der Entwicklung von energieeffizienten und emissionsarmen Schiffs-Antrieben jeder Größenordnung beschäftigen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den wasserstoffbetriebenen Brennstoffzellen-Batterie-Systemen. Grund hierfür ist, dass die Weiterentwicklung von Brennstoffzellen für maritime Anwendungen in der Schifffahrt und der maritimen Wirtschaft vor dem Hintergrund neuer und höherer Klimaschutzvorgaben eine immer wichtigere Rolle spielt. Die CO2-Emissionen des Schiffsverkehrs sind mit knapp drei Prozent der weltweiten Emissionen vergleichbar mit den Emissionen der Luftfahrt. Die Dekarbonisierung der Schifffahrt wird inzwischen auch in der Öffentlichkeit zunehmend als Herausforderung wahrgenommen. Da derzeit etwa 90 Prozent des Welthandels auf dem Seeweg erfolgen, dieses Volumen durch Globalisierung und Onlinehandel mit zwei bis drei Prozent jährlich steigt, und nicht zuletzt der Kreuzfahrttourismus weltweit boomt, handelt es sich bei der CO2-Reduktion des Schiffsverkehrs für Handel und Passagiertransport um eine bedeutende weltweite Herausforderung. Auch im Bereich der Sportboote, Yachten, Fähren und der Binnenschifffahrt müssen Schadstoffemissionen und Lärm zukünftig drastisch reduziert werden. Das DLR hat bereits verschiedene hybride Brennstoffzellensysteme entwickelt, unter anderem auf dem Kreuzfahrtschiff AIDAnova. Mit dem neuen zu gründenden Institut sollen die Kompetenzen weiter ausgebaut werden“, erläutert Norbert Brackmann den Gründungsgedanken des neuen Instituts.
„Die Forschung- und Entwicklungsarbeit des neuen DLR-Instituts wird aber nicht bei den Antrieben enden. Es sollen Konzepte für große Energiespeicher an Bord und entsprechende Versorgungsinfrastrukturen an Land für alternative Treibstoffe erarbeitet werden. Das neue Institut soll die gesamte Kette der Energieversorgung von Schiffen von der Versorgung mit Brennstoffen über deren Speicherung bis zur Bereitstellung von Strom, Wärme und Kälte an Bord als integrierte Systemarchitektur bearbeiten. Für diese Entwicklungsarbeiten ist zum einen der Aufbau eines multifunktionalen Prüfstands geplant, mit dem die Energiesysteme an Land unter realistischen Bedingungen erprobt werden können. Zum anderen soll für die Speicherung und Aufbereitung von Brennstoffen auf Schiffen und die Verbindung zur Versorgungsinfrastruktur im Hafen eine entsprechende Testinfrastruktur geschaffen werden“, informiert Norbert Brackmann.
„Das neue DLR-Institut für Maritime Energiesysteme passt hervorragend nach Geesthacht. Hier haben wir mit dem Helmholtz-Zentrum Geesthacht eine Spitzenforschungseinrichtung, die unter anderem bereit zur Wasserstoffspeicherung forscht. Beide Einrichtungen werden voneinander profitieren, ebenso Geesthacht und die ganze Region. Das Institut soll insbesondere zu Unternehmen aus den Bereichen Schiffbau, Werften und Zulieferer, Reedereien, Häfen und Herstellern von Brennstoffzellen eine enge Kooperation aufbauen und unterhalten. Aus den Kooperationen sollen gemeinsame Projekte folgen und perspektivisch auch Existenzgründungen hervorgehen. In unmittelbarer Nähe zum DLR-Institut wird dazu ein Minicampus eingerichtet werden, auf dem Startups in Verbindung zum Institut arbeiten können. Das Potenzial und die Wirtschaftskraft, die von dem neuen Institut ausgehen wird, sind enorm“, zeigt sich Norbert Brackmann mit Blick auf die Möglichkeiten, die sich für die Region und den maritimen Wirtschaftsstandort Schleswig-Holstein ergeben, überzeugt!
Für die Standortentscheidung spielten neben dem Helmholtz-Zentrum Geesthacht auch die vielen Kooperationen mit Hochschulen aus Hamburg und Schleswig-Holstein eine entscheidende Rolle. Das Kompetenzzentrum Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie an der Fachhochschule Lübeck, die Hochschule in Flensburg, die Fachhochschule in Kiel, die Technische Universität in Hamburg, die Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg, die Fachhochschule Westküste in Heide sowie das vom Bund geförderte Reallabor Westküste, in dem eine regionale Wasserstoffwirtschaft im industriellen Maßstab erprobt wird, bieten sich dem neuen Institut an.
„Das neue Institut wird das Gesicht der Region verändern. Mit dem Institut kommen über 90 hochqualifizierte Mitarbeiter nach Geesthacht, die hier nicht nur arbeiten, sondern auch vielleicht mit ihren Familien wohnen werden. Zahlreiche Studierende werden ebenso nach Geesthacht kommen. Unternehmen werden sich im Umfeld gründen und ansiedeln. Das alles braucht eine geeignete Infrastruktur. Dafür werden wir nun in der Kommunalpolitik sorgen“, sagt der Kommunalpolitiker Norbert Brackmann mit Blick auf die nächsten Aufgaben, den Weg für das neue Institut in Geesthacht zu ebnen.