Mölln (aa). Am heutigen 20. September 2019 gehen wieder weltweit zehntausende Schüler auf die Straße und streiken unter dem Motto „Friday for future“ für ein Umlenken der Klimapolitik. Dieses Mal rufen die jugendlichen Aktivisten auch erstmals explizit die Erwachsenen auf mit ihnen zu streiken. Einer, der diesen Ruf erhört hat, ist der Möllner Horst Grünwald. Er will bei der entsprechenden Zusammenkunft in Lübeck dabei sein. Allerdings bringt der politisch engagierte Künstler auch einen eigenen Appell für die deutsche klima-aktivistische Jugend mit.
„Als politisch engagierter Künstler nutze ich die ‚Freiheit der Kunst‘, um auf ein sozial-politisches Thema und Tabu in Deutschland von besonderer Qualität hinzuweisen. Es ist der schon Jahrhunderte lang bestehende soziale Grund-Widerspruch in Deutschland: Wenigen gehört sehr viel und der Bevölkerungs-Hälfte fast nichts“, so Grünwald. Der Widerspruch habe gerade in den letzten Jahrzehnten im Zuge fortschreitender Globalisierung und Dominanz des international spekulierenden Finanz-Kapitals besonders in Deutschland den gesellschaftlichen Zusammenhalt nachhaltig gefährdet. Grünwald: „In kaum einem anderen europäischen Land klaffen die Vermögen der sozialen Schichten derart auseinander wie in Deutschland.“
Dieser Widerspruch sehe laut Grünwald konkret so aus: Danach gehören der unteren Hälfte – also 50 Prozent – des Volkes nur zwei Prozent des Gesamtvermögens; den mittleren Schichten – das sind 40 Prozent der Bevölkerung – gehören 24 Prozent des Gesamt-Vermögens. Und den oberen zehn Projekt der Bevölkerung gehören 74 Prozent des Gesamtvermögens. Dazu Grünwald: „Ich beziehe mich bei den genannten Zahlen auf die statistischen Angaben des Instituts für sozial-ökologische Wirtschaftsforschung in München aus dem Jahr2017, isw-wirtschafts-info, Heft 51. Diese Verteilung ist aber weder natürlich oder normal, weder christlich, noch sozial, geschweige denn demokratisch zustande gekommen. Sie ist das Ergebnis einer jahrzehntelang betriebenen politischen Umverteilung von unten nach oben.“
Grünwald weiter: „Die Folgen und Ursachen der vom Menschen gemachten Klimaänderungen zu thematisieren und dafür die notwendige politische Maßnahmen national und international zu ergreifen, ist dringend geboten; aber ebenso dringend ist es, die sozialen Verhältnisse in Deutschland und hier insbesondere die soziale Spaltung auf Grund ungerechter Vermögensverhältnisse in den Fokus der politischen Agenda in Deutschland zu nehmen; beide Themen und Zielsetzungen dürfen nicht gegeneinander ausgespielt wer-den. Das eine ist mit dem anderen zu verknüpfen; für eine sichere Zukunft in sozialer und ökologischer Hinsicht. Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler, Bildungs- und Armutsforscher – ja selbst internationale Institutionen wie OECD und jüngst der IWF weisen die dafür politisch Verantwortlichen in Analysen und Vergleichsstudien immer wieder darauf hin, dass die seit Jahrzehnten bestehenden Politik-, Einkommens und Vermögensstrukturen in Deutschland der eigentliche Grund dafür sind, dass hier die Reichen immer reicher und die Armen immer mehr und ärmer werden. Trotz der wieder und wieder vollmundig versprochenen Chancengleichheit für alle Kinder und Jugendlichen in Deutschland. Aber das Gegenteil ist die Realität!“ Darum solle die bisher überwiegend von der Jugend getragene Klimabewegung in Deutschland sich auch aus ureigensten Interesse die bisher unerledigten Forderungen sozialer Bündnisse zu eigen machen und sie bei den Demonstrationen auf ihre Fahnen schreiben.
Horst Grünwald macht seinen Appell auch visuell sichtbar. Hierbei greift er die Idee seines ehemaligen Kunstdozenten KP Brehmer von Ende der 70er Jahre auf. Dieser hatte mit der Korrektur der Nationalfahne die ungleichen Vermögensverhältnisse sichtbar gemacht. Grünwald hat nun rund 40 Jahre später eine aktualisierte, überarbeitete Version dieser Fahne erstellt, die er beim Klimastreik präsentieren wird. Seinen Appell sehen Sie auch im folgenden im Video, weitere Ausführungen sind seinem Flugblatt zu entnehmen: FahnenAppellFlugblatt.