Ratzeburg (pm). Ende gut alles gut. Nach einem doch etwas verkorksten Vorlauf hat es der deutsche U19-Achter mit der Ratzeburgerin Janne-Marit Börger an den Steuerseilen doch noch auf das Siegerpodest der Junioren-Weltmeisterschaft (JWM) 2019 in Tokio geschafft. „Zwei, drei Schläge mehr“, so die überglückliche Janne-Marit, „und wir hätten die Chinesinnen vielleicht sogar noch gehabt“. So aber wurde es die Silbermedaille für das deutsche Juniorinnenteam. „Wir hatten in unserer Vorbereitung fest eine Medaille angepeilt, Gold war natürlich der Traum, aber die Silbermedaille ist völlig ok, so Janne-Marits abschließendes Resümee zu der wohl weitesten Reise ihres Lebens in ihr sportliches Glück.
Dabei hatte die Reise alles andere als optimal begonnen. Die JWM war vom internationalen Ruderverband wieder als Test für die Olympischen Spiele im kommenden Jahr in Tokio vorgeschaltet worden, um die Bedingungen zu testen. Nach den Schwierigkeiten des Teams dort einzutreffen, empfanden die Teilnehmer die 38 Grad Außentemperatur angesichts der geringen Luftfeuchte wohl als akzeptabel. Schwieriger war es jedoch, die extrem windlastige Regattastrecke in den Griff zu bekommen, die in Tokios bedeutendem Hafen und unterhalb der Start- und Landebahn des Flughafens gelegen ist: „Beim Start des Vorlaufs düste plötzlich ein Flugzeug über uns hinweg und gleichzeitig schlugen Wellen so heftig ans Boot, wie wir es nicht gewohnt waren. Da haben dabei den Start vermasselt“, erinnert sich die 17jährige Janne-Marit ungern an den Start ihres WM-Debütes. „Wir waren dann alle richtig down. Aber unser Trainer Ralf Wenzel und auch meine Familie vor Ort haben mich wieder richtig fit gemacht. Die anderen waren es dann auch. Wir waren dann sogar richtig heiß auf das Finale“, erinnert sie sich dankbar für die vor Ort gewährte Unterstützung.
Im Finale liefen dann die ersten 1.000 Meter zwar nach Plan A, bis dann aber überraschend die Chinesinnen am deutschen Achter vorbeizogen. „Als Steuerfrau habe ich die Taktik des Trainers im Boot umzusetzen und muss die Mannschaft motivieren. Ich bin der kühle Kopf für die anderen, die ja keine Zeit für taktische Überlegungen haben“. Als der Gegensprint nicht fruchtete, ließ Janne-Marit den Achter noch mal Luft holen und setzte zum Zieleinlauf noch einmal zu einem Abschlusssprint an. Der holte auch kräftig auf, reichte aber an diesem Tag nicht, den auch physisch starken Chinesinnen die Goldmedaille vor der Nase wegzuschnappen.
Die Silbermedaille im Koffer und die Erinnerung, ihren Juniorinnen-Achter in den Bahnen gesteuert zu haben, in denen in knapp einem Jahr der „Deutschland-Achter“ der Männer hoffentlich auf Medaillenkurs gehen wird, sind Janne-Marit aber Reiseandenken genug. Nun lernt die Steuerfrau des Juniorinnen-Achters erst einmal das Steuern von Fahrzeugen an Land und macht ihren Führerschein. Vorher steht dann aber noch die Siegesfeier ihres Ratzeburger Ruderclubs am 27. September an, die unter anderem zu Janne-Marits außergewöhnlichen Erfolg gegeben wird.
Zuletzt hatte übrigens ihr Trainer Tim Berent im Jahre 2007 als Steuermann eines Vierers eine JWM-Medaille aus China nach Ratzeburg geholt. Geteilte Freude ist doppelte Freude. In diesem Sinne teilen derzeit viele die Freude an Janne-Marits Triumph in Tokio.