Mölln (aa). Mit Street-Art Kalligraphie verziert Heidrun Kuretzky aktuell das Straßenpflaster in der Innenstadt von Mölln. Start der Aktion war gestern (24. Juli) Abend auf dem Bauhof.
„Ich habe schon auf Asphalt geschrieben in Borstorf zu einer Ausstellung. Da hat das satte zwei Jahre gehalten. Hier ist das natürlich ein Experiment auf dem Backstein. An jedem Ort hier in Mölln, wo wir jetzt schreiben, ist ein anderer Stein verlegt. Also müssen wir sehen, wie die Oberfläche, wie die Saugfähigkeit ist“, sagt Heidrun Kuretzky, die mittels Pinsel und weißer Acrylfarbe geschwungene große Buchstaben auf das Pflaster bringt.
„Die ganze Aktion ist im Rahmen des Geburtstages des Lauenburgischen Kunstvereins, der 35 Jahre alt geworden ist“, so die Borstorfer Künstlerinnen über den Hintergrund ihrer Performance. Die Texte, die sie jetzt in der Eulenspiegelstadt verteilt, haben dementsprechend auch alle einen Bezug zur Kunst im Allgemeinen. Kuretzy: „Es gab die Idee, hier in der Stadt ein paar Sätze zu hinterlassen, wo man ‚anstösst‘ – wie Stolpersteine vielleicht Stolpersätze, die hier im ungewohnten Raum stehen. Es soll mal eine überraschende Begegnung sein, andere Arten von Texten, in einem anderen Raum.“ Als Kaligraphin finde sie es zudem reizvoll auch mal andere Flächen als DIN A Formate zu beschreiben.
„Wir haben die Texte jeweils für den Ort ausgesucht“, erklärt Heidrun Kuretzky weiter, „Wir hatten eine größere Auswahl und haben es auf das Machbare reduziert.“ Die ersten beiden Texte, auf dem Bauhof, sind von ihrem Mann, Hans Kuretzky. So ist nahe des Zebrastreifens zur Bergstraße „Das eigentliche Kapital dieser Stadt ist die Kunst.“ zu lesen. Zur Hauptstraße hin steht: „KunstStoff ist überbewertet.“
Die weiteren Texte und Orte, die im Laufe der kommenden Tage folgen werden:
„Kunst muß man nicht verstehen, sondern erleben.“ (Hans Kuretzky) – Eingang zum Kurpark, von der Bergstraße kommend, auf Pflastersteinen
„Die Phantasie in ihrem höchsten Flug, – Sie strengt sich an und tut sich nie genug. – Doch fassen Geister, würdig tief zu schauen, – Zum Grenzenlosen grenzenlos Vertrauen.“ (Johann Wolfgang von Goethe) – vom Stadthaus zur Bücherei
„Kunst ist ein Urbegriff, erhaben wie die Gottheit, unerklärlich wie das Leben, undefinierbar und zwecklos.“ (Kurt Schwitters) – obere Marktstraße, Schreibrichtung zum Rathaus, weiter vor dem Rathaus Richtung Treppe zur Kirche.
„Die Kunst ist eine Tochter der Freiheit.“ (Friedrich Schiller) – auf der Brücke, Beton, Mühlenplatz.
„Die Texte sollen anregen, mal einen anderen Gedanken zu haben“, so Heidrun Kuretzky abschließend.