Poggensee (pm). Zweimal im Monat treffen sich die Frauen und Männer der Freiwilligen Feuerwehr Poggensee zum Dienst – gemeinsames Üben und Ausbilden stehen auf dem Programm. Der letzte Dienst war ungewöhnlich: Unter fachkundiger Aufsicht zerlegten die Feuerwehrler einen alten Golf, damit es im Notfall nicht zu lange „klemmt“.
Der alte VW Golf kommt mit hoher Geschwindigkeit von der Landstraße ab. Vier-/fünfmal überschlägt er sich und bleibt dann auf dem Dach liegen. Innerhalb kurzer Zeit ist das erste Martinshorn zu hören. Die eintreffenden Rettungskräfte sichern die Unfallstelle ab und verschaffen sich dann ein Bild von der Lage. „So könnte ein mögliches Szenario aussehen“, erklärt Marcus Hinze von der Freiwilligen Feuerwehr in Breitenfelde. Er will heute den Kameradinnen und Kameraden der Nachbarwehr aus Poggensee zeigen, welche Möglichkeiten der sogenannten technischen Hilfe sie bei einem Autounfall haben. „Ihr erkennt, im Golf befindet sich noch eine Person – wahrscheinlich sind die Beine eingeklemmt, ggf. schlimmere Verletzungen. Die Türen bekommt ihr aufgrund des Unfalls nicht so einfach auf. Was macht ihr?“
Marcus Hinze ist besonders im Bereich der technischen Hilfe der Feuerwehr sehr erfahren. Er zeigt den Feuerwehrleuten aus Poggensee wie sie mit ihren vorhandenen Arbeitsmitteln das Fahrzeug stabilisieren und absichern – Grundvoraussetzung für eine schnelle, aber dennoch schonende Rettung des Golf-Fahrers. Mit Schläuchen, Schlauchbrücke und Steckleiterteilen stützen die Feuerwehrleute aus Poggensee den Unfallwagen ab. Dann geht der erste Feuerwehrmann über die Heckklappe rein und schaut sich den Verletzten genauer an. „Jetzt seid ihr eigentlich schon fast mit euren Möglichkeiten am Ende“, schließt Hinze diesen Teil der Übung ab, denn die Feuerwehr aus Poggensee hat nicht die Ausstattung zur technischen Hilfe, die Breitenfelde vorweisen kann.
Hinze geht im Anschluss an das Einsatzfahrzeug seiner eigenen Wehr aus Breitenfelde und erläutert die Mittel der technischen Hilfe, die auf dem Fahrzeug vorhanden sind. „Das ist schon deutlich mehr an Möglichkeiten als unser ‚kleines‘ Fahrzeug bietet“, erläutert Nicole Saß, die stellvertretende Wehrführerin aus Poggensee. „Aber im nächsten Jahr bekommen wir ein anderes Fahrzeug, mit dem wir im Herzogtum Lauenburg erheblich mehr Fähigkeiten zur Verfügung stellen können.“
Im zweiten Teil der Ausbildung arbeiten die Poggenseer mit dem Gerät aus Breitenfelde. Mit dem hydraulischen Spreitzer oder dem Schneidgerät rücken sie dem Golf zu Leibe. Jeder der Feuerwehrfrauen und -männer hat die Möglichkeit, sich am Unfallwagen mit dem Rettungsgerät auszuprobieren. „Bei einem Gewicht des Gerätes von rund 20 Kilogramm, 24 Grad Außentemperatur und der kompletten Schutzausrüstung mit Helm, Handschuhen etc. ist das kein Geschenk“, gibt einer der Teilnehmer, schwitzend und mit rotem Kopf unter seinem gelben Feuerwehrhelm, zu. Fünf Minuten Arbeit bedeuten jetzt größte körperliche Anstrengung. Im Ernstfall rettet dies aber hoffentlich einem Unfallopfer das Leben.
Innerhalb der nächsten Dreiviertelstunde wird aus dem VW Golf ein Auto ohne Dach und Türen – alles wird abgetrennt und danach sauber auf die Seite abgelegt. Als letztes trennen die Teilnehmer noch das Lenkrad von der Lenkstange, dann bereiten sie die Ausrüstung nach – das ist wichtig, denn niemand weiß, wann der nächste Einsatz stattfindet. „Das war ein super Dienst,“ resümiert einer der Teilnehmer, „anstrengend, aber super lehrreich und echt kurzweilig.“ „Wir hoffen, dass wir mit solchen außergewöhnlichen Ausbildungen neue Mitglieder gewinnen können,“ erklärt Henning Wateler, stellvertretender Gruppenführer in der Poggenseer Wehr. „Wir gestalten seit diesem Jahr auch die Dienste flexibler. Einen pro Monat unter der Woche, einen am Wochenende, damit alle aktiven die Möglichkeit haben, sich weiterzubilden bzw. in Übung zu bleiben.“ Spätestens nächstes Jahr wird das wichtig werden, denn mit dem neuen Feuerwehrfahrzeug bieten sich zusätzliche Einsatzmöglichkeiten. Da braucht die Feuerwehr Poggensee jede einsatzfähige Frau oder Mann.