Kiel/Herzogtum Lauenburg (pm/aa). Im Jahr 2018 hat es insgesamt in Schleswig-Holstein 90.711 Verkehrsunfälle gegeben und damit 0,7 Prozent mehr, als im Jahr zuvor. Das geht aus dem Verkehrssicherheitsbericht hervor, den Innenminister Hans-Joachim Grote gestern (04. März) in Kiel vorgestellt hat. Auf den Kreis Herzogtum Lauenburg heruntergebrochen war sogar ein Anstieg um 1,4 Prozent zu verzeichnen.
Die Zahl der bei den Unfällen Verletzten ist um 1,6 Prozent auf 15.903 zurückgegangen. Einen deutlichen Anstieg gab es laut Grote allerdings bei den Verkehrstoten: „Bei der Vorstellung der Verkehrsunfallstatistik im vergangenen Jahr konnte ich eine erfreuliche Mitteilung machen: Mit 100 Verkehrstoten hatten wir die niedrigste Zahl an Verkehrstoten seit der Einführung dieser Statistik. In diesem Jahr haben wir mit 122 Verkehrstoten leider wieder etwa die Zahl an Opfern zu beklagen wie in den Jahren seit 2010. Zum Vergleich: 1999 kamen noch 265 Menschen im Straßenverkehr ums Leben.“ Etwas anders verhält es sich im Kreis Herzogtum Lauenburg. Hier stieg die Zahl der Verletzten auf 844, das sind 35 mehr als im Vorjahr. Die Zahl der Unfalltoten nahm hingegen um drei Personen ab, so verloren in 2018 noch vier Personen bei Verkehrsunfällen ihr Leben.
Immer mehr schwere Unfälle seien in den Städten zu verzeichnen. Ein Grund dafür könne die Zunahme des Fahrradverkehrs sein: „Jeder vierte Verunglückte im Straßenverkehr war 2018 ein Radfahrer. Wir haben hier den höchsten Wert seit Auswertung dieser Verkehrsteilnehmer. Die Anzahl der Verkehrsunfälle unter Beteiligung von Pedelec-Fahrern ist um mehr als 50 Prozent auf 584 angestiegen. Deshalb fordere ich alle Verkehrsteilnehmer zur Beachtung der Verkehrsregeln auf und appelliere an die gegenseitige Rücksichtnahme.“ Sehr erfreulich ist nach Angaben des Innenministers die Entwicklung der Unfallzahlen, an denen junge Fahrer beteiligt waren: „Die Zahl der Verkehrsunfälle unter Beteiligung Junger Fahrer und auch die Zahl der Verunglückten sind im vergangenen Jahr deutlich zurückgegangen. Insgesamt sind junge Fahrer, gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil, immer noch überdurchschnittlich häufig am Unfallgeschehen beteiligt, aber das begleitete Fahren hat hier in den vergangenen Jahren doch deutliche Erfolge gebracht.“ Im Herzogtum Lauenburg waren es 1,3 Prozent weniger als im Vorjahr.
Wichtig ist für Grote im Einsatz für mehr Sicherheit im Straßenverkehr eine verstärkte Prävention. Vor allem die jüngsten Verkehrsteilnehmer, die Kinder müssten besonders geschützt und vorbereitet werden: „Die Landespolizei hat im vergangenen Jahr den Aspekt der Verkehrsunfallprävention deutlich stärken können. Seit einem Jahr sind alle drei Handpuppenbühnen der Landespolizei wieder spielfähig. Damit können wir den Kindern wieder überall im Land das richtige Verhalten im Straßenverkehr spielerisch beibringen. Zusätzlich setzt die Polizei vor sensiblen Orten wie Kindergärten und Schulen auf konsequente Geschwindigkeitsüberwachung in den 30er-Zonen.“
Um die Verkehrssicherheitsarbeit weiter ausbauen zu können, würden im Rahmen der Verstärkung der Landespolizei in den kommenden Jahren 20 zusätzliche Planstellen der spezialisierten Verkehrsüberwachung zugutekommen, erklärte der Innenminister: „Wir setzen damit ein Zeichen und machen deutlich, wie wichtig diese Aufgabe für uns ist. Sicherheit im Straßenverkehr geht uns alle an. Wir alle sind auf sichere Straßen angewiesen. Die Landespolizei wird auch in der Zukunft ihren Anteil dazu beitragen.“
Weitere wesentliche Feststellungen 2018
Gesamtüberblick
Die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle in SH ist im letzten Jahr auf 90.711 gestiegen (+0,7 %), die Zahl der Verletzten ging zurück (15.903; -1,6 %).
Auf den Bundesautobahnen: Die Verkehrsunfallzahlen auf den Bundesautobahnen sind das erste Mal seit fünf Jahren wieder gesunken. Im vergangenen Jahr wurden noch 5.077 (-8,7%) Verkehrsunfälle registriert. Insgesamt verunglückten 1.198 (-1,8%) Unfallbeteiligte, davon wurden 13 getötet. Damit verstarb im vergangenen Jahr ein Verkehrsteilnehmer mehr auf den Bundeautobahnen als das Jahr zuvor. Autobahnunfälle haben einen Anteil von 5,6% am Gesamtunfallgeschehen. Nichtangepasste Geschwindigkeit ist nach wie vor die Unfallursache Nr. 1 auf den Autobahnen.
Außerhalb der Bundesautobahnen: Die meisten Unfälle geschehen innerorts (73,5% der Verkehrsunfälle außerhalb der Bundesautobahnen). Hier verunglückten 70,6% der Unfallbeteiligten leicht und 52,3% schwer. Lediglich 26,6% der Unfalltoten wurden innerhalb geschlossener Ortschaften getötet.
Außerhalb geschlossener Ortschaften ereigneten sich 26,5% aller Verkehrsunfälle (außerhalb BAB). Hier wurden 29,4% der Menschen leicht und 47,7% schwer verletzt. Hier ist auch das Risiko, bei einem Unfall getötet zu werden, am höchsten.
Hauptunfallursachen: Die drei Hauptunfallursachen auf dem gesamten Straßennetz bleiben wie in den Jahren zuvor unverändert. Vorfahrtsmissachtungen wurden bei 17% und Fehler beim Abbiegen bei 17% der Verkehrsunfälle am häufigsten als Unfallursachen festgestellt. Danach wurde die nicht angepasste Geschwindigkeit bei 12% der aufgenommenen Verkehrsunfälle ermittelt.
Ausblick
2018 hat die Landespolizei Schleswig-Holstein unter dem Motto „Runter vom Gas – Finger vom Handy“ einen Überwachungs- und Aufklärungsschwerpunkt gelegt und sich an bundes- und europaweiten Kontrollen beteiligt. „Ziel ist nach wie vor die Bekämpfung von Ablenkung im Straßenverkehr, beispielsweise durch Handy, Smartphone oder Tablet. Der Abschreckungseffekt durch die deutlich verschärften Geldbußen wird mit hohem Kontrolldruck wirksam gemacht. Dazu sind die folgenden Zahlen beeindruckend und erschreckend: Die Landespolizei hat im letzten Jahr 16.509 Verstöße aufgedeckt, das ist eine Steigerung von 31 % gegenüber dem Vorjahr. Ablenkung ist nach wie vor eine zunehmende und oft unterschätzte Gefahr im Straßenverkehr“, erklärte Landespolizeidirektor Michael Wilksen.
Zur Verbesserung des Lagebildes wird die Unfallursache Ablenkung in die offizielle bundeseinheitliche Unfallstatistik aufgenommen. Dies ist maßgeblich durch die Landespolizei Schleswig-Holstein forciert worden und wird 2020 umgesetzt sein.
Die Landespolizei erprobt neue Technik zur Verkehrsüberwachung: Im Februar, März und April dieses Jahres wird der „Enforcement Trailer“ auf den Autobahnen im Land in Baustellen und an Unfallschwerpunkten getestet. „Wir erhoffen uns dadurch, eine Senkung der Unfallbelastung und ein insgesamt moderateres Geschwindigkeitsniveau. Die ersten Ergebnisse in Hinblick auf den Messbetrieb waren sehr vielversprechend. Die Zahl der festgestellten Verstöße war hoch, wir werden die Erprobung fortsetzen, um weitere Erkenntnisse zur Wirksamkeit und den notwendigen Maßnahmen zur Abarbeitung der Verstöße zu sammeln“, so Polizeidirektor Axel Behrends, der im Landespolizeiamt für Verkehrssicherheitsabriet zuständig ist.
Seit Sommer 2018 besteht für Betroffene im Bußgeld- und Verwarngeldverfahren die Möglichkeit, sich über das Internet online zu den Vorwürfen zu äußern und Beweisfotos einzusehen. Das entlastet die Verwaltung und erspart den Bürgerinnen und Bürgern Zeit und Porto. Mittlerweile werden 25 Prozent der Anhörungen (200 Briefe täglich) auf diese Weise abgewickelt. Dies ist ein wichtiger Schritt zum E-Government und effizienten Verwaltungsverfahren. Ziel wird es sein, zukünftig auch online das Verwarngeld bezahlen zu können.
Die Landespolizei wird das gesamte Jahr über einen besonderen Schwerpunkt auf die Überwachung des Güterkraftverkehrs legen. Von zehn europaweiten Kontrollwochen werden vier den Schwerpunkt gewerblicher Güter- und Personenverkehr haben. Wie kommt es zu dieser Schwerpunktsetzung? Die Zahl der Verkehrsunfälle unter Beteiligung von Güterkraftfahrzeugen ist im Jahr 2018 zwar leicht zurückgegangen, dennoch wurden mehr Menschen bei diesen Unfällen verletzt (+2,7 %). LKW-Unfälle sind besonders schwere Unfälle. Deshalb wird die Landespolizei diesen Kontrollbereich intensivieren und personell verstärken.
Darüber hinaus wird Schleswig-Holstein 2020 die Federführung für die bundesweite Verkehrssicherheitsaktion „sicher.mobil.leben“ übernehmen und hier einen Schwerpunkt setzen.
Den Verkehrssicherheitsbericht finden Sie im Internet unter https://www.schleswig-holstein.de/DE/Landesregierung/POLIZEI/Polizei_node.html