Ratzeburg (aa/pm). An der Seedorfer Straße in Ratzeburg wird ab dem Jahr 2020 ein neues Wohngebiet entstehen, um den Bedarf an Mietwohnungen in der Stadt zumindest teilweise abzudecken. Mit der gemeinnützigen Kreisbaugenossenschaft und der Raiffeisenbank Ratzeburg werden zwei regionale Unternehmen direkt südlich an den Friedhof angrenzend, ein zirka zwei Hektar großes Grundstück von der Stadt Ratzeburg beziehungsweise der Kirchengemeinde St. Petri erwerben. Die Unterzeichnung des Erschließungsvertrages erfolgte am gestrigen Dienstag (29. Januar) im Ratzeburger Rathaus.
„Der Bedarf an Mietwohnungen in Ratzeburg ist enorm groß“, wusste Bürgermeister Rainer Voß zu berichten. Bis zum Jahr 2030 sei aktuellen Schätzungen nach in der Kreisstadt ein Mehrbedarf von zirka 970 zu decken. „Wir freuen uns jetzt mit der Kreisbaugenossenschaft und der Raiffeisenbank Ratzeburg zwei ideale Partner für die Bauträgerschaft gefunden haben. Das ist ein großer Schritt zur Daseinsvorsorge, was das Wohnen in Ratzeburg angeht“, so Voß weiter.
Die Geschäftsmodelle der beiden Erschließungspartner orientieren sich an regionalen Bedürfnissen und setzen auf Menschen und Unternehmen aus der Region. So sollen auf einer Fläche von rund 9.000 Quadratmeter Wohnungen, geplant von einem Möllner Architekturbüro, entstehen, die im Eigentum der Kreisbaugenossenschaft beziehungsweise der Raiffeisenbank Ratzeburg bleiben und den Ratzeburger Bürgern zur Verfügung gestellt werden. Dabei wird knapp die Hälfte der Wohnungen öffentlich gefördert gebaut werden. „Wir wollen in Ratzeburg als Vermieter langfristig auftreten“, bestätigte Thomas Naß, Vorstand der Raiffeisenbank Ratzeburg. Bereits vergangene Woche kündigte er weitere Wohnbauprojekte seiner Bank in Ratzeburg und Ziethen an (Herzogtum direkt berichtete).
So tragen die Bauherren in der Seedorfer Straße dazu bei, dass in Ratzeburg bezahlbarer Wohnraum entsteht beziehungsweise Wohnraum bezahlbar bleibt. Bis 2022 sollen rund 120 Wohnungen fertig gestellt sein. Die durchschnittliche Miete wird mit rund neun Euro pro Quadratmeter angegeben. Die barrierefreien Wohnungen werden zwischen 50 und 100 Quadratmeter groß sein. Das äußere Erscheinungsbild der neun Gebäude wird sich gleichen. Zudem werden die öffentlich geförderten Wohnungen in den Gebäuden gestreut verteilt, um ein heterogene Verteilung von Mietern unterschiedlichen Einkommens zu erreichen. Der Wohnmix aus Ein-, Zwei-, Drei- und Vierzimmerwohnungen soll es Familien aller Haushaltsgrößen ermöglichen, dort Wohnungen zu beziehen. Durch die Integration eines neuen Kindergartens für die Kirchengemeinde St. Petri in das Baugebiet wird der familienfreundliche Zuschnitt des gesamten Gebiet angerundet.
Im März diesen Jahres muss der Erschließungsvertrag noch die Stadtvertretung passieren. „Wir haben keinerlei Zweifel, dass der B-Plan so jetzt rechtskräftigt wird“, sagte Herbert Köster, Vorstandsmitglied der Kreisbaugenossenschaft, „Aufgrund von Einsprüchen wurden bei den Planungen schon deutliche Abstriche gemacht.“ Belange von Anwohnern und Umwelt seien beachtet wurden. Köster: „Das Auslegeverfahren war sehr hilfreich.“ Bürgermeister Voß ergänzte: „Wir haben alle Eingaben sehr Ernst genommen.“ Der derzeit in der Auftstellung befindliche Bebauungsplan wurde nach intensiven Diskussionen mit den Bürger der Stadt von den politischen Gremien deutlich verändert, um den berechtigten Belangen nach Lärmschutz, Verkehrssicherheit und den umweltrechtlichen Aspekten Rechnung zu tragen.
Alles in Allem werden beide Bauherren rund 23 Millionen Euro in Ratzeburg investieren. Die öffentlich geförderten Wohnungen werden mit Unterstützung des Landes Schleswig-Holstein finanziert.
Nach Fertigstellung des Baugebietes werden durch die Erschließung der rückwärtigen Grundstücke in der angrenzenden Memeler Straße und der Köngisberger Straße zusätzliche Bauflächen als Einfamiliengrundstücke genutzt werden können.