Dassendorf (pm). Am Dienstagabend luden die Landtagsabgeordnete Kathrin Wagner-Bockey (SPD) und die SPD Dassendorf zur Podiumsdiskussion zum Thema „Kitareform – Wohin steuert unser Land?“ nach Dassendorf ein. Die vier geladenen Gäste Serpil Midyatli (Kitapolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion), Jana Abouadaoui (Studiendirektorin am BBZ Mölln), Benjamin Bhaumick (Kreiselternvertreter) und Maret Brunnert (Leiterin einer Hamburger Kita) stellten sich den Fragen der Gastgeberin Wagner-Bockey und der rund 35 Anwesenden.
Die hohen Kitagebühren, die Eltern in Schleswig-Holstein zahlen müssen, standen an diesem Abend im Vordergrund. Bhaumick, der auch im Landeselternbeirat tätig ist, benannte diese als größtes Problem. Er machte deutlich, dass Qualitätssteigerungen im Moment nicht im Fokus der Eltern stünden, weil hier in den letzten Jahren viel passiert sei. In einigen Kitas seien die Gebühren um bis zu 25 Prozent gestiegen, das drückt die Eltern sehr. Deutlich wurde in diesem Zusammenhang Serpil Midyatli: „2013 haben Eltern bundesweit einen Rechtsanspruch auf eine Kitaplatz erhalten. Wir haben damals unter der Küstenkoalition 13.000 neue Kitaplätze geschaffen, die dankend angenommen worden sind. Nun setzen wir uns als SPD-Landtagsfraktion, neben dem weiteren Ausbau und der Qualitätssicherung, entschieden für gebührenfreie Kitas ein! Sie ist die allererste Bildungseinrichtung. Wir dürfen nicht bei unseren Jüngsten in der Gesellschaft sparen“.
Das es auch anders funktionieren kann, verdeutlichte Maret Brunnert. Im Gegensatz zu Schleswig-Holstein, seien in Hamburg über das 2004 eingeführte Gutscheinsystem fünf Stunden am Tag für das Kind beitragsfrei. Sie forderte eine deutliche Entlastung für Eltern in Schleswig-Holstein und eine Berücksichtigung der Einkommen der Eltern.
Neben der finanziellen Belastung interessierten sich die Zuhörer für die knappe Zahl an freien Kitaplätzen und ungeplante Schließungen, die oft das Resultat von Personalmangel sind. Der Fachkräftemangel ist auch in dieser Branche angekommen. Der Beruf des Erziehers müsse endlich attraktiver werden, forderte Abouadaoui. Ein wesentlicher Schritt sei die Vergütung während der Ausbildung, so wie es bei vielen anderen Ausbildungsberufen die Norm sei. Das Berufsbildungszentrum Mölln hat dafür ein Pilotprojekt ins Leben gerufen, bei dem SchülerInnen drei Tage in der Woche wichtige Praxiserfahrung in einer Kita sammeln und zwei Tage zur Schule gehen. Eine Vergütung konnte über Gelder des Bundes ermöglicht werden. Das Programm läuft derzeit aus, obwohl es laut Abouadaoui das Zukunftsmodell ist, mit dem langfristig dem Fachkräftemangel entgegen gewirkt werden kann.
„Die jetzige Landesregierung hat nicht vor, die Eltern aus der Preisspirale der Kitagebühren zu entlassen. Wenn wir anerkennen, dass der Kitabesuch der frühkindlichen Bildung dient, dann müsste das aber das Ziel sein. Hamburg, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern machen es uns vor. Wir geraten gerade im Hamburger Rand in eine Wettbewerbssituation bei der die Kitagebühren ein negativer Standortfaktor sind. Das ist nicht hinnehmbar und deshalb fordern wir nachdrücklich den Einstieg in die Kitabeitragsfreiheit!“, resümiert Kathrin Wagner-Bockey.