Ratzeburg (pm). 24 Jahre und neun Monate wirkte er als Pastor in der St.-Petri-Kirchengemeinde Ratzeburg. Und nun macht sich Martin Behrens auf in berufliches Neuland. „Ab dem 1. November trete ich meine Stelle am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) in Lübeck an. Als Krankenhausseelsorger“, berichtet der 61-Jährige. Seine Verabschiedung in Ratzeburg findet am 28. Oktober 2018 um 18 Uhr in der St.-Petri-Kirche statt.
„Ich wechsele quasi nahtlos“, so Behrens. Den Gottesdienst am letzten Sonntag im Oktober hält er wie gewohnt in St. Petri. Auf die Idee, sich neu zu orientieren, kam er als er die Ausschreibung für einen Krankenhausseelsorger las: „Ich möchte wieder vermehrt in dem Bereich arbeiten, für den ich ausgebildet bin: der Seelsorge“. Nach über dreißig Jahren Gemeindearbeit kommt die neue Herausforderung genau richtig. „Seelsorge lag mir schon immer am Herzen und ist meine Stärke“.
Das heutige Berufsbild eines Pastors umfasse viele Aufgabenbereiche – unter anderem auch Bürokratie und Verwaltung sowie der Umgang mit Baumaßnahmen. „In den vielen Jahren an St. Petri verging keines, an dem es nicht irgendetwas an der Kirche zu bauen oder zu sanieren gab“, schmunzelt Behrens. Dabei sei die Arbeit mit den Menschen oft zu kurz gekommen – und er selbst auch an die persönlichen Grenzen seiner Kräfte. „Ich möchte diese nun gezielter einsetzen“.
Geboren ist Martin Behrens in der Nähe von Stuttgart, machte dort das Abitur und war von Haus aus in seiner Kirchengemeinde engagiert. Den Zivildienst absolvierte er in einem kirchlichen Freizeitheim; dort fiel auch die Entscheidung für das Theologiestudium. Die Stationen seines Studiums waren Tübingen, Heidelberg und Amsterdam. Als Gastvikar konnte er in der Dreifaltigkeits-Kirche in Hamburg-Hamm anfangen und dort auch sein Vikariat beenden. „Die Zeiten waren damals anders – so mancher musste lange auf ein Vikariat warten“. „Seine“ erste eigene Gemeinde befand sich in Hamburg-Ottensen. „Eine sehr spannende und herausfordernde Zeit“. Behrens blieb insgesamt fünfeinhalb Jahre.
Und dann kam Ratzeburg. „Gereizt hat mich hier das Wohnen in der wunderschönen Umgebung. Hier sind meine drei Kinder aufgewachsen“. Auf seine Initiative hin gab es u.a. „Meditation und Tanz“, einen kirchenkritischen Gesprächskreis sowie viel Kunst und Kultur. „Auch Projekte wie „Spiritualität im Alltag“ liefen gut – sie verbanden das ganz normale Leben mit dem Gottesdienst“, so Behrens. Nicht alle Projekt waren umsetzbar. „Einige Konzepte sind noch in der Schublade“. Nicht in der Schublade blieb die Gründung des Weltladens „Esperanza“ vor zwanzig Jahren mit den fair gehandelten Produkten. „Darauf bin ich sehr stolz“. Schwer gefallen ist Martin Behrens die Abgabe der Ratzeburger Tafel: „Wir als Kirchengemeinde konnten diese Arbeit nicht mehr leisten. Es ist sehr schwer heutzutage, Ehrenamtliche zu finden“. Behrens sei froh, dass die Bürgerstiftung dies verantwortungsvolle Aufgabe übernommen hat.
Doch jetzt konzentriert sich der Pastor auf seine neue Aufgabe und liest dafür jede Menge Bücher. „Die Fortbildungen, unter anderem in Medizinethik, beginnen bald“. Martin Behrens möchte die Krankenhausseelsorge mehr in das Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken. Auch an den Planungen für eine neue interreligiöse Kapelle auf dem UKSH-Gelände beteiligt er sich gerne. Und er freue sich aufs Zuhören: „Normalerweise rede ich ja gerne – nun tut es mir gut, auch einfach nur mal zuzuhören“. Behrens wird als Krankenhausseelsorger zusammen mit einem katholischen Kollegen und einer evangelischen Kollegin mit einer halben Stelle Ansprechpartner für rund 60.000 Patienten sein, die pro Jahr im UKSH stationär aufgenommen werden.