Mölln (pm). Unter dem Motto „Was macht Sie eigentlich glücklich?“ fand am 28. August 2018 die Sommerbegegnung des Lebenshilfewerks Mölln-Hagenow (LHW) im Haus der sozialen Dienste in Mölln statt. Eingeladen hat dazu die nunmehr seit etwas mehr als einem Jahr tätige Geschäftsführerin, Ines Mahnke.
Das Motto der Veranstaltung machte neugierig und so konnten als Gäste neben den vielen Klienten und Mitarbeitern auch der Bürgermeister der Stadt Mölln, Jan Wiegels, die Kreis- und Landtagsabgeordnete, Andrea Tschacher, der stellvertretende Landrat Wolfgang Schmülling aus dem Landkreis Ludwigslust-Parchim, sowie weitere interessante Gäste aus der lokalen Politik und der Wirtschaft, sowie Unterstützer und Freunde des Lebenshilfewerks begrüßt werden.
In der Begrüßungsrede von Ines Mahnke sowie in der Moderation des Abends durch Norbert Bosse wurde zunächst ergründet, was uns glücklich macht und was Glück bedeutet. So wurde ein Streifzug durch die Erforschung von Glück unternommen, welche in der Antike bei Platon und Aristoteles begann und letztendlich in der modernen interdisziplinären Glücksforschung endete. Zusätzlich wurde durch die Mitwirkung von Klienten, Mitarbeitern und Unterstützern des Lebenshilfewerks ein kurzer Film gedreht, in welchem sie zur eigenen Bedeutung von Glück befragt wurden. Zurück bleibt die Erkenntnis, dass das Streben nach Glück so alt ist, wie die Menschheitsgeschichte selbst und das Glück – egal nach welcher Definition – letztlich davon abhängt, was der Einzelne als Glück empfindet.
Glück ist daher im höchsten Maße individuell und daher auch immer abhängig von der Lebensqualität eines jeden Individuums. Denn schließlich sind es die Rahmenbedingungen, welche die Wege für das Erleben von Glück ebnen. Beide Begriffe sind also untrennbar miteinander verbunden.
Mit dieser Feststellung wurde schließlich näher auf die Lebensqualität eingegangen; Lebensqualität wird verstanden als subjektive Beurteilung von objektiven Lebenslagen. Das Lebenshilfewerk hat sich die Frage gestellt, ob man die Lebensqualität der Klienten und somit die Rahmenbedingungen für das Erleben von Glück durch eine Messung sichtbar machen kann. Diese Frage kann durch die Durchführung der SROI – 5 Studie eindeutig mit „JA!“ beantwortet werden. Die Abkürzung „SROI“ steht für den Ansatz „Social Return on Investment“ und ist eine Methode, welche die Wertschöpfung und Wirkung der sozialen Arbeit misst. Mit diesem Ansatz wurden durch die Firma Xit GmbH aus Nürnberg in 17 schleswig-holsteinischen Werkstätten der Diakonie zum einen Daten zur Wirtschaftlichkeit (SROI 1-4) und zum anderen Daten zur Lebensqualität der Beschäftigten (SROI 5) gesammelt. Insgesamt wurden in ganz Schleswig-Holstein 1664 Werkstattbeschäftigte befragt. Die Untersuchung der SROI 5 – Studie hat sich dabei in zwei Teile aufgegliedert. Zunächst wurden die subjektiven Empfindungen in acht Dimensionen der Lebensqualität erfragt:
1. Emotionales Wohlbefinden
2. Soziale Beziehungen
3. Materielles Wohlbefinden
4. Körperliches Wohlbefinden
5. Gesellschaftliche Teilhabe
6. Persönliche Entwicklung
7. Selbstwirksamkeit
8. Rechte und Mitbestimmung
Sodann wurden objektiv feststellbare Handlungsspielräume erfragt. Diese orientieren sich an der UN-Behindertenrechtskonvention und ergeben sich aus folgenden Bereichen:
– Arbeit und Beschäftigung
– Lernen und Bildung
– Mitbestimmung
– Mobilität
– Öffentliches Leben/Freizeit
– Soziale Beziehungen
Im Lebenshilfewerk wurde diese Untersuchung nicht nur in den Werkstätten, sondern zusätzlich und aus eigener Initiative heraus in der Pflege- und Fördereinrichtung Hagenow durchgeführt. Diese Einrichtung sticht aus dem übrigen Teilnehmerkreis heraus, da sie zunächst eine Einrichtung des Wohnens ist und darüber hinaus rechtskreisübergreifend finanziert wird, da es sich einerseits um eine Pflegeeinrichtung (SGB XI) und andererseits um eine Einrichtung der Eingliederungshilfe (SGB XII) handelt.
Zu zentralen Ergebnissen der Studien hat Fabio Rössler, als Mitarbeiter der Firma Xit GmbH, mit einer kurzen Präsentation berichtet. So hat vor allem in der Zusammenfassung das Ergebnis begeistert, dass 91 Prozent der Beschäftigten aus den Möllner Werkstätten eine hohe Selbstwirksamkeit durch ihre Tätigkeit und damit ein großes Gefühl des Stolzes empfinden – dies ist wirklich ein hervorragendes Ergebnis! Ebenso wurden in der Pflege- und Fördereinrichtung positive Ergebnisse festgestellt, welche die Wirksamkeit der Zusammenarbeit von Pflegekräften und Pädagogen belegt. Beispielsweise erfahren die Bewohner dieser Einrichtung – trotz eines komplexen Unterstützungsbedarfes – Selbstbestimmung im Alltag und können ihren Tagesablauf aktiv mitgestalten.
Zur Verdeutlichung dieser Ergebnisse wurde ein zweiter kurzer Film gezeigt, welcher größtenteils von den Klienten des Lebenshilfewerks selbst gedreht wurde und die Studienergebnisse mit Einblicken in den Wohn- und Arbeitsalltag erlebbar gemacht hat.
Im Anschluss an den offiziellen Teil der Veranstaltung hatten die Gäste – neben dem Genuss eines facettenreichen Buffets – die Möglichkeit, die acht Dimensionen der Lebensqualität durch Praxisbeispiele näher zu erkunden. Zu diesem Zweck wurden durch die Mithilfe von engagierten Klienten und MitarbeiterInnen des Lebenshilfewerks vier Infosäulen mit je zwei Dimensionen als Überbegriffe kreiert, an welchen sich die Gäste informieren konnten. Auf diese Art haben die Gäste etwas über die Ausbildung von Museumsführern in Zusammenarbeit mit Capito Mecklenburg-Vorpommern, die Arbeit des Kochclubs aus Mölln, arbeitsbegleitende Maßnahmen und Bildungsangebote sowie über die Arbeit der Frauenbeauftragten in den Werkstätten erfahren. Dieses Informationsangebot wurde rege angenommen und es wurden von den Gästen viele interessante Fragen gestellt, welche für beide Seiten sehr bereichernd waren.
Am Ende des Abends konnte mit dieser interaktiven Art der Veranstaltung nicht nur über die durchgeführte SROI 5 – Studie, deren Ergebnisse und die weitere Arbeit damit berichtet, sondern es konnte ein Einblick in die gelebte Lebensqualität und somit in kostbare Glücksmomente des täglichen Lebens unserer Klienten und Mitarbeiter gewährt werden.