Schlagsdorf (pm). Nach umfangreichen Bauarbeiten zur Herstellung der Barrierefreiheit und der Erarbeitung einer neuen modernen Dauerausstellung zur Geschichte der innerdeutschen Grenze zwischen Ostsee und Elbe findet am Freitag, 3. August 2018, die feierliche Wiedereröffnung des Informationszentrums statt. Zur feierlichen Wiedereröffnung werden die Ministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur Birgit Hesse, die Landrätin Kerstin Weiss, die Geschäftsführerin der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur Dr. Anna Kaminsky und der Vorsitzende der Lokalen Aktionsgruppe Mecklenburger Schaalseeregion Robert Paeplow sprechen.
Mit der Wiedereröffnung geht die intensive Umbauphase zu Ende. Im Ergebnis ist ein barrierefreies Haus mit einem neuen Ausstellungsformat entstanden. Neben Außentreppe und -aufzug wurden die Fußbodenniveaus im Haus angeglichen, eine behindertengerechte Toilette und einheitliche Durchgänge geschaffen. Die neue Dauerausstellung „Eingrenzen und Ausgrenzen. Die Geschichte der innerdeutschen Grenze zwischen Ostsee und Elbe“ folgt einem modernen Gestaltungskonzept der Ausstellungsfirma IMPULS-DESIGN aus Erlangen.
Die Leitfragen für die neue Ausstellung lauten: Welche unterschiedlichen Funktionen erfüllte diese Grenze und was hat sich an der Grenze verändert? Wir erzählen die Folgen für die Menschen, die als Zwangsausgesiedelte ihre Heimat verlassen mussten, als Flüchtlinge erschossen oder eingesperrt wurden, aber auch um die Menschen, die im Sperrgebiet lebten oder die an den Grenzübergängen kontrollierten oder die Grenze überwachten. Die Ausstellung erzählt Die Ausstellung nimmt sowohl die Ost- wie die Westseite der Grenze in den Blick. Folgende Themenräume gibt es: Grenze und Machtsicherung, Alltagsleben im Grenzraum, Durchlässigkeit, Grenze und Natur und Grenzöffnung. Dabei geht es auch um die Veränderungen innerhalb der 45-jährigen Teilungsgeschichte.
Neben eindrucksvollen Objekten spielen die Erinnerungen von Zeitzeugen und historische Aufnahmen an den zahlreichen Medienstationen eine wichtige Rolle. Interaktive Stationen sollen die Besucher anregen, selbst nachzuforschen bzw. das Nachdenken anregen. Mit dem modernen und farbigen Design der Ausstellung wollen wir vor allem Menschen ansprechen, die den SED-Staat und die Grenze nicht mehr aus eigenem Erleben kennen und neugierig machen auf eine Vergangenheit, die das Leben ihrer Eltern und Großeltern stark beeinflusste.
Am Ende der Ausstellung steht eine mediale Brücke in die Gegenwart: Welche Rolle spielen Grenzen in unserem Leben heute? Wie nehmen wir Flüchtlinge wahr? Wie leben Flüchtlinge in unserem Land? Damit bettet die neue Dauerausstellung das historische Thema in eine aktuelle Debatte ein, macht Unterschiede, aber auch Gegenwartsbezüge in der Geschichte sichtbar. Diese Gegenwartsbedeutungen der Geschichte sind Thema einer Podiumsdiskussion am Nachmittag. Unter der Moderation von Jochen Schmidt (Landeszentrale für politische Bildung M-V) diskutieren Anne Drescher (Landesbeauftragte M-V für die Stasiunterlagen), Elke Haferburg (NDR), Hannelore Quandt (Zwangsausgesiedelte), Uwe Beyreuther (Gemeindevertreter Schlagsdorf) und Klaus Jarmatz (Biosphärenreservatsamt Schaalsee-Elbe).
Insgesamt über 1 Mio. Euro wurden in die Neugestaltung investiert. Unterschiedliche Fördergeber haben sich an der Finanzierung beteiligt: der Bund, das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur M-V, das Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt M-V, das EU-LEADER-Programm und die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Darüber hinaus haben vielen ehrenamtliche Helfer, Netzwerkpartner, Leihgeber und Archive zum Gelingen beigetragen. Und natürlich die Besucherinnen und Besucher, die trotz der Umbauarbeiten ins GRENZHUS kamen und mit Ihrem Eintritt halfen, den laufenden Betrieb zu finanzieren.
Jetzt kann sich das GRENZHUS Schlagsdorf als Informationszentrum zur innerdeutschen Grenze zu einem überregionalen Lern- und Begegnungsort weiterentwickeln. Land und Landkreis stehen zu ihrer Verantwortung, das größte Museum zur innerdeutschen Grenze in Mecklenburg-Vorpommern zu erhalten. Außerdem ist das GRENZHUS als nördliches Informationszentrum in die Arbeit des Biosphärenbandes Schallsee-Elbe eingebunden und erzählt die Vorgeschichte des Grünen Bandes. Der Grenzöffnung bot auch der Natur neue Chancen, die wir heute entlang des Grünen Bandes bewundern können und zukünftig bewahren müssen.
Programmablauf
10.00 Uhr Dr. Erik Gurgsdies-Meister (Trägerverein Politische Memoriale e. V.) – Begrüßung
10.15 Uhr Birgit Hesse (Ministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur M-V) – Grußwort
10.30 Uhr Film „GrenzenLos“, 2013, Medienwerkstatt Wismar/ Filmbüro M-V
10.40 Uhr Kerstin Weiss (Landrätin Nordwestmecklenburg) – Grußwort
10.50 Uhr Robert Paeplow (Vorsitzender LAG Mecklenburger Schaalseeregion) – Grußwort
11.00 Uhr Dr. Anna Kaminsky (Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur) – Grußwort
11.10 Uhr „Lankow-Ein geschleiftes Dorf“, 2017, Medienwerkstatt Wismar/ Filmbüro M-V
Anschließend Führungen
13.00 Uhr Podiumsdiskussion „Warum sollten wir uns heute noch an die Geschichte der innerdeutschen Grenze erinnern?
Moderation Jochen Schmidt (Direktor der Landeszentrale für politische Bildung M-V)
Teilnehmende Anne Drescher (Landesbeauftragte M-V für die Stasiunterlagen)
Elke Haferburg (Direktorin Landesfunkhaus NDR M-V)
Hannelore Quandt (Zwangsausgesiedelte)
Uwe Beyreuther (2. Stellvertreter des Bürgermeisters Schlagsdorf)
Klaus Jarmatz (Amtsleiter Biosphärenreservatsverwaltung Schaalsee-Elbe)