Ratzeburg (aa). Das Ehrenamt beziehungsweise immer mehr ehrenamtlich geführte Vereine und Institutionen klagen zur Zeit über Nachwuchssorgen. Nur wenige Vereine können personell aus dem Vollem schöpfen, bei vielen anderen verteilt sich die Hauptlast von Verantwortung und Arbeit auf nur wenige Schultern. Scheiden Mitglieder aus der „Führungsebene“ aus, ist sogar die gesamte Existenz des Vereins oder Projekts bedroht, wie aktuell der Fall des Bürgervereins Ratzeburg zeigt.
Beim Bürgerverein Ratzeburg ist aktuell der Posten des 1. Vorsitzenden vakant und im nächsten Jahr steht auch der 2. Vorsitzende nicht mehr zu Wiederwahl zur Verfügung. Sollten sich nicht bald Freiwillige für diese Posten finden, wird es das Ende des Vereins und seiner zahlreichen Aktivitäten bedeuten (Herzogtum direkt berichtete).
Eines dieser vielen Projekte des Bürgervereins ist der „Ehrenamtsmarkt“, der kürzlich zum dritten Mal im Rahmen der Gewerbeschau Ratzeburg seine Tore öffnete – wieder einmal erfolgreich. „Der Ehrenamtsmarkt war wieder sehr erfolgreich. Ich habe von den Ausstellern nur positive Rückmeldungen. Einmal wegen der guten Organisation und zum zweiten wegen des guten Besuchs. Die erste positive Meldung im Bezug auf die Besucherzahl kam bereits am Samstag Mittag. Wie es mit dem Ehrenamtsmarkt weiter geht, kann ich nicht sagen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man darauf verzichtet. Es hat auf dem Ehrenamtsmarkt viele Gespräche über den Bürgerverein gegeben. Und zwischenzeitlich werden Gespräche mit mehreren Vereinen wegen einer Lösung für das Bürgerfest ab 2019 geführt und es gibt teilweise interessante Ansätze. Aus Sicht des derzeitigen Vorstandes ist der Bürgerverein nicht zu retten. Wir werden aber unsere Aktivitäten mit der bekannten Zuverlässigkeit und Freude am Ehrenamt in diesem Jahr abarbeiten. Mitte Juni werden Vereine Verbände und Institutionen zu einem Austausch über Möglichkeiten der Weiterführung der Aktivitäten des Bürgervereins eingeladen und es sollte nicht nur um das Bürgerfest gehen“, erklärte Andreas Brandt, 2. Vorsitzender des Bürgervereins Ratzeburg, auf Nachfrage von Herzogtum direkt.
„Das große Problem ist, dass zu wenige Menschen bereit sind, ein Ehrenamt zu übernehmen“, stellt das Mitglied des Ratzeburger Seniorenbeirats, Günter Deutschmann, fest. Auch wenn es sich hier um ein Gremium mit beratender Funktion und keinen Verein handelt, komme es auf genügend Freiwillige an, die bereit sind, sich für die Allgemeinheit einzusetzen.
Am Stand des Seniorenbeirats auf dem Ehrenamtsmarkt gab es zahlreiche Infos zur Arbeit des Gremiums. „Das Thema ‚Sicherheit‘ ist ganz oben auf unserer Agenda“, verrät Deutschmann. Dieses reicht von Barrrierefreiheit bis hin zu Einbruchsschutz. Darüber hinaus kümmert sich der Seniorenbeirat um alle Anliegen, die für Senioren von Belang sind beziehungsweise von den Ratzeburger Senioren an die Beiratsmitglieder herangetragen werden.
Neun Sitze sind beim Seniorenbeirat zu besetzen. Bei der letzten Wahl hatten sich gerade mal zehn Kandidaten gefunden, die sich bereiterklärten. Der Kandidat mit den wenigsten Stimmen war am Ende automatisch Nachrücker, für den Fall dass ein Mitglied des Seniorenbeirats während der laufenden Wahlperiode ausfällt. Ein Nachrücker ist allerdings ein äußerst dünnes Sicherheitsnetz. „Wir rufen daher auf, dass sich mehr Senioren für unsere Arbeit interessieren und sich mehr Kandidaten für die nächste Wahl finden“, so Günter Deutschmann weiter, der zudem zu den regelmäßigen öffentlichen Sitzungen des Seniorenbeirats einlädt.
Der dritte Ehrenamtsmarkt in Ratzeburg war wieder ein gutes Schaufenster, das sichtbar machte, wie vielfältig, bunt und auch wichtig das Ehrenamt hier in der Region ist. Doch diese Vielfalt gilt es zu schützen. Sollte sich der Bürgerverein im kommenden Jahr auflösen, könnte es aber der letzte Ehrenamtsmarkt gewesen sein.