Lübeck (pm). „Sie haben ein Ziel vor Augen, wollen vielleicht die Karriereleiter noch ein Stück höher hinaufklettern, wollen mehr Verantwortung übernehmen oder sogar ihr eigener Chef werden. Ich kann Ihnen versichern, dass die Unternehmerinnen und Unternehmer aus der Region schon ein Auge auf Sie geworfen haben.“ Mit diesen Worten beglückwünschte Friederike C. Kühn, Präses der IHK zu Lübeck, die erfolgreichen Absolventinnen und Absolventen der Weiterbildungsprüfungen. Insgesamt 250 Frauen und Männer haben im vergangenen Jahr die Fortbildungen zu Betriebswirten, Fachwirten und Meistern abgeschlossen. Rund die Hälfte von ihnen nahm gemeinsam mit Angehörigen an der „IHK-Meisterfeier“ in den media docks Lübeck teil. Unter den Gästen war auch Lübecks Bürgermeister Bernd Saxe.
Präses Kühn zollte den Absolventen größten Respekt für ihre Leistung, berufsbegleitend zu lernen und sich auf Prüfungen vorzubereiten. „Die Wirtschaft sucht händeringend nach hoch qualifizierten Mitarbeitern, wie Sie es jetzt sind. Unsere Arbeitswelt wird immer komplexer. Dieser Herausforderung können wir alle nur begegnen, wenn wir uns kontinuierlich weiterbilden und spezialisieren.“ Das bedeute, dass die Betriebs- und Fachwirte sowie die Meister dank ihrer Abschlüsse in Zukunft nicht nur umfangreichere Aufgaben, sondern auch mehr Verantwortung übernehmen können. Kühn: „Das ist eine große Chance für Sie selbst, aber auch für Ihren Arbeitgeber.“ Anschließend überreichte sie den erfolgreichen Prüflingen gemeinsam mit IHK-Hauptgeschäftsführer Lars Schöning und Dr. Oliver Heikaus, Bereichsleiter Weiterbildung beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) in Berlin, Urkunden.
Heikaus betonte in seiner Festrede, dass die Situation in den Unternehmen durchaus brenzlig geworden sei, wie aktuelle Umfragen des DIHK belegten: „Mittlerweile ist für 60 Prozent der deutschen Betriebe der Fachkräftemangel das Geschäftsrisiko Nummer eins, 2010 waren es lediglich 16 Prozent. Insgesamt rund 1,6 Millionen Stellen in Deutschland könnten nach unseren Hochrechnungen längerfristig nicht besetzt werden. Deswegen brauchen wir so dringend mehr Investitionen in kluge Köpfe.“
Noch vor rund 15 Jahren hatten von einer Million Schulabgängern 700.000 eine berufliche Ausbildung begonnen, 300.000 haben studiert. Heikaus: „Heute liegt die Zahl von Studienanfängern und Ausbildungsneuverträgen mit gut einer halben Million in etwa gleichauf. Eine Folge dieser Entwicklung ist: Die Hochschulen platzen aus allen Nähten. Zugleich haben immer mehr Unternehmen Schwierigkeiten, ihre Ausbildungsplätze zu besetzen. Unseren Umfragen zufolge bleiben in jedem dritten Betrieb Ausbildungsplätze unbesetzt.“ Fast jeder zehnte Ausbildungsbetrieb erhalte nicht einmal mehr eine einzige Bewerbung. Der Fachkräftemangel sei gerade im Bereich der beruflich Qualifizierten besonders groß. Das zeige beispielsweise die Arbeitslosenquote derjenigen Gruppe, die sich für einen Abschluss der Höheren Berufsbildung – zum Beispiel Fachwirt, Industriemeister oder Bilanzbuchhalter – entschieden haben. Diese liege im Durchschnitt bei lediglich 1,7 Prozent. Da vielen jungen Leuten offenbar nicht bekannt sei, welche Möglichkeiten sie auch ohne Studium hätten, sei der Ausbau einer flächendeckenden und wertigen Berufsorientierung an den Schulen – vor allem an den Gymnasien – das A und O, betonte der Bildungsexperte.
Der demografische Wandel erfordere, dass Mitarbeiter immer breitere Aufgabenfelder übernehmen müssen, sobald personelle Engpässe entstehen, ergänzte Präses Kühn. „Im Idealfall heißt es, dass Aufgabenerledigung und Entscheidung in einer Hand liegen, anstatt auf mehrere Personen verteilt zu sein. Strukturen und Hierarchien verändern sich, und die Digitalisierung wird bei vielen Standard-Prozessen Entlastung bringen. Damit entsteht Freiraum für inhaltliche und projektorientierte Arbeit.“
Genau diese Chancen will Pascaline Schmidt nutzen. Sie hat eine Fortbildung zur Geprüften Betriebswirtin abgeschlossen. Stellvertretend für alle Absolventen sagte sie auf der Bühne, dass der Weg bis zu Prüfung zwar anstrengend gewesen sei, sich aber durch die Übernahme neuer Aufgaben lohne. „Familie, Freunde und Kollegen haben mich sehr unterstützt. Daher konnte ich mein Ziel verwirklichen“, sagte sie. Auch ihr Chef habe sie begleitet und gibt ihr mit der Übernahme der Teamleitung eine Perspektive für die Karriere.
Die Gruppenbilder der Geehrten können hochauflösend auf der Website der IHK unter www.ihk-sh.de/meisterfeier heruntergeladen werden.