Ratzeburg (pm). Die Ratzeburger Willkommenskultur lädt am Donnerstag, 15. März 2018, unter den Titel „Sterben für das Paradies“ zu einem Erfahrungsbericht mit Till Rummenhohl über die Rettungsmission von SOS Méditérranee vor der libyschen Küste ein. Beginn ist um 19 Uhr im Ratssaal des Ratzeburger Rathauses.
„Wir bewegen uns in Zeiten steigender Migration, Radikalisierung und Abschottung. Viele Teile der Welt sind durch Kriege, wirtschaftliche Ausbeutung und extreme politische Systeme kaum noch bewohnbar, wodurch viele Menschen diese Länder verlassen, auf der Suche nach einer besseren, sichereren Zukunft. Ihr Ziel: Europa. Ein Hindernis: das Mittelmeer“, umschreibt Till Rummenhohl beinahe nüchtern die Aufgabe, die ihn sehr bewegt und schließlich auch in Bewegung gesetzt hat, dem dramatischen Geschehen auf dem Mittelmeer nicht nur zuzuschauen, sondern vor Ort zu helfen.
„Ich bin im Sommer 2016 an mit der zivilgesellschaftlichen Organisation SOS Méditérranee auf Rettungsmission gefahren um vor der libyschen Küste Menschen, die sich auf dem Weg ins geglaubte Paradies in Seenot befinden, zu retten. Hier hatte ich das Privileg pure Menschlichkeit zu erleben; zwar viel Leid, aber ebenso viel Glück und Hoffnung zu sehen. Diese Erlebnisse an Bord der Aquarius haben mich geprägt, meine Erfahrungen werden mich mein Leben lang begleiten. Doch nicht jeder hat die Chance, den Mut oder das Interesse eine solche Mission an zu treten, sich auf diese Art und Weise zu vergewissern, warum sich diese Menschen – denen wir nun immer öfter auf der Straße begegnen – auf diese gefährliche Reise begeben. Aber ist es nicht genau diese Information, dieses Verständnis über das „Wie“ und das „Warum“ so wichtig um Menschen zu verstehen, sie zu akzeptieren und zu integrieren?“, sagt Rummenhohl.
Als er von seiner Mission auf dem Mittelmeer zurück kam und bei dem Versuch mein altes Leben weiter zu leben immer öfter von Hass und Unverständnis hörte, wurde ihm klar, dass er seine Erfahrungen nicht für mich behalten darf: „Wenn ich mir von meinen Mitmenschen wünsche, dass sie mit der selben Menschlichkeit, mit dem selben Verständnis an das große Thema „Migration“ heran gehen, muss ich Aufklärungsarbeit leisten; dann muss ich mehr Menschen mit meinen Berichten über das Erlebte erreichen.“ So entstand zuerst der Gedanke und dann das Konzept für den Vortrag »Sterben für das Paradies«- Erlebnisse einer Rettungsmission im Mittelmeer, der einladen will, die gesamte Reise der Fliehenden zu bestreiten.
SOS Méditérranee ist eine europäische Nichtregierungsorganisation zur Rettung Schiffbrüchiger im Mittelmeer. Sie hat sich 2015 auf Initiative von Handelsschiffkapitän Klaus Vogel und der Leiterin humanitärer Projekte, Sophie Beau, gegründet. Seit Februar 2016 ist sie gemeinsam mit Ärzte ohne Grenzen mit dem Rettungsschiff Aquarius im Mittelmeer im Einsatz. Bis Mitte Februar ist SOS MEDITERRANEE über 13.000 Menschen zur Hilfe gekommen. Die Aquarius ist als ziviles Rettungsschiff den gesamten Winter über im Einsatz und rettet Menschen aus akuter Seenot. Die gemeinnützige Organisation finanziert sich ausschließlich durch Spenden.
Der Eintritt zum Vortrag ist frei, Spenden werden erbeten.