Klinkrade/Duvensee/Sierksrade (pm). Es begann auf der Bürgerversammlung „Für und Wider von Windkraftanlagen“ (Herzogtum direkt berichtete) am 4. September in Sierksrade. Dort lernten sich Windkraftanlagen (WKA )-Gegner aus Dücheldorf, Sierksrade und Klinkrade kennen. Sie waren sich schnell darüber einig, dass man als einzelner WKA-Widersacher ohnmächtig gegenüber den Windkraft-Projektierern und den ihren Verlockungen erliegenden Grundeigentümern sei. So wurde verabredet, Menschen aus den umliegenden Dörfern zu mobilisieren. Am 13. September trafen sich 43 Personen in Klinkrade, um das weitere Vorgehen zu besprechen.
Aus diesem Kreis bildete sich ein Gremium, das sich mehrfach mit der Zielsetzung traf, eine Bürgerinitiative (BI) zu starten. Die Fachleute aus den Bereichen Handwerk, Unternehmertum, Jura, Architektur, Ingenieurwesen, Verwaltung, Kunst-Natur, Buchhaltung, Bank und Versicherung brachten geballtes Wissen, Ideen und ihre Erfahrungen ein, so dass nach noch nicht einmal einem Monat Planung am 4. Oktober die erste große Versammlung einberufen und damit die BI „Unsere Dörfer gegen WKA“ ins Leben rufen werden konnte.
123 Personen machten sich auf, um in die Duvenseer Schmiede zu kommen. Nach der Begrüßung und dem Dank an die Gemeinde Duvensee für die Nutzungsmöglichkeit des Gemeinschaftshauses ging es gleich an die Präsentation der Informationen. Zunächst wurden anhand einer Karte die geplanten WKA-Standorte gezeigt. Es hätte zur Folge, dass manche Dörfer der Region von insgesamt 40 WKA regelrecht eingekesselt wären.
Geplant sind in Klinkrade Anlagen mit einer Nabenhöhe von 115 Meter, einem Rotorkreis von 113 Meter Durchmesser und einer Gesamthöhe von 170 Meter. In Sierksrade sollen Anlagen von 180 Meter Gesamthöhe ( entspricht den Kastorfer WKA) entstehen, sogar 200 Meter Höhe sind im Gespräch.
Anschließend wurde die derzeitige Gesetzeslage dargelegt. Für Staunen und teilweises Entsetzen unter den Zuhörern sorgte die Tatsache, dass durch das OVG-Urteil vom Januar 2015 das Mitspracherecht der Gemeinden, Amts- und Kreisverwaltungen ausgehebelt wurde. Auch Bürgerentscheide gegen WKA spielen keine Rolle mehr. Kurz gesagt: Sämtliche demokratischen Prozesse wurden einfach weggewischt. Einzig und allein ist das LLUR (Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume) für Genehmigungen zuständig. Zum Genehmigungsverfahren würden zwar Institutionen und Bevölkerungsminderheiten befragt, nicht aber die Bürger und Vertretungen der betroffenen Dörfer. Viele weitere Fakten zum Thema Windenergie folgten im weiteren Verlauf des Vortrags.
Danach wurde ein Appell an die Zuhörer gerichtet, als Delegierte ihres Wohnorts an zukünftigen Gesprächsrunden teilzunehmen. Diese Runden sollen öffentlich sein und das weitere Vorgehen beschließen.
Die BI benötigt Geld für Aktionen: Flugblätter herausgeben, Demonstrationen planen und vor allem Rechtsberatungen einholen. Es wurde daher eindringlich dafür geworben, für die neue BI zu spenden. Mit jedem Euro kommt sie ihren Zielen näher. Abschließend wurden diese Ziele noch einmal erläutert und mit einem Zitat von Reinhold Messner („Alternative Energien sind sinnlos, wenn sie genau das zerstören, was man durch sie schützen will: Die Natur“) wurde der Vortrag unter dem Beifall der Zuhörer beendet.
Ein Bürger aus Grinau berichtete über die ständige Geräuschbelästigung und die Schlagschatten in seinem Wohnzimmer. Er brachte damit seine Machtlosigkeit und auch seinen Ärger darüber zum Ausdruck, dass die Gemeinde Kastorf den Grinauern die WKA direkt vor die Nase gesetzt haben. In vielen kleinen Gesprächsrunden im Anschluss wurde über das Thema gesprochen und es zeigten sich viele Leute daran interessiert, aktiv mitzuwirken.
Einige anwesende Windkraftbefürworter sind sich nun darüber im Klaren, dass ihnen zukünftig eine starke Gemeinschaft gegenüber stehen wird.