Römnitz (aa). Eigentlich ist die Gemeinde Römnitz eine kleine ruhige und idyllische Gemeinde direkt am Ratzeburger See. Doch seit etwas mehr als drei Jahren wird sich hier auch heftig gestritten. Es geht um die Planungen zum Bau von Ferienwohnungen am Seeufer. Das Thema beschert den Gemeindeversammlungen regelmäßig rekordverdächtige Teilnehmerzahlen und teils heftige emotional geführte Debatten. Herzogtum direkt sprach im Interview mit Bürgermeister Karl Guse über seine Sicht zu diesem Thema, das seine Gemeinde zu spalten scheint.
Herzogtum direkt: Bürgermeister in einer Gemeinde zu sein, bedeutet immer Ehrenamt. Macht Ihnen Ihr Ehrenamt bei den ganzen Querelen rund um die geplanten Ferienwohnungen bei der Römnitzer Mühle überhaupt noch Spaß?
Karl Guse: Ja.
Hz direkt: Sie machen sich während der Gemeindeversammlungen offen für das Projekt stark. Warum haben Sie keine neutrale Position eingenommen?
Guse: Ich habe 1968 schon für Ferienhäuser an dieser Stelle gestimmt und wenn man erst einmal ‚A‘ sagt, muss man auch dazu stehen. Darüber hinaus steht auch die Frage im Raum: Wo läuft unser Dörfchen hin?“. Wir werden immer weniger Einwohner, gerade in Kleinstgemeinden ist das ein ernsthaftes Problem. Vorhandene Entwicklungsmöglichkeiten dürfen nicht vertan werden. Stillstand wäre Rückgang. Da möchte ich als Bürgermeister auf keinen Fall neutral bleiben, sondern aktiv meinen Beitrag leisten.
Hz direkt: Können Sie die Bedenken der Projektgegner nachvollziehen?
Guse: Unterschiedliche Auffassungen sind für mich kein Problem. Eine Opposition ist nicht verkehrt – muss sogar sein. Einige Argumente der Projektgegner können nicht wirklich überzeugen. Da wird zum Beispiel behauptet, dass der Bau einiger weniger Ferienwohnungen ein Störfaktor wäre. Vielleicht meinen die Projektgegner ja, dass nur die von ihnen selbst bewohnten Gebäude und ihre eigenen Campingplätze die Gemeinde Römnitz auszeichnen dürfen. Das ist nicht nachvollziehbar.
Hz direkt: Wie sehen Sie die Bedenken bezüglich des Umweltschutzes?
Guse: Mit Fragen des Umweltschutzes haben sich alle an den Planungen beteiligten Behörden, Verbände und Einzelpersonen befasst. Die Gemeinde Römnitz hat über die Stellungnahmen entschieden. Die geplanten Ferienwohnungen werden die Umwelt nicht unzulässig beeinträchtigen. Die Eingriffe in das Landschaftsbild sind keinesfalls größer als in anderen Gemeinden am Ratzeburger See.
Hz direkt: Wieso waren Sie gegen einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan? Das klingt doch eigentlich nach einer sinnvollen Maßnahme, die Gemeinde zusätzlich abzusichern.
Guse: Es ging nur darum, dass wir keine Bauruinen stehen haben. Aber wo haben wir das schon ? Ich kenne keine. In Römnitz haben wir das bei keinem je gemacht, der hier bauen wollte. Es gibt überhaupt keine Anhaltspunkte für ernst zu nehmende Fehlentwicklungen. Die gemeindliche Planung ordnet die künftige Entwicklung nach sachlichen Gesichtspunkten. Die von den Projektgegnern geäußerten Befürchtungen sind einseitig und haltlos. Es sieht so aus, dass einige Projektgegner ihre eigenen Sondervorteile verteidigen wollen. Daher könnte ein vorhabenbezogener Bebauungsplan wohl nichts an der ablehnenden Grundsatzhaltung der Projektgegner ändern.
Hz direkt: Teilen Sie nicht die Befürchtung der Projektgegner, dass über den Verkauf der Ferienwohnungen an Dritte Eigentumswohnungen entstehen könnten?
Guse: Zum Verkauf von Ferienwohnungen halte ich mich zurück. Es ist einfach schlimm, dass man heute schon Befürchtungen über den Verkauf von Ferienwohnungen hat, die noch gar nicht existieren. Wer solche Sorgen hat, sollte sich auch einmal fragen, was wohl so alles zu befürchten ist, wenn Dauerwohnungen als Ferienwohnungen genutzt werden.
Hz direkt: Ein weiterer Vorwurf der Projektgegner ist es, dass gar kein Bedarf an weiteren Ferienwohnungen in der Gemeinde Römnitz bestehe. Als Indiz wird genannt, dass vorhandene Ferienwohnungen nicht als solche genutzt, sondern dauervermietet würden. Wie sehen Sie das?
Guse: Ich sage noch einmal, dass die Vorwürfe der Projektgegner eigennützig und unsachlich sind. Dem ist nichts hinzuzufügen.
Hz direkt: In Bezug auf dauervermietete Ferienwohnungen werden Sie ja auch persönlich attackiert. Axel Schulz aus Römnitz sagte, er hätte Sie angezeigt, weil Sie unerlaubter Weise Ferienwohnungen dauervermietet hätten. Haben Sie Ferienwohnungen dauervermietet?
Guse: Wenn Herr Axel Schulz mich persönlich attackiert, ist das sein Stil. Wenn er meint, dass sein Stil Einfluss auf die gemeindlichen Planungen im Bereich der Römnitzer Mühle haben muss, dann mag dieses Vorgehen jeder selber bewerten. Vielleicht sollte Herr Schulz darüber nachdenken, was es bedeutet, dass über zwei Drittel der Gemeindeversammlung diesen Stil ablehnen.
Hz direkt: Was machen Sie, sobald das Bauprojekt an der Römnitzer Mühle in irgendeiner Weise abgeschlossen und nicht mehr Thema der Gemeindeversammlungen ist?
Guse: Dann hoffe ich, dass die Gemeinde wieder dauerhaft zu Ruhe und Frieden findet.
Hz direkt: Herr Guse, ich danke Ihnen für das Gespräch.
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