Römnitz (aa). Eine gereizte Stimmung herrschte auf der gestrigen Gemeinderatssitzung in Römnitz. Der geplante Bau von 20 Ferienwohnungen auf dem Gelände der Römnitzer Mühle war das alles beherrschende Thema des Abends.
Im Rahmen einer Präsentation durch Ernst Wessels von der für die Planungen beauftragten Lübecker Firma „Prokom“ erfuhren die rund 50 Anwesenden den aktuellen Sachstand. „Die Gemeinde hatte schon mal vor, an dieser Stelle Ferienwohnungen zu bauen und nimmt jetzt nur den alten Gedanken wieder auf“, leitete Wessels seinen Vortag mit einem Verweis auf den Flächennutzungsplan von 1968 ein. Investor des neuen Anlaufs ist Jürgen Pees, Geschäftsführer der Römnitzer Mühle. Wessels ging im Folgenden auf die Projektentwicklung bis heute ein. Im Rahmen der frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit wurden die Pläne Stück für Stück aufgrund von Eingaben seitens der Kreis- und Landesbehörden angepasst, um so Bedenken auszuräumen. So wurde unter anderem ursprünglich geplant, wesentlich weiter nördlich zu bauen. Doch dies wurde aufgrund des angrenzenden Naturschutzgebietes genauso verworfen, wie der Bau von Stellplätzen im Hang. Weiter würde das Areal zu einem Sondergebiet „Ferienwohnung“ erklärt. Damit wäre gesichert, dass selbst bei einem Weiterverkauf der Ferienhäuser diese auch weiterhin nur als solche genutzt werden dürften.
Auf alle rein rechtlichen Einwände scheinen die nun vorliegenden Planungen eingegangen zu sein. Ob das jedoch ausreicht, um auch die Kritiker innerhalb der Gemeinde zu überzeugen, bleibt fraglich. Um eine Wirtschaftlichkeit zu erreichen, kann das Projekt, laut Pees Aussage, nicht mit weniger als 20 Wohneinheiten verwirklicht werden. Da man aber mittlerweile nicht mehr soweit nördlich bauen kann, müssen die 20 Wohneinheiten auf weniger Fläche errichtet werden. Die Folge: „Eine Massivität ist nicht zu vermeiden“, sagte Wessels offen. Auch der Kritikpunkt, dass es aufgrund der steten Bettenwechsel zu einem höheren Verkehrsaufkommen kommen wird, konnte nicht ausgeräumt werden.
Während die Befürworter des Projekts darauf hinweisen, dass es den Tourismus in Römnitz wieder ankurbeln würde, befürchten Kritiker wie der Römnitzer André Franke, dass die Ferienwohnungen nach Fertigstellung einzeln verkauft würden und letztlich eine Dauerbewohnung nicht auszuschließen sei. „Die Gemeinde hat bisher keine Bedarfsprüfung vorgelegt und da die vorhandenen Ferienwohnungen in der Gemeinde bereits heute größtenteils dauervermietet sind, scheint das Geschäft mit den Touristen nicht so einträglich zu sein, wie behauptet“, fügte Franke hinzu. Bereits im Februar 2012 gab es reichlich Kritik an dem Projekt von Reinald Büchner-Jahrens, Sprecher des Ortsverbandes Ratzeburg/Herzogtum Lauenburg Nord von Bündnis 90/Die Grünen (Herzogtum direkt berichtete).
„Der Naturschutz murrt immer noch, aber wir kriegen das anders nicht hin“, so Ernst Wessel weiter, der den aktuellen Vorschlag als Kompromiss zwischen Investor und den maßgeblichen Behörden bezeichnete. Zudem sei derzeit ein Gutachten eines Biologen in Arbeit. Sollte dieses ergeben, dass geschützte Tierarten durch den Bau der Anlage erheblich betroffen wären, könnte es das Aus des gesamten Vorhabens bedeuten. „Es wird nichts unterschlagen“, beteuerte Wessels.
Bereits im Vorfeld wurde Kritik an Bürgermeister Karl Guse laut, Stellungnahmen der jeweiligen Fachbereiche würden nicht oder verspätet an die Einwohner weitergeleitet, die Bürgerinformation zum Bauprojekt wäre zu dieser Sitzung nur aufgrund eines Antrags zustandegekommen. „Sie zu informieren, wäre heute sowieso erfolgt. Wir haben heute keine Beschlusslage“, versuchte Amtsleiter Werner Rütz aufzuklären. Zudem wären an jeden Haushalt Unterlagen in „erheblichem Umfang“ gegangen. „Die Gerüchte sollen aufhören“, nahm Guse am Ende der Sitzung diesen Faden noch einmal wieder auf, „im Prinzip bekommt jeder alle Informationen. Auch wenn wir nicht immer einer Meinung sind, sollte der Zusammenhalt da sein – das zeichnet unsere Gemeinde aus.“
Beim nächste Mal würde über den B-Plan Entwurf abgestimmt, teilte der Bürgermeister weiter mit. Laut Werner Rütz könne dieser in vier bis acht Wochen vorliegen und würde dann der Öffentlichkeit bekannt gegeben und mindesten einen Monat lang ausliegen. Jeder hätte in diesem Zeitraum die Gelegenheit, Stellungnahmen abzugeben.
Gemeinden unter 70 Einwohner, wie im Falle von Römnitz, wählen keine Gemeindevertretung. Aufgrund der geringen Einwohnerzahl sind bei Versammlungen alle Bürger direkt stimmberechtigt. Die Einwohner werden es also letztlich selbst in der Hand haben, ob die Ferienhäuser gebaut werden oder nicht.