Sandesneben (sn). Weihnachtszeit ist Märchenzeit, doch manch eine Märchenbotschaft ist bei Lichte betrachtet gar nicht so märchenhaft. So droht im ursprünglichen Märchen vom „Rumpelstilzchen“ der König die Müllerstochter zu töten, wenn sie nicht das Unmögliche wahr macht und aus Stroh Gold spinnt. Er sperrt sie ein, heiratet sie, als sie erfolgreich ist, und wird er Vater ihres Kindes. Aus heutiger Sicht eine sehr fragwürdige Entwicklung. Erst recht, wenn man bedenkt, dass die junge Frau in ihrer Not sogar einen Pakt eingeht, bei dem ihr noch ungeborenes Baby der Preis für die Unterstützung durch einen namenlosen Mann mit Zauberkräften ist.
In der Neuinszenierung vom Osnabrücker „Musiktheater Lupe“ entwickelt sich das „gute“, alte Märchen vom Rumpelstilzchen in eine völlig andere Richtung. Bei „Rumpelstil“ erhält die verzweifelte Müllerstocher, zwar immer noch Unterstützung von einem seltsamen grünen Männchen und der böse König bedroht sie weiterhin, doch dann nimmt die Geschichte eine andere Wendung. Hier entwickelt sich das junge Mädchen zu einer selbstbewussten jungen Frau, die ihr Leben in die Hand nimmt, es mit dem König aufnimmt und sogar den namenlosen Mann mit den Zauberkräften … „Es soll hier ja nicht zu viel verraten werden“, sagen die AkteurInnen.
Mit großem Interesse verfolgten die SchülerInnen der fünften und sechsten Klassen der Gemeinschaftsschule Sandesneben den Verlauf der Geschichte, bei der Geschlechterrollen in Frage gestellt und die eigene Selbstbestimmung mehr und mehr in den Fokurs rückt. So war beim abschließenden Gespräch natürlich das Thema „Selbstbestimmung“ von zentraler Bedeutung. Und noch eine Sache hatte das junge Publikum sehr beeindruckt: Ein Klatsch-Spiel faszinierte die ZuschauerInnen so sehr, dass es am Ende nochmals als Zugabe vorgeführt werden musste. Kathrin Orth und Ellen Gottschlich beeindruckten dabei nicht nur mit ihrer Vielseitigkeit bei der Darstellung der verschiedenen Figuren, sondern auch mit ihren Gesangskünsten, sodass zum Finale beim Lied „Ich geh meinen Weg schräg“ alle mitgingen und fröhlich mit klatschten.


Das Projekt wird von der Partnerschaft für Demokratie Kreis Herzogtum Lauenburg im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ vom Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert.
Bild 1 – Das „Musiktheater Lupe“ präsentierte „Rumpelstil“ vor etwa 130 ZuschauerInnen aus den 5. und 6. Klassen der Gemeinschaftsschule Sandesneben .
Bild 2.1 – (v.l.) Ellen Gottschlich und Kathrin Orth in ihren Rollen als Müllerstochter und böser König.
Bild 2.2 – (v.l.) Ellen Gottschlich und Kathrin Orth in ihren Rollen als Müllerstochter und Rumpelstil.










