Geesthacht (pm). Nach dem Brand an der Geesthachter Bertha-von-Suttner-Schule (BvS) ist den Schulleitungen der beschädigten BvS und der benachbarten Gido (Grundschule in der Oberstadt) gemeinsam mit den Teams von Lehrerschaft und Ganztagsbetreuung sowie den Fachabteilungen der Stadtverwaltung ein Kraftakt gelungen. Der reine Online-Unterricht für die Klassenstufen 5 bis 9 wird von einem Wechselkonzept aus Präsenz und betreuten Online-Unterrichtseinheiten abgelöst. „Vielen Dank an alle, die es durch viele Gespräche, Zugeständnisse und aufwendiger Organisationsarbeit möglich gemacht haben, dass wieder mehr Schülerinnen und Schüler der BvS jetzt betreut lernen können. Durch den Brand konnten von einem Tag auf den anderen 30 Klassen- und 20 Nebenräume nicht mehr genutzt werden. Wir benötigten ad hoc Ausweichquartiere für 670 Schülerinnen und Schüler“, schildert Geesthachts Bürgermeister Olaf Schulze.
Zur Einordnung: Bei einem Großbrand wurden am Sonntag, 2. November 2025, Teile der Geesthachter Bertha-von-Suttner-Gemeinschaftsschule beschädigt. Das Feuer ist in einem Biologieraum des so genannten NaWi-Traktes (Naturwissenschaft-Trakt) ausgebrochen. Zwar haben sich die Flammen wegen des schnellen und ausdauernden Einsatzes der Geesthachter und der umliegenden Feuerwehren nicht auf weitere Teile der Schule ausbreiten können, durch Ruß und Rauch sind der NaWi-Trakt sowie das Hauptgebäude für den Schulbetrieb aktuell aber nicht nutzbar. Die jüngeren Schülerinnen und Schüler (Klasse 5 bis 9) wurden vorerst per Distanzunterricht in Onlineformaten unterrichtet. Die älteren Schülerinnen und Schüler (ab Klassenstufe 10) konnten nach dem Brand weiterhin in Schulräumen, die nicht vom Feuer betroffen waren, unterrichtet werden. „Alle Beteiligten sind noch während des Brands in den ersten Austausch gegangen, um schnell Möglichkeiten auszuloten, wie möglichst schnell verlässliche Lösungen für die Schülerinnen und Schüler geschaffen werden können. Im ersten Schritt hieß das für einen großen Teil der Jugendlichen Distanzunterricht“, sagt Olaf Schulze. Während dieser organisiert wurde, klopften parallel Schule und Stadtverwaltung ab, welche Geesthachter Gebäude als Ausweichstandorte geeignet sein könnten. „Es war schwierig Gebäude zu finden, deren Räume groß genug für die Unterbringung von Klassen sind und zugleich in die Unterrichtsorganisation passen. Die Standorte müssen beispielsweise für die Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrerinnen und Lehrer gut erreichbar sein. Sie müssen den Sicherheitsbestimmungen entsprechen sowie mit dem notwendigen Mobiliar und einer für den Unterricht nutzbaren Internetleitung ausgestattet sein“, nennt Bürgermeister Olaf Schulze nur einige Dinge, die berücksichtigt werden mussten.
Seit dem 1. Dezember findet nun für die Klassenstufen 5 bis 9 drei Tage in der Woche verpflichtend Präsenzunterricht statt. Die Klassen werden dafür aufgeteilt in Räume des Förderzentrums am Neuen Krug und des Würfels der Gido. Die Ganztagsbetreuung der Gido hat für diesen Zweck die Räume des Würfels freigemacht – ebenfalls ein organisatorischer Faktor. Möbel der Grundschülerinnen und Grundschüler mussten gegen größere für die älteren Schülerinnen und Schüler der BvS getauscht werden. Materialien der Gido-Ganztagsbetreuung mussten aus dem Würfel herausgeräumt werden.
Seit dem 8. Dezember hat im ehemaligen Seniorenzentrum am Katzberg ein so genanntes Selbstlernzentrum eröffnet. Dieses besuchen die Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 5 und 6 verpflichtend an zwei Tagen in der Woche. Geschaffen worden waren von der Stadtverwaltung die Gegebenheiten dafür, dass die Jahrgänge 5 bis 9 diese Möglichkeit wahrnehmen können. Aufgrund von personellen Engpässen bei der Schule werden bis Weihnachten vorerst nur die Klassen 5 bis 6 auf diese Weise unterstützt. Die Jahrgänge 7 bis 9 bleiben vorerst im Distanzunterricht und starten dann voraussichtlich im Januar im Selbstlernzentrum. „Die Idee des Selbstlernzentrums ist gut. Wir werden sie in den kommenden Wochen, nach einem hakeligen Start in den ersten Tagen, flächendeckender umsetzen“, ordnet die Sylvia Heudecker-Wesche, Leiterin des Fachbereichs Bildung, Familie, Sport und Kultur der Geesthachter Stadtverwaltung ein, die sich zum Start des Selbstlernzentrums vor Ort ein Bild von der Situation gemacht hat. „Die Situation ist anspruchsvoll: Viele Klassen müssen sich an eine neue Lernumgebung gewöhnen und dabei entsprechend angeleitet werden – und gleichzeitig muss auch das Unterrichtsgeschehen vor Ort an der BvS mit den dort verbliebenen Schülerinnen und Schülern funktionieren. Das ist eine sehr große Aufgabe.“
Im Selbstlernzentrum erhalten die Schülerinnen und Schüler keinen klassischen Unterricht, sondern arbeiten selbstständig in den vorbereiteten Räumen des Seniorenzentrums an Aufgaben, die sie zuvor von ihren Lehrkräften erhalten haben. „Der Unterschied zum Distanzunterricht besteht darin, dass Lehrkräfte und pädagogische Mitarbeitende vor Ort zur Verfügung stehen — als Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner für Rückfragen, zur Beratung, zur Unterstützung und gegebenenfalls auch zur Kontrolle“, heißt es dazu erklärend aus dem Fachdienst Bildung der Geesthachter Stadtverwaltung. „Dadurch wird sichergestellt, dass Schülerinnen und Schüler nicht allein gelassen werden, sondern eine betreute Lernumgebung vorfinden. Dieses Konzept bietet Raum, Struktur und Begleitung, damit Schülerinnen und Schüler konzentriert und mit pädagogischer Unterstützung arbeiten und lernen können.“
Wann die beschädigten Räume der BvS wieder genutzt werden können, ist ungewiss. Mittelfristig ist es geplant, eine Containeranlage aufzustellen, um den Schulbetrieb weiterhin vollständig gewährleisten zu können. „Die Aufstellung von Containern ist aber keine Sache, die von einem Tag auf den anderen umgesetzt werden kann. Die mobilen Anlagen haben zum Teil lange Lieferfristen, zudem muss der Standort aufwendig vorbereitet werden. Unter anderem gilt es den Untergrund entsprechend zu befestigen und Anschlüsse herzustellen“, erklärt Bürgermeister Olaf Schulze, der aber zugleich betont: „Seien Sie sicher, dass die zuständigen Fachabteilungen des Rathauses gewissenhaft alle Schritte vorbereiten und einleiten, um Lernumfeld und -bedingungen der Schülerinnen und Schüler der BvS so schnell wie möglich weiter zu verbessern.“











