Ratzeburg (pm). Rund 120 Bürgerinnen und Bürger aus Ratzeburg folgten am vergangenen Mittwoch der Einladung zu einer Einwohnerversammlung in der Aula der Lauenburgischen Gelehrtenschule. Stadtpräsident Andreas von Gropper zeigte sich über das Interesse an dem gesetzten Thema, die ‚Kommunale Wärmeplanung‘, sehr erfreut. Zunächst aber gab Bürgermeister Eckhard Graf einen Überblick über aktuelle Entwicklungen in der Stadt. Er beschrieb den Stand der verschiedenen Bauprojekte, die Anmeldesituation an den Kitas, neue Serviceangebote im Rathaus und verwies auf die verschiedenen stadtgesellschaftlichen Projekte im Rahmen der ‚Engagierten Stadt‘, der ‚Partnerschaft für Demokratie‘ und der ‚Europäischen Städtekoalition gegen Rassismus‘.
Nachfolgend beantworte er verschiedene Fragen aus der Einwohnerschaft, auch zur unsicheren Finanzierung des Schwimmbadneubaus. Hier zeigte er sich besorgt darüber, dass die seitens des Landes in Aussicht gestellten Förderzusagen aufgrund der aktuelle Haushaltslage seit nunmehr zwei Jahren nicht mehr eingehalten werden und somit die Gesamtfinanzierung dieses wichtigen Städtebauprojektes in Frage gestellt wird. Er kündigte an, sich mit allen Möglichkeiten beim Land dafür einzusetzen, das Programm der Städtebauförderung für Projekte, die wie das Schwimmbad vor der Umsetzung stehen, nicht in Frage zu stellen.
Im Anschluss gab Manfred Priebsch von den Vereinigten Stadtwerken einen fachkundigen Vortrag zur ‚Kommunalen Wärmeplanung‘ in Ratzeburg. Er beschrieb die gesetzlichen Grundlagen, die Ziele und den Planungsprozess, den die Vereinigte Stadtwerke im Auftrag der Stadt in den vergangenen Monaten ausgeführt hat. Für Ratzeburg zeichnete Priebsch ein durchaus herausforderndes Bestandsbild. 95% der Wärme wird aktuell mit fossilen Brennstoffen, vor allem Erdgas, erzeugt. Gut 50% der rund 4.600 Gebäude sind auf der bekannten Energieeffiziensskala von A – H auf einem Stand von F oder darunter. Die gesamten Treibhausgasemissionen im Wärmebereich betragen aktuell 34.993 Tonnen pro Jahr. Sie entfallen zu 66,5 % auf den Wohnsektor, zu 15,1 % auf den Gewerbe-, Handels-und-Dienstleistungssektor, zu 9,5 % auf öffentlich genutzte Gebäude und zu 8,9 % auf die Industrie.
Um hier das gesetzliche Ziel einer Treibhausgasneutralität im Jahr 2045 zu erreichen, seien, so Priebsch, große Anstrengungen erforderlich. Die ‚Kommunale Wärmeplanung‘ soll dabei Bürgerinnen und Bürger, Gewerbetreibende und der öffentlichen Hand helfen, für ihre Gebäude die jeweils bestmögliche Lösung zu finden. Dabei fokussiert die Planung vor allem auf die Möglichkeit, Wärmenetze zu entwickeln, die ganze Stadtquartiere mit Wärme versorgen können, ausgehend vom Bestand, den technische Voraussetzungen sowie wirtschaftliche Erwägungen.
Für Ratzeburg konnte Manfred Priebsch fünf solcher Gebiete beschreiben, in denen ein Wärmenetz sinnvoll entwickelt werden könnte, vor allem dort, wo leistungsstarke Abnehmer zu finden sind, wie die Verwaltungen auf der Insel, das DRK-Krankenhaus und die Einrichtungen der AMEOS-Gruppe, die Bundespolizei und die Schulstandorte. In den Quartieren mit Einfamilienhäusern, so Priebsch, ließen sich Wärmenetze hingegen nicht wirtschaftlich betreiben. Hier müssten die Eigentümer individuelle Lösungen, wie beispielsweise Wärmepumpen, finden.
In der anschließenden Fragerunde konnte Manfred Priebsch viele Gedanken, Bedenken und Sorgen aufnehmen und fachkundig erläutern. Gerade von älteren Bürgerinnen und Bürgern wurde auf die Probleme der Finanzierbarkeit energetischer Sanierungen hingewiesen. Hier stellte Priebsch ein Vertragskonstrukt in Aussicht, bei dem Eigentümer ihre Wärme aus einer Wärmepumpe direkt bei den Vereinigten Stadtwerken beziehen können und so nicht selbst investieren müssten. Seine informativen Ausführungen wurden mit Applaus bedacht. Bürgermeister Eckhard Graf verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass der komplette Bericht zur ‚Kommunalen Wärmeplanung‘ für die Stadt Ratzeburg auf der Webseite der Stadt einzusehen ist.
Im weiteren Verlauf der Einwohnerversammlung wurden verschiedene Eingaben von Bürgerinnen und Bürger zur Parkplatzsituation an der städtischen Kita im Domhof, zur Geruchsbelästigung an einer Pumpstation des Klärwerks sowie zur neuen Steganlage am Strandbad ‚Schlosswiese‘ behandelt. Nach gut zweieinhalb Stunden konnte Stadtpräsident Andreas von Gropper die Versammlung mit einem positiven Fazit schließen.