Krummesse (pm). Schule mal ganz anders: Statt Mathe und Vokabeln stehen in dieser Woche Zeltlager, Workshops und jede Menge neuer Erfahrungen auf dem Stundenplan. Rund 120 Schüler des achten Jahrgangs der Stecknitz-Schule nehmen vom 16. bis zum 24. September am großen Stecknetz-Camp in Krummesse teil – unterstützt von zirka 45 Helfern: Lehrkräften, FSJlern, Praktikanten und sogar ehemaligen Schülerinnen und Schülern. Dazu kommen Zehntklässler als Zeltbetreuer und Unterstützung.
Das Ziel: Jugendliche raus aus dem Schulalltag holen, um ihnen weitreichende Kompetenzen fürs Leben zu vermitteln – Dinge, die sich im Klassenzimmer nur schwer lernen lassen.
Geschlafen wird in großen SG-30 und SG-40 Zelten, in denen jeweils zehn bis zwölf Schülerinnen und Schüler auf Feldbetten untergebracht sind. Gleich die erste Nacht stellt dabei eine große Herausforderung dar: Kälte, starker Regen und Sturm setzen den Jugendlichen zu und stellen die Nerven auf die Probe. Für einige ist es die erste Übernachtung im Freien oder zumindest die erste Erfahrung mit einem längeren Zeltlager. Dazu kommen die ganz praktischen Bedingungen: ein gewisser Weg zum Zähneputzen, der nächtliche Gang zu den Dixi-Klos und auch der ein oder andere Wassertropfen, der in die Zelte dringt.
Ein typischer Tag im Camp beginnt ungewöhnlich: Statt mit dem Wecker werden die Jugendlichen vom Stecknetz-Radio geweckt – einer Radiosendung, die sie selbst produzieren. Neben Nachrichten und Musikwünschen gibt es dort auch die ersten Infos für den Tag. Nach dem gemeinsamen Frühstück, das die Jugendlichen ebenfalls selbst organisieren, geht es zum sogenannten „Arbeitsamt“.
Hier buchen die Jugendlichen ihren ersten Workshop des Tages. Zur Auswahl stehen ganz unterschiedliche Angebote – von sportlichen Aktivitäten über kreative und künstlerische Projekte und soziale Bereiche bis hin zu Einblicken in Unternehmen. Zwei Stunden lang arbeiten die Gruppen daran, ehe es zum Mittagessen zurück ins Camp geht. Am Nachmittag folgt eine zweite Workshop-Runde, bevor der Tag mit einem gemeinsamen Abendessen endet.
Natürlich gehören zum Camp-Alltag auch ganz praktische Aufgaben: Die Zelte müssen ordentlich gehalten, der Zeltplatz gepflegt und vor allem der große Abwasch für 120 Personen gestemmt werden. Das bedeutet viel Einsatz – sowohl von den Jugendlichen selbst als auch von allen Unterstützern, die das Camp möglich machen.
Ein besonderes Highlight: Für gute Mitarbeit und Teamgeist sammeln die Schülerinnen und Schüler Unterschriften in ihrem Camp-Pass. Wer genug davon zusammenbekommt, darf am Wochenende eine besondere Reise buchen – etwa eine Kanutour oder einen Ausflug in den Hansa-Park.
Ganz bewusst findet das Camp ohne Handy, Internet und Social Media statt. So haben die Jugendlichen genug Zeit, sich mit sich selbst, der Gruppe und den Herausforderungen auseinanderzusetzen – ohne digitale Ablenkung.
Anders als eine übliche Klassenfahrt, die meist von Montag bis Freitag dauert, erstreckt sich das Stecknetz-Camp über einen deutlich längeren Zeitraum: Es beginnt am Dienstag, läuft über das Wochenende hinaus und endet erst am Mittwoch der darauffolgenden Woche. Dieser lange Zeitraum ist bewusst gewählt – denn nur so entstehen Reibungen, Konflikte und Situationen, in denen Jugendliche lernen müssen, sich auseinanderzusetzen, ihre Grenzen kennenzulernen und ihre sozialen Kompetenzen zu erweitern.
„Man sieht im Stecknetz-Camp, dass es für Jugendliche genau das ist, was sie in diesem Moment brauchen. Und ich bin sehr froh, dass wir ein Team haben, das so ein großes Projekt für die Kinder ermöglicht“, sagt Schulleiter Matthias Heffter.
Auch die beiden Hauptorganisatorinnen, Frau Belling und Frau Kaczmarek, ziehen ein positives Zwischenfazit: „Man sieht jeden Tag, wie die Kinder sich weiterentwickeln. Und das zeigt: Der viele Aufwand und die Arbeit lohnen sich wirklich.“
Das Stecknetz-Camp zeigt eindrucksvoll, wie Lernen außerhalb der Schule aussieht: praxisnah, gemeinschaftlich und mit jeder Menge Spaß – aber auch mit der Chance, sich selbst neu zu entdecken.