Lübeck (pm). Die Kirchenbauhütte des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg schreibt Geschichte: Mit Amelie Höls beginnt dort erstmals eine junge Frau ihre Ausbildung zur Maurerin. Die 21-Jährige aus Ostholstein startet damit einen außergewöhnlichen beruflichen Weg – zwischen traditionellem Handwerk, historischen Bauwerken und lebendiger Kulturpflege.
Geschichte lebendig halten
„Eigentlich wollte ich Architektur studieren“, erzählt Höls, die 2024 ihr Abitur abgelegt hat. Sie schrieb sich an der Kieler Uni ein, belegte Kunstgeschichte und Geschichte. „Aber um Architektur studieren zu können, war ein Praktikum nötig. Auf die Kirchenbauhütte bin ich durch meine Eltern aufmerksam geworden.“ Ihr Vater leitet die Bauabteilung im Kirchenkreis Ostholstein, ihre Mutter ist Regionalleiterin im Kita-Fachdienst des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg.
Es folgte ein vierwöchiges Praktikum in der Bauhütte, das Eindruck machte – bei allen Beteiligten: „Ich hatte unheimlichen Spaß bei der Arbeit mit Werkzeugen. Schon im Praktikum stellten mich die Kollegen spaßeshalber als die zukünftige Auszubildende vor. In der vierten Woche habe ich dann tatsächlich meine Bewerbung geschrieben.“
Für Amelie Höls ist die Ausbildung nicht nur Handwerk, sondern eine besondere Aufgabe: „Wir halten Geschichte lebendig und sorgen dafür, dass auch künftige Generationen die Kulturdenkmäler erleben können.“ Das Spannungsfeld, teils mit alten Techniken unter modernen Bedingungen an historischen Gebäuden zu arbeiten, das ist von besonderem Reiz für die Auszubildende.
“Ein netter, wilder, witziger Haufen”
Dass sie die erste Frau im Team ist, stört sie nicht. Im Gegenteil: „Ich habe mein Abitur in einer reinen Mädchenklasse gemacht, von daher ist das eine ganz willkommene Abwechslung. Außerdem sind meine Kollegen ein netter, wilder und witziger Haufen großer Brüder und Onkel – mit ungeheurem Fachwissen und einer gewaltigen Leidenschaft für die Aufgabe.“ Auch in der Berufsschule ist sie die einzige Frau in ihrer Klasse. „Ich bin selbstbewusst und ehrgeizig. Mir ist klar, dass es ein anstrengender Job ist, aber genau das reizt mich.“
Auf zahlreichen Baustellen in Lübeck und im Herzogtum konnte sie seit dem Start der Ausbildung Anfang August 2025 bereits Erfahrungen sammeln – die Liste weiterer Einsatzorte ist lang. Und jede Kirche ist anders. Ein zusätzlicher Reiz.
In ihrer Freizeit geht es für die Auszubildende oft sportlich zu: Sie fährt Motorrad, joggt, reitet und bildet zurzeit sogar ein Jungpferd aus. Am liebsten verbringt sie aber Zeit mit der Familie oder am Strand.
Von der Hauptstadt an die Küste
Ihre persönliche Geschichte verbindet Amelie Höls eng mit dem Norden: Geboren in Berlin, zog sie 2013 mit ihren Eltern nach Schleswig-Holstein. „Das Leben auf dem Land war im Vergleich zu Berlin schon ein Kulturschock. Aber hier konnte ich auf dem Feld spielen, habe Natur und Umwelt ganz anders wahrgenommen als in der Großstadt.“
Mit ihrem Start bei der Kirchenbauhütte geht sie nun einen besonderen Weg – als erste weibliche Auszubildende der Kirchenbauhütte in einem traditionsreichen Handwerkszweig. „Wenn nicht jetzt, wann dann“, sagt sie mit einem Lächeln.