Ratzeburg (pm). Wer beim Essen nebeneinandersitzt, kommt ins Gespräch. So war es auch bei Ute Ziegler, Gisela Schwabe und Renate Weingarten. Die drei Frauen leben in der Pflegeeinrichtung Wohnen mit Tagespflege der AMEOS Pflege Ratzeburg und haben dort nicht nur Gesellschaft und Struktur, sondern auch Freundschaft gefunden. Im gemeinsamen Gespräch erzählen sie, was ihnen hier wichtig ist – vom Ankommen, vom Alltag und vom Miteinander.
Ute Ziegler lebt bereits seit vier Jahren in der Pflegeeinrichtung Wohnen mit Tagespflege. Für das Gespräch hat sie ihr gemütliches Appartement mit Lesesessel und Blick ins Grüne zur Verfügung gestellt und ihre beiden Mitbewohnerinnen sowie Pflegedienstleiterin Elena Lerch zu sich eingeladen. Wie haben sich die drei Bewohnerinnen eigentlich kennengelernt? Ute Ziegler erinnert sich: „Wir sitzen uns beim Essen gegenüber und nebeneinander. Jeder hat hier einen festen Platz. Dann hat es sich einfach so ergeben, dass man ein paar Worte miteinander gesprochen hat, und wir haben gemerkt, dass die Interessen übereinstimmen. Irgendwann habe ich einfach beim Frühstück gefragt: ‚Haben Sie nicht Lust, mal Rommee zu spielen?‘“ Alle drei hatten seit Jahrzehnten keine Karten mehr in der Hand – doch die Regeln waren schnell wieder klar. Seitdem ist jeder Tag gut gefüllt.
Gisela Schwabe ist erst im Juni fest eingezogen, nachdem sie zunächst zur Probe geblieben war: „Ich bin noch dabei, mich richtig einzurichten – da hilft mir mein Sohn. Er war lange der Meinung, ich könnte noch zuhause bleiben und mir mehr Hilfe holen. Aber ich bin jetzt in den Bewegungen sehr eingeschränkt, und meiner Meinung nach klappt das zuhause nicht mehr.“ Vor allem die Einsamkeit war ein Thema: „Zuhause saß ich dann den ganzen Tag allein. Hier kommt man in Kontakt, selbst wenn man morgens einfach nur beim Frühstück zusammensitzt. Man muss gar nicht viel sprechen – aber es ist jemand da. Und dem geht’s genauso.“
Renate Weingarten lebt seit Februar in der Einrichtung und hatte sich ganz bewusst für den Umzug nach Ratzeburg entschieden: „Ich komme aus Hamburg und war vorher in einer anderen Einrichtung. Ich hatte mal zu meinem Sohn gesagt: ‚Wenn ich mal nicht mehr alleine sein kann, dann will ich gerne nach Ratzeburg‘ – und er hat sich Gott sei Dank erinnert.“
In der Pflegeeinrichtung ist jeder Tag gut gefüllt. Ute Ziegler beschreibt den Ablauf: „Wir haben hier ein richtiges Programm, was viel Spaß macht. Zwei Mal in der Woche gibt es morgens nach dem Frühstück eine Zeitungsrunde. Dann geht es in den Gruppenraum. Unsere Betreuerin, die wir alle sehr mögen, macht mit uns Gymnastik, Singen und Rätsel, und das mit viel Freude.“
Dieses bunte Programm ergibt sich im Rahmen der MAKS-Therapie, eine Gruppentherapie, die besonders für Menschen mit kognitiven Einschränkungen konzipiert ist und die Bewohnerinnen und Bewohner motorisch, alltagspraktisch, kognitiv und spirituell fördert. Elena Lerch erklärt: „Unsere Mitarbeitenden versuchen den Tag immer abwechslungsreich und interessant zu gestalten, hier gibt es jeden Tag ein neues Thema, auch wenn die Therapie grundsätzlich nach einer festen Struktur abläuft.“ Ute Ziegler: „Und diese Abwechslung in der Gemeinschaft sorgt natürlich dafür, dass man am nächsten Tag wieder kommt, denn: Vielleicht entdecke ich noch etwas, was mir fehlte.“
Auch kleine sportliche Spiele gehören dazu – mit Ehrgeiz, aber auch mit viel Verständnis füreinander. Ute Ziegler erzählt: „Wir entdecken mit Freude, dass es unter uns Damen und Herren Leute gibt, die sonst große Probleme haben – aber dann schaffen sie es, den Ball zu werfen, und das wird honoriert. Wir kennen ja auch die Eingeschränktheit.“ Die MAKS-Therapie ist in dem Sinne gut, dass in der Gruppe alle zusammensitzen – egal ob kognitiv fit, körperlich eingeschränkt oder dement. Elena Lerch erläutert: „Die Fitteren können bei Fragen oder Übungen schneller reagieren, aber die anderen sind immer eingebunden. Es geht nicht darum, wer die Antwort weiß oder wer am schnellsten ist – sondern darum, dass niemand allein bleibt. Das ist gelebte Teilhabe. Außerdem achten die fitteren Bewohnerinnen und Bewohner auf die dementen Leute und unterstützen sie.“
Ute Ziegler nickt: „Je länger man zusammen ist, desto mehr wächst man zusammen. Anfangs weiß man vielleicht nicht: Ist er da empfindlich, sollte man dieses und jenes nicht sagen, aber inzwischen wird auch viel gelacht. Aber man kann auch von den Mitarbeitenden sagen, da sind sie – alle wie sie da – nett und kümmern sich.“
Am späten Vormittag ist Schluss – dann gibt es Mittagessen. Danach folgt eine Ruhepause, ab halb drei trifft man sich wieder zum Kaffee, manchmal mit Kuchen oder Eis. Elena Lerch bestätigt: „Unsere Mitarbeitenden denken sich immer wieder etwas Neues aus – für kleine Abwechslungen nachmittags, abends oder am Wochenende. Es wird gebacken, es gibt selbstgemachte Salate oder Kräuterbutter. Damit es sich anfühlt wie zuhause.“
Viele Bewohnerinnen und Bewohner bringen klare Vorstellungen mit, wenn sie zu Wohnen mit Tagespflege kommen – nicht immer decken sich diese mit dem Konzept, wie Frau Lerch erklärt: „Manche erwarten, dass ihnen alles abgenommen wird. Aber bei uns steht Selbständigkeit hoch im Kurs. Was jemand noch machen kann, soll er auch machen – wir haben Zeit dafür. Auch wenn es mal länger dauert. Unser Ziel ist: Selbstständig sein, wo es geht – und Unterstützung, wo sie nötig ist. Vor allem aber geht es um Nähe, Struktur und Lebensfreude.“
Auf die Frage, ob sie sich von Anfang an hier wohl gefühlt hat, antwortet Ute Ziegler: „Erstmal fühlt man sich gar nicht wohl. Das ist ja der Abschied von allem und bis ich wirklich angekommen bin, hat das bei mir sehr lange gedauert. Diese Phase muss man erst überwinden. Aber wenn man nach allen Seiten offen und kein verkorkster Mensch ist, gelingt es.“ Sie betont: „Was mir hier besonders gefällt, ist die aufmerksame Betreuung. Es gibt jeden Morgen eine Begrüßungsrunde, bei der die Betreuerin jedem Einzelnen guten Morgen sagt, die Hand gibt und in die Augen schaut. Dabei sieht sie auch, wenn jemand mal nicht gut drauf ist, und lässt sich etwas einfallen.“ Frau Lerch ergänzt: „Hier ist Empathie sehr wichtig. Wenn jemand neu zu uns kommt, ist das oft ein großer Schritt. Viele müssen sich erst zurechtfinden. Wir begleiten sie dabei – Schritt für Schritt.“
Wohnen mit Tagespflege richtet sich an Menschen, die trotz Pflegebedarf noch am gesellschaftlichen Leben teilnehmen möchten. Es kombiniert ein eigenes Appartement mit Privatsphäre, die professionelle Begleitung einer Tagespflege (Montag bis Freitag), die bewährte MAKS-Therapie sowie mobile Pflege – je nach Bedarf. Wer gerne mehr erfahren möchte, findet auf der Website der AMEOS Pflege Ratzeburg weitere Informationen: https://www.ameos.de/pflege-ratzeburg/pflege-betreuung/wohnen-mit-tagespflege/