Geeshacht (pm). Sie sind klein, flink, leben in großen Gruppen, sind wichtig für das ökologische Gleichgewicht und sind besonders geschützt – Waldameisen. In Geesthacht fühlt sich eine Art derzeit im Wohngebiet am Katzberg besonders wohl. Die Kahlrückige Waldameise – Formica polyctena – hat auf dem Spielplatz, der zwischen den Straßen Weidenkorbstieg, Am Katzberg und Alte Glasfabrik gelegen ist, gleich mehrere Nester gebaut, die im Auftrag der Stadtverwaltung Geesthacht jetzt von Fachleuten umgesiedelt worden sind. „Die Art Formica polyctena ist gemäß Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt“, informiert der Fachdienst Umwelt der Geesthachter Stadtverwaltung. „Zwei Ameisennester befanden sich direkt auf dem Spielplatz. Das Problem daran: Diese Ameisenart ist grundsätzlich friedlich, kann aber beißen und mit Ameisensäure spritzen, wenn sie sich bedroht oder gestört fühlt. Ein Volk hat bis zu 1,5 Millionen Individuen und hunderte bis tausende Königinnen, die immer weiteren Nachwuchs produzieren – erstrecht wenn sie gestört werden.“
Nachdem die Nester umgesiedelt worden sind, ist der Spielplatz voraussichtlich ab Mittwoch, 6. August 2025, wieder nutzbar. In den kommenden Tagen wird die Situation vor Ort durch Fachleute beobachtet und neu bewertet. Denn: Klar ist bereits, dass ein Ameisennest im an den Spielplatz anliegenden Wald durch Unbekannte gestört beziehungsweise beschädigt wurde. „In so einem Fall reagieren die Ameisen mit Versprengungen und bauen an mehreren anderen Orten neue Völker auf“, informiert die Ameisenschutzwarte Norddeutschland, die die Umsiedlung der Nester übernommen hat, in Absprache mit der Stadtverwaltung in einem Schreiben die Anwohnenden im Umfeld des Spielplatzes Am Katzberg. Im aktuellen Fall haben sich die Waldameisen eine Fläche zwischen zwei alten Eichen am Rand des Spielplatzes für ihre Ausweichstandorte ausgeguckt. „Diese Fläche haben wir für die Ameisen optimiert und gut sichtbar eingezäunt. Sinn der Maßnahme ist, dass sich künftig auch von den Umsiedelungen verbliebene Ameisen zusammenziehen können“, heißt es in dem Info-Schreiben. Dieser Bereich wird regelmäßig von der Ameistenschutzwarte Norddeutschland e.V. überwacht.
Anwohnende werden aufgefordert, in den kommenden Tagen und Wochen vermehrt auf Ameisen an und in ihren Häusern zu achten. Denn: Versprengte Ameisenvölker sind auf der Suche nach Schutz – und das auch gerne in Häusern oder Dächern. Wer bei sich Waldameisen entdeckt, was in dieser Jahreszeit an sich untypisch wäre, möge sich direkt bei der Stadtverwaltung Geesthacht (umwelt@geesthacht.de oder 04152 13336) oder bei der Ameisenschutzwarte (info@asw-nord.de oder 04155 122 9704) melden, um mögliche Maßnahmen abzusprechen. „Es ist nicht sinnvoll, dass Sie auf eigene Faust tätig werden. Falsche Maßnahmen führen eher dazu, dass sich das Ameisenvolk weiter ausbreitet und der Einsatz von Giften gegen diese geschützte Art bedeutet einen Verstoß gegen das Bundesnaturschutzgesetz, der mit Geldbußen geahndet wird. Wer beobachtet, dass Nester mutwillig zerstört werden, möge das dem Ordnungsamt der Stadt oder der Polizei melden“, betont die Stadtverwaltung. Und: „Gifte oder ähnliches kommen in der Regel bei den Königinnen, die sich sicher versteckt tief in der Erde befinden, nicht an. Diese merken jedoch, wenn die Mannschaft schwächer wird – und steuern mit verstärkter Bruttätigkeit gegen. Pauschal kann man sagen, dass man für jede umgebrachte Ameise zehn neue bekommt. Das gilt übrigens auch für andere Ameisenarten, die mit Mittelchen aus dem Baumarkt bekämpft werden“, erklärt Ronald Wischmann, Vorsitzender der Ameisenschutzwarte Norddeutschland.
Zum Hintergrund: In der Stadt Geesthacht werden Waldameisenvölkern aufgrund ihres Schutzstatus und ihrer großen Bedeutung für das Ökosystem an mehreren Orten bewusst Räume geschaffen. So schützt beispielsweise eine extra zu diesem Zweck angefertigte Metallpyramide am Rhododendron-Park in Grünhof-Tesperhude einen Waldameisenhügel. Am Elbewanderweg gibt es zudem mehrere Stellen, an denen Waldameisenvölker bewusst in Ruhe gelassen werden, in Grünhof-Tesperhude steht an einem Waldameisenhügel sogar eine Informationstafel zum Volk und ihrer Bedeutung. „Waldameisen sind Insekten, die in großen Kolonien leben und eine hochorganisierte soziale Struktur aufweisen. Sie spielen eine wichtige Rolle im Ökosystem, da sie unter anderem dazu beitragen, abgestorbene Pflanzenmaterialien zu zersetzen und den Nährstoffkreislauf zu fördern. Darüber hinaus dienen ihre Hügel als Lebensraum für eine Vielzahl anderer Tierarten, wie zum Beispiel Käfer, Spinnen und Pilze“, erklärt das Team des Geesthachter Fachdienstes Umwelt.
Die beiden Nester, die Waldameisen am Spielplatz am Katzberg errichtet hatten, wurden übrigens in Bereiche umgesiedelt, die nicht nur den Ameisen gefallen dürften, sondern auch in anderer Hinsicht nützlich sind. In der Nähe von Bäumen, die in den vergangenen Jahren immer wieder vom Eichenprozessionsspinner befallen waren, werden sie als natürlicher „Schädlingsbekämpfer“ wirken können. „Waldameisen fressen die Raupen des Eichenprozessionsspinner, dessen feine Härchen bei Berührung unter anderem sehr unangenehme Hautreaktionen und Atemwegsbeschwerden auslösen können“, heißt es aus dem Fachdienst Umwelt der Stadtverwaltung.