Geesthacht (pm). Wie wollen wir uns 2040 durch Geesthacht bewegen? Das ist die zentrale Frage des Verkehrsentwicklungsplans, den die Stadt Geesthacht derzeit entwickelt. Ziel ist es, möglichst klimaschonende und inklusive Antworten auf die Mobilitätsfragen der Zukunft zu finden – und das unter Berücksichtigung möglichst vieler unterschiedlicher Interessen. Am 16. Juli 2025 waren Jugendliche der Stadt an der Reihe. Bei der Jugendmobilitätkonferenz tauschten sich im Rathaus Schülerinnen und Schüler aller weiterführenden Schulen Geesthachts mit Experten für die Themen Straßenraum, Verkehre und klimafreundliche Mobilität aus.
„Der Blick der Jugendlichen auf das Thema Mobilität ist sehr wichtig – gerade weil er oft von dem der Erwachsenen abweicht. Die Jugendlichen, die bei unserer Mobilitätskonferenz dabei sind, werden als Botschafter für ihre Generation in unserem Planungsprozess angehört“, erklärt Sina Döhring vom Fachdienst Stadtplanung der Geesthachter Stadtverwaltung und Projektleitung für den Verkehrsentwicklungsplan. Gemeinsam mit ihrem Team von der Stadtplanung hatte Sina Döhring im Vorfeld der Konferenz alle weiterführenden Schulen Geesthachts kontaktiert und ihnen angeboten, sich bei der Erstellung des Verkehrsentwickungsplans mit Ideen einzubringen. Der Einladung gefolgt sind insgesamt vier Schülervertretungen – zwei des Otto-Hahn-Gymnasiums und jeweils eine Gruppe von Alfred-Nobel sowie Bertha-von-Suttner-Schule. Jeder Kursus setzte sich mit der Mobilität der Zukunft im Unterricht auseinander und erarbeitete Thesen dazu, die dann in der Jugendmobilitätskonferenz von benannten Sprecherinnen und Sprechern der Gruppen vorgestellt wurden. „Wir wollen erfahren, was den Jugendlichen wichtig ist. Wie kommen sie heute bereits von A nach B und was können wir machen, damit klimafreundliche Mobilitätsformen von den Jugendlichen noch stärker genutzt werden“, erklärt Sina Döhring.
Auffällig bei der Ist-Situation: Für längere Wege nutzen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Jugendmobilitätskonferenz aktuell den ÖPNV und das Auto – letzteres vor allem als Mitfahrende, denn einen Führerschein hatte nur eine der Befragten. Nur eine Person benannte bei der Umfrage, die das durch die Konferenz führenden Planungsbüros Planersocietät und TOLLERORT entwickeln und beteiligen vorbereitet hatte, das Fahrrad als Hauptfortbewegungsmittel. Und das ist auffällig, denn in der Diskussion wurde mehrfach von den jungen Leuten formuliert, dass sie das Fahrrad zum Fortbewegungsmittel Nummer 1 der Zukunft erklären würden.
Aktuell – so berichteten die Jugendlichen während der Konferenz – würden der stärkeren Nutzung des Fahrrads aus ihrer Sicht einige Hürden gegenüber: In einigen Bereichen des Stadtgebiets würden sie sich nicht sicher genug fühlen, die vielen Steigungen machten das Fahrradfahren unattraktiv, ebenso schlechtes Wetter und die Dominanz des Autos im Verkehrsnetz. Einige Lösungsansätze aus Sicht der Jugendlichen: Die Einrichtung von noch mehr Fahrradstraßen, die für Radfahrende reserviert sind und demnach ein besonders sicheres und schnelles Radfahren ermöglichen. Ein E-Bike-Verleih für Schülerinnen und Schüler – am besten personengebunden, um Vandalismus vorzubeugen. Auch ausleihbare E-Scooter sind aus Sicht der Jugendlichen attraktiv – möglichst buchbar per App und mit Stationen am ZOB und an den Schulen.
Darüber hinaus formulierten die Jugendlichen beispielsweise den Wunsch nach einem noch umfangreicheren ÖPNV-Angebot. Ganz konkret platzierten sie die Bahnanbindung Geesthachts an Hamburg in der Konferenz. Den Bau der Umgehungsstraße befürwortete ein Teil der Jugendlichen, weil so der Verkehr aus der Innenstadt herausgeleitet würde – einige Teilnehmende sprachen sich sogar für eine autofreie Innenstadt aus.
Zur Einordnung: Die Stadt Geesthacht hat sich dazu entschieden, als Orientierungshilfe für die künftige Planung der Verkehre in Geesthacht einen Verkehrsentwicklungsplan zu erstellen. Die darin formulierten Wünsche und Vorschläge sind nicht bindend.
Um ein möglichst umfassendes Bild von den Bedürfnissen und Einstellungen der Einwohnenden und Handelnden Geesthachts zu diesem Thema zu erhalten, setzt die Stadt auf ein mehrstufiges Beteiligungsverfahren. Im Mai fand bereits ein Bürgerforum statt. In direktem Austausch mit der Stadtverwaltung, sowie den Planungsbüros „Planersocietät“ und „TOLLERORT entwickeln und beteiligen“ wurden gemeinsam Ideen, Anregungen und Visionen für die künftige Verkehrsgestaltung in Geesthacht gesammelt. Alle Ergebnisse dieser Veranstaltung sind unter „Dokumente“ unter dem Link https://geesthacht.de/Rathaus-Politik/Bauen-Wohnen/Verkehrsentwicklungsplan/ einsehbar. Alternativ gelangen Interessierte über den Reiter „Rathaus & Politik“ und dort unter „Bauen & Wohnen“ zu den Punkt „Verkehrsentwicklungsplan“. Danach folgte eine sechswöchige Online-Beteiligung, die am 4. Juli 2025 mit einer Vielzahl an Beiträgen endete. Insgesamt wurden 316 Beiträge auf der interaktiven Karte verortet, 146 Kommentare verfasst und 1.134 Likes vergeben. Auch die Umfrage zu den verkehrlichen Zielen stieß auf reges Interesse. Hier nahmen 218 Personen teil und trugen somit aktiv zur Diskussion über die Mobilität von morgen bei.
Derzeit erfolgt die Auswertung aller Beiträge, um den vielfältigen Input der Bürgerinnen und Bürger in die weiteren Planungsschritte einfließen zu lassen. Über weitere Beteiligungsmöglichkeiten, beispielsweise in Form von Werkstätten, werden Interessierte frühzeitig informiert. Abschluss findet der Verkehrsentwicklungsplan voraussichtlich im Herbst 2026. Die Stadt dankt allen Personen, die sich bereits in lebhaften und wertvollen Diskussionen eingebracht oder an Befragungen teilgenommen haben.