Büchen (pm). Auf Einladung des Arbeitskreises der Ganztagsschulkoordinatoren und (und mit Unterstützung durch das Schulamt und den Fachdienst Kindertagesbetreuung, Jugendförderung und Schulen des Kreis Herzogtum Lauenburg) nahmen am Donnerstag, 3. Juli 2025 Vertreter der Landtagsfraktionen sowie Dr. Maike Abshagen (Abteilungsleiterin für bildungspolitische Querschnittsaufgaben, Lehrkräftenachwuchs und Lehrkräftepersonalverwaltung im Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Schleswig-Holstein) im Schulzentrum Büchen an einer Podiumsdiskussion mit mehr als 90 interessierten Gästen teil.
Während Dr. Abshagen und die Vertreter der Landtagsfraktionen von CDU und Grünen (Rasmus Vöge und Oliver Brand) betonten, der vorgelegten Förderrichtlinienentwurf erfülle sein Ziel „konkrete finanzielle Anreize zum sukzessive quantitativ und qualitativ Ausbau des Ganztags in seinen unterschiedlichen Formen und den regionalen Gegebenheiten zu schaffen“ wurde dies von den Vertretern der Landtagsfraktionen von SPD und FDP (Martin Habersaat und Christopher Vogt) sowie den betroffenen weiteren Podiumsgäste (Vertreter*innen von Eltern, Ganztagsträgern, Ganztagskoordinator*innen, Schulleitungen, pädagogischen Mitarbeitern und Kooperationspartner) grundsätzlich in Frage gestellt.
Insbesondere die Festlegung auf starre Fachkräftequoten in den einzelnen Modellstufen und die Vorgaben zu konkreten Angeboten (in Art und Anzahl) stehen im krassen Widerspruch zum im Rahmenkonzept formulierten Anspruch „Im Mittelpunkt stehen die Interessen und Bedürfnisse der Grundschulkinder.“
Liane Maier (Schulleiterin der Grundschule Schwarzenbek Nordost) betonte, dass – als ihre Schule (als gerade im November 2024 ausgezeichnete erste Kinderrechtsschule in Schleswig-Holstein) ihr Ganztagsangebot partizipativ mit den Kindern zusammen entwickelt wird und für qualitativ hochwertige Ganztagsangebote die Zusammenarbeit des Vor- und Nachmittags und vor allem aber auch die Zusammenarbeit in multiprofessionellen Teams von entscheidender Bedeutung ist.
Sabine Schratzberger-Kock (Leiterin der OGS Wentorf) betonte, dass der bisherige Ausbau der Ganztagsangebote und die im Kreis Herzogtum vorhanden hohe Qualität dieser genau dem dort seit Jahrzehnten erfolgreich tätigem Personal zu verdanken ist. Man habe bewusst Quereinsteiger als Mitarbeiter*innen angeworben und diese in den letzten Jahren fortlaufend weiterqualifiziert um den steigenden Herausforderungen gerecht zu werden.
Um eine möglichst hohe Förderung des Landes zur Deckung der Betriebskosten zu erhalten, müssten nach dem vorliegenden Entwurf die bewährten Mitarbeiter sukzessive durch Menschen mit formaler päd. Ausbildung ersetzt werden. Hier könne in keinem Fall von einer Steigerung der Qualität der Arbeit gesprochen werden. Dies bestätigte ebenfalls Andreas Hock (langjähriger pädagogischer Mitarbeiter der OGS Wentorf) und betonte, mit Wertschätzung der derzeitigen Mitarbeitern hätten die Pläne nichts zu tun.
Nadine Frömter (Amt Büchen – Träger der Offenen Ganztagsschulen in Büchen und müssen) und Tanja Heppner (DRK Betreuungsdienste – als Träger der OGS Wohltorf) machten deutlich, dass die gewünschten Fachkräfte (erst recht nicht im ländlichen Raum) auf dem Arbeitsmarkt überhaupt nicht zur Verfügung stehen. Es würde der Konkurrenzkampf um pädagogisch ausgebildete Fachkräfte zwischen Kitas und Schulen verstärkt. Viele Erzieher und sozialpädagogische Assistenzkräfte (SPA). Zudem wünsche sich Bewerber*innen häufig Teilzeitverträge (auf Grund eigener Kinder) und damit Arbeitszeiten am Vormittag, während die Offenen Ganztagsschulen Mitarbeiter mindestens im Zeitraum von 12 bis 16 Uhr benötigen.
Die teilnehmenden Fachkräften und auch die Elternvertreterin (Katja Henning) von der Offenen Ganztagsschule Krummesse) sowie der Leiter der VHS Reinbek (Simon Bauer) betonten, dass die vorgelegte Förderrichtlinie dringend an die Realität angepasst und wesentlich offener und flexibler ausgestaltet werden muss, wenn sie ermöglichen soll, die seit Jahrzehnten entwickelte hohe Qualität der Ganztägigen Bildungs- und Betreuungsangebote im Kreis Herzogtum Lauenburg fortzusetzen und weiterzuentwickeln.
Es bleibt spannend, welche Anregungen der direkt Betroffenen aus der Praxis Dr. Abshagen und das Bildungsministerium nun wirklich in die zugesagte Überarbeitung von Rahmenkonzept und Förderrichtlinie einbeziehen werden.

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Diskussion über Ganztagsschule: Fachleute wünschen sich mehr Flexibilität
Büchen. Am Donnerstag, 3. Juli 2025, gab es eine große Veranstaltung im Schulzentrum Büchen.
Mehr als 90 Gäste kamen.
Sie hörten eine Diskussion auf der Bühne.
Es ging um neue Regeln für die Ganztagsschulen in Schleswig-Holstein.
Eingeladen hatte ein Arbeitskreis von Fachleuten aus Ganztagsschulen im Kreis Herzogtum Lauenburg.
Auch das Schulamt und der Kreis haben geholfen.
Gäste waren zum Beispiel:
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Politiker aus dem Landtag von CDU, Grünen, SPD und FDP
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Dr. Maike Abshagen vom Bildungsministerium
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Lehrerinnen und Lehrer
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Schulleitungen
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Eltern
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Menschen, die in Ganztagsschulen arbeiten
Streit über neue Regeln
Frau Dr. Abshagen und Politiker von CDU und Grünen sagten:
Die neuen Regeln sollen dabei helfen, dass es mehr gute Ganztagsangebote gibt.
Aber andere Gäste waren anderer Meinung.
Die Politiker von SPD und FDP, Lehrer, Eltern und Träger der Schulen sagten:
Die neuen Regeln passen nicht gut zur Wirklichkeit an den Schulen.
Sie sind zu streng und zu starr.
Zum Beispiel sollen bestimmte Quoten für Fachkräfte genau eingehalten werden.
Und es soll genau vorgeschrieben werden, welche Angebote es geben muss.
Viele sagten:
So kann man die Bedürfnisse der Kinder nicht gut beachten.
Denn im Mittelpunkt sollten die Kinder stehen – nicht die Zahlen.
Kritik von Fachleuten aus dem Kreis
Liane Maier, Schulleiterin der Grundschule Schwarzenbek Nordost, sagte:
Ihre Schule arbeitet sehr eng mit den Kindern zusammen.
Die Kinder dürfen mitbestimmen, was im Ganztag passiert.
Gute Ganztagsangebote brauchen Teamarbeit und Zusammenarbeit zwischen Lehrern und Erziehern.
Sabine Schratzberger-Kock von der OGS Wentorf sagte:
Die gute Qualität der Angebote im Kreis kommt von den Mitarbeitenden.
Viele haben keine klassische Ausbildung,
aber sie wurden über viele Jahre weitergebildet.
Diese Menschen sollen jetzt durch Fachkräfte ersetzt werden.
Das sei keine Verbesserung.
Andreas Hock, ein Mitarbeiter aus Wentorf, sagte:
Die geplanten Änderungen zeigen keine Wertschätzung für die Mitarbeitenden.
Große Sorge wegen fehlender Fachkräfte
Nadine Frömter (Amt Büchen) und Tanja Heppner (DRK Wohltorf) sagten:
Es gibt auf dem Land fast keine Fachkräfte, die man neu einstellen kann.
Schon heute gibt es viel Konkurrenz um ausgebildete Erzieher.
Und viele möchten nur vormittags arbeiten,
aber in den Ganztagsschulen werden Leute ab 12.00 Uhr gebraucht.
Wunsch: Die Regeln sollen zur Wirklichkeit passen
Katja Henning, eine Elternvertreterin aus Krummesse,
und Simon Bauer von der Volkshochschule Reinbek sagten:
Die neuen Regeln müssen dringend verändert werden.
Sie müssen offener und flexibler sein.
Nur so kann die gute Arbeit in den Ganztagsschulen im Kreis weitergehen.
Jetzt bleibt offen, ob das Bildungsministerium die Kritik und Vorschläge aufnimmt.
Frau Dr. Abshagen hat gesagt, dass es bald Änderungen geben soll.