Kröppelshagen/ Elmenhorst (pm). Als „mühsam“ hat Manfred Lemm seine ersten Einsätze bei der Feuerwehr in Erinnerung. „Denn damals sind wir zu den Bränden noch mit Traktor und Anhänger ausgerückt“, sagt der Kröppelshagener. Damals heißt vor 80 Jahren – solange ist der heute 95-Jährige bereits Mitglied bei der Freiwilligen Feuerwehr Kröppelshagen-Fahrendorf. Für seine langjährige Treue und seine Verdienste erhielt er vom Kreisfeuerwehrverband Kreis Herzogtum Lauenburg jetzt eine Ehrenurkunde. „Über 80 Jahre Mitgliedschaft in einer Freiwilligen Feuerwehr ist wirklich was ganz besonderes und selten“, sagt Kreiswehrführer Sven Stonies, der in seiner neunjährigen Amtszeit keine Hand voll dieser Ehrenurkunden überreichen durfte.
„Wenn wir es genau nehmen, sind es jetzt sogar 83 Jahre“, sagt Lemm mit einem Augenzwinkern. Denn er sei bereits mit zwölf Jahren zu Einsätzen ausgerückt, während die Mitgliedsjahre aber erst ab dem 16. Lebensjahr zählen.
„Damals war die Feuerwehr auf jeden Mann angewiesen“, sagt Lemm. Denn die meisten Männer aus dem kleinen Ort Kröppelshagen mit gerade 220 Einwohnern kämpften im Krieg. Frauen gab es damals noch nicht in der Wehr. „Zu dritt – zwei Senioren und ich – junger Spund – rückten wir zu den Einsätzen mit Traktor und einem Anhänger mit Spritze aus“, erzählt er.
Ein Einsatz ist ihm besonders in Erinnerung geblieben: „Irgendwann in den 1950er-Jahren stand das Haus von Bauer Wohltorf in Flammen“, erzählt Lemm. Die Wasserstelle war unten an der B5, wo er als Maschinist darauf wartete, dass er von seinen Kameraden vom Einsatzort oben, den Befehl zum Abdrehen des Wassers bekam. Der kam aber erst nach einer durchwachten Nacht am nächsten Tag und erst nachdem seine Frau Ilse bei den Kameraden nachgefragt hatte, wo denn ihr Mann sei. „Die hatten mich schlicht vergessen“, sagt das Ehrenmitglied der Feuerwehr, der das Ganze mit Humor genommen hat.
„So etwas kann heute dank Funk und Handy nicht mehr passieren“, sagt Florian Brombach, Gemeindewehrführer in Kröppelshagen-Fahrendorf. Brombach ist stolz, den derzeit ältesten und waschechten Kröppelshagener in den Feuerwehrreihen zu wissen. Manfred Lemm ist in dem Haus geboren, in dem er heute noch lebt. Der gelernte Kfz-Schlosser betrieb jahrzehntelang die heutige Shell-Tankstelle im Ort, die sein Vater gegründet hat.
Seine mittlerweile verstorbene Frau Ilse übernahm immer dann die Kasse, wenn die Sirene den Feuerwehrmann zum Einsatz rief. „Ich war fast immer der erste an der Wache“, sagt der rüstige Senior, denn sein Wohnhaus liegt nur wenige Meter von der Wache entfernt. Bei vielen Einsätzen kam es auf jede Minute an. „Wir hatten besonders viele schwere Verkehrsunfälle auf der B207“, so Lemm.
Zu den nun rund 20 Einsätzen im Jahr der Freiwilligen Feuerwehr rückt Lemm schon länger nicht mehr aus. „Mit derzeit 47 aktiven Feuerwehrmännern und -frauen sind wir gut aufgestellt und mit vier Fahrzeugen – zwei Löschfahrzeugen, einem Mehrzweckfahrzeug und einem Mannschaftstransportwagen – auch sehr gut ausgerüstet“, sagt Wehrführer Brombach. Er ist der siebte Feuerwehrchef, den Lemm in 80 Jahren Mitgliedschaft erlebt. Selbst Wehrführer wollte er aber nie werden – „das war mir zu viel Verantwortung“, gibt der Vater eines Sohnes und einer Tochter unumwunden zu.

Tatsächlich steht der Feuerwehr in der Gemeinde mit nun 1.300 Einwohnern ein sehr verantwortungsvolles Projekt bevor: Noch in diesem Jahr soll die Wache für zwei Millionen Euro erweitert werden. Das ist notwendig, um die gesetzlich vorgeschriebene Schwarz-Weiß-Trennung umzusetzen.
Auf das Einweihungsfest nach der Fertigstellung freut sich Manfred Lemm schon jetzt, der sich bis heute kein Treffen in der Wehr entgehen lässt. „Die Kameradschaft – die tut meiner Seele einfach gut“. Und sie ist sicher eines der Geheimnisse – neben gesunder Ernährung und ausreichend Bewegung –, dass er im hohen Alter noch so fit und munter ist.
