Lübeck (pm). Lübeck hat eine neue Stiftung: Im Audienzsaal des Rathauses ist 7Türme+ mit den Unterschriften der 18 Mitstiftenden offiziell gezeichnet worden. Ziel ist es, die fünf Welterbe-Kirchen in der Altstadt Lübecks dauerhaft zu erhalten.
Rund 75 geladene Gäste nahmen an der feierlichen Zeremonie im historischen Rathaus der Hansestadt teil, unter ihnen der Unternehmer Dr. Arend Oetker, die Landesbischöfin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) Kristina Kühnbaum-Schmidt, der Staatssekretär im Landesministerium für Allgemeine und Berufliche Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur, Guido Wendt, Lübecks Bürgermeister Jan Lindenau sowie Prof. Dr. Wolfgang Sandberger, Vorsitzender des Stiftungsvorstands der Possehl-Stiftung.
Dank an alle, die sich für Erhalt der Lübecker Türme einsetzen
„Ich freue mich und ich bin von Herzen dankbar, dass Sie alle sich dafür einsetzen, die Lübecker Türme und das, wofür sie in der Stadt stehen, zu erhalten. Es ist nicht selbstverständlich, dass in Zeiten knapper Kassen die Mittel für Sanierungsmaßnahmen in dieser Dimension aufgebracht werden können und aufgebracht werden!“, erklärte Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt, die für die Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) die Stiftungsurkunde unterzeichnete.
Besonderer Tag für Lübeck
„Heute ist ein ganz besonderer Tag für Lübeck. Es passiert schließlich nicht alle Tage, dass eine Stiftung gegründet wird“, würdigte Lübecks Bürgermeister Jan Lindenau. Zwar dürfe die Hansestadt nicht aktiv der Stiftung beitreten, könne aber mit Zustimmung der Bürgerschaft die Verbrauchsstiftung unterstützen. Die Bedeutung der Stiftungszeichnung stellte auch Staatssekretär Guido Wendt in den Fokus: Er sprach von einem starken Signal und einem besonderen Tag für Lübeck und das Land Schleswig-Holstein.
Die Stiftung 7Türme+ entsteht aus der Überzeugung, dass die sieben Türme der Lübecker Altstadtkirchen weit mehr sind als bloße Wahrzeichen. Sie stehen für Jahrhunderte gelebter Geschichte, für Spiritualität, Kunst, Kultur und für das Selbstverständnis einer Stadt, die Welterbe ist – und bleiben will. Motto von 7Türme+ ist: „Der Welt KULTUR und ERBE schenken.“
Starkes Zeichen für den langfristigen Erhalt der sieben Türme
Mit der Gründung der Stiftung 7Türme+ wird ein starkes Zeichen gesetzt: für den langfristigen Erhalt der fünf Kirchen mit ihren Türmen und der dazugehörigen Gebäude – als lebendige Orte des Glaubens, der Musik, der Begegnung und des kulturellen Miteinanders. Das „+“ im Namen steht ganz bewusst dafür, dass es nicht nur um die Türme geht. Es geht auch um das, was sie tragen: um die gesamten Kirchenräume, ihre Ausstattung, ihre Nutzung, ihre Wirkung – und um die Menschen, die sie mit Leben füllen.
Stiftungsidee entstand im Jahr 2022
Die Idee, eine bürgerliche Stiftung zu gründen, entstand im Jahr 2022. Die Lübecker Possehl-Stiftung war von dem Ansinnen begeistert: Im Herbst 2023 sagte die Possehl-Stiftung zu, 7Türme+ über den Zeitraum von sieben Jahren mit insgesamt sieben Millionen Euro unterstützen zu wollen. Für die Startphase sagte Possehl weitere 700.000 Euro als Anschubfinanzierung zu. „Es ist gut investiertes Geld“, sagte Prof. Dr. Wolfgang Sandberger, Vorsitzender des Stiftungsvorstands der Possehl-Stiftung, bei der Stiftungszeichnung im Lübecker Rathaus. Er bezeichnete die sieben Türme der Altstadtkirchen als „lebendige Zeugen unserer Geschichte“, die gleichermaßen Stolz, Macht, Glauben und Identität einer bürgerlichen Gesellschaft symbolisieren würden.
Im März 2024 kündigte der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck an, als Schirmherr für 7Türme+ wirkten zu wollen. „Joachim Gauck war es auch, der mich angesprochen hat, ob ich nicht die Stiftung unterstützen möchte“, sagte Dr. Arend Oetker, Mitstifter von 7Türme+. Er durfte als erste Person die Urkunde unterzeichnen.
Auf die Stiftung warten große Aufgaben
„Ich bin dankbar und wirklich begeistert über so viele Menschen und Institutionen, die sich für den Erhalt unserer wunderschönen Lübecker Altstadt-Kirchen einsetzen“, sagte Petra Kallies. Die Lübecker Pröpstin war eine der Initiator:innen von 7Türme+. „Auf die Stiftung warten große Aufgaben. Dafür wünsche ich der Stiftung und allen Verantwortlichen viel Erfolg, frische Ideen, Durchhaltevermögen und vor allem Gottes Segen.“ Seit mehr als 800 Jahren sorgen bürgerliches und kirchliches Engagement für die Finanzierung der regelmäßig erforderlichen Instandsetzungsarbeiten. „Möge es also auch weiterhin gelingen, für diese so genannte „Ewigkeitsaufgabe“ Menschen zu begeistern“, sagte Petra Kallies.
Vorstandsteam führt künftig 7Türme+
Geführt wird 7Türme+ künftig von einem Vorstandsteam: Annegret Röther, Heike Schumacher und Jan-Dirk Verwey werden die verantwortungsvolle Aufgabe übernehmen. Die Stiftung soll das kirchliche Engagement für den Erhalt und die Nutzung dieser besonderen Bauwerke auf eine breitere, tragfähige Basis stellen. Ziel ist es, bürgerschaftliches und institutionelles Engagement zu bündeln und langfristig Ressourcen zu sichern – für Sanierung, für Kultur, für Zukunft. 7Türme+ ist eine rechtsfähige, gemeinnützige Stiftung des bürgerlichen Rechts und hat ihren Sitz in Lübeck. Die 18 Gründungsstifter:innen statten die Stiftung mit einem Barvermögen in Höhe von insgesamt 1.500.000 Euro (Grundstock) aus.