Sandesneben (sn). Eine Woche vor der Bundestagswahl hatten die Schülerinnen und Schüler der Grund- und Gemeinschaftsschule Sandesneben die Gelegenheit, Politik hautnah zu erleben. Der WiPo-Kurs des Geschichtsprofils im 11. Jahrgang, unter der Leitung von Vivien Pracejus, organisierte eine Podiumsdiskussion mit den Direktkandidaten des Wahlkreises 11 (Lübeck, Berkenthin und das Amt Sandesneben-Nusse).
Die Veranstaltung am Mittwoch, 19. Februar wurde moderiert von Erik Lemcke und Finn Preußler aus der Klasse 11G. Auf dem Podium diskutierten Tim Klüssendorf (SPD), Bruno Hönel (Bündnis 90/Die Grünen), Kathrin Ostertag (Volt), Christopher Lötsch (CDU) und Christopher Vogt (FDP), der den erkrankten Robert Schörck vertrat. Die Kandidaten der AfD (Kerstin Przygodda) und der Freien Wähler (Sebastian Kai Ising) mussten kurzfristig absagen.
Nach einer kurzen Vorstellungsrunde folgte eine Blitzrunde mit klaren Ja-Nein-Positionierungen zu kontroversen Themen: Kostenloses Deutschlandticket für Schülerinnen und Schüler, Ausbau von ÖPNV oder Straßen, Cannabis-Legalisierung, Handyverbot an Schulen und die Genderpflicht. Während es bei vielen Themen deutliche Unterschiede gab, bestand bei der Genderpflicht überraschend Einigkeit – keine staatlichen Vorgaben oder Verpflichtungen.
In der anschließenden Diskussion wurden zentrale Wahlkampfthemen intensiv diskutiert: die Wiedereinführung der Wehrpflicht, das Verbrennerverbot bis 2035 und dessen Auswirkungen auf die Autoindustrie, der Grenzschutz sowie die Migration nach Deutschland. Besonders emotional wurde der Klimaschutz debattiert – ein Thema, das die Schülerinnen und Schüler besonders beschäftigte. Hier wurde deutlich, wie stark die Positionen der Parteien auseinandergehen, insbesondere beim Ausbau erneuerbarer Energien und der Technologieoffenheit.
Ein Schüler stellte eine kritische Frage zur Regulierung von Social Media und fragte nach der Positionierung der Parteien zu einem möglichen Social-Media-Verbot bis 16 Jahre nach australischem Vorbild. Der Konsens war hier, dass ein Verbot nur wenig Erfolg hätte. Ein anderer Schüler knüpfte an die Diskussion zur Migration an und wollte wissen, wie Deutschland mit abgeschobenen Straftätern umgehen sollte, um erneute Straftaten im Herkunftsland zu verhindern.
Die Podiumsdiskussion bot den Schülerinnen und Schülern eine tolle Gelegenheit, die Positionen der Parteien direkt zu vergleichen und politische Entscheidungsprozesse besser zu verstehen. „Es war spannend zu sehen, wie unterschiedlich die Ansätze sind – aber auch, wo es Gemeinsamkeiten gibt“, resümierte eine Schülerin aus der 11. Klasse nach der Veranstaltung.
Parallel zur Debatte nimmt die Schule an der Juniorwahl teil. Bereits vor der Veranstaltung wurde die Erststimme abgefragt, um sie nach der Diskussionsrunde mit dem Ergebnis der Juniorwahl zu vergleichen. Wer konnte bei der Diskussion überzeugen?
Vivien Pracejus zeigte sich begeistert vom Engagement der Schülerinnen und Schüler: „Ich bin stolz, dass sich so viele mit Begeisterung eingebracht haben und auch nach der Veranstaltung noch intensiv über die Inhalte diskutiert wurde. Ich hoffe natürlich, dass sich am Sonntag jeder seiner Verantwortung bewusst ist und wählen geht.“
Mit dieser erfolgreichen Debatte hat der WiPo-Kurs eindrucksvoll bewiesen, wie wichtig politische Bildung gerade in herausfordernden Zeiten ist.
Text: Thelse Steingrube und Vivien Pracejus