Hamfelde (pm). Hilde Schulz hat von einer lieben jungen Bekannten dieses Gedicht von Guggenmos als Kurznachricht bekommen und findet es so schön, dass sie versucht hat – so gut es geht – die Stimmung auf Platt rüber zu bringen. „Das ist gar nicht so einfach“, sagt Hilde Schulz und freut sich, dieses Gedicht mit den Leserinnen und Lesern von Herzogtum direkt zu teilen.
Die Tulpe
- Dunkel war alles und Nacht.
- In der Erde tief die Zwiebel schlief, die braune.
- Was ist das für ein Gemunkel, was ist das für ein Geraune,
- dachte die Zwiebel, plötzlich erwacht.
- Was singen die Vögel da droben und jauchzen und toben?
- Von Neugier gepackt, hat die Zwiebel einen langen Hals gemacht
- und um sich geblickt mit einem hübschen Tulpengesicht.
- Da hat ihr der Frühling entgegengelacht.
Josef Guggenmos
Und nu up Platt: De Tulp
Düster wär allns und Nacht.
In de Eer deip de Zibbel schlöpt, de brune.
Wat is dat för een Munkeln, wat is dat för een Suustern,
denkt sick de Zibbel, up eenmal waak.
Wat singt de Vagels dor boben und juchzt und jachtert?
Vun Nieschier packt, hett de Zibbel eenen langen Hals mokt
und sick ümkäken, mit eene ganz seute Tulpenschnuut.
Dor hett dat Freuhjohr ehr taulacht.
Översett vun Hilde Schulz ut Hamfelln, 2. Februar 2025