Herzogtum Lauenburg (pm). Depressionen können jeden Menschen treffen und stellen eine der größten Herausforderungen im Gesundheitswesen dar. Rund 23.300 Menschen ab zehn Jahren im Kreis Herzogtum Lauenburg waren im Jahr 2022 deshalb in ärztlicher Behandlung. Das entspricht nach dem neuen ‚AOK-Gesundheitsatlas Depressionen‘ 12,8 Prozent der Bevölkerung. „Depressionen gehören zu den größten Herausforderungen unserer Zeit. Sie verursachen für die Betroffenen nicht nur persönliches Leid und eine erhebliche Einschränkung ihrer Lebensqualität, sondern auch hohe Kosten für das Gesundheitssystem und die Wirtschaft. Zudem suchen viele Betroffene aus Angst vor gesellschaftlicher Ausgrenzung oder beruflichen Nachteilen immer noch zu selten professionelle Hilfe“, sagt AOK-Serviceregionsleiter Reinhard Wunsch.
Allein nur bei den bei der AOK NordWest im Kreis Herzogtum Lauenburg versicherten Beschäftigten in 2023 fielen 43.266 Fehltage wegen Depressionen an. Die Dauer je Fall lag bei 47 Tagen. Am häufigsten betroffen von Depressionen waren Beschäftigte aus Berufen in der Haus- und Familienpflege, Sozialverwaltung und -versicherung sowie Berufe in der Kinderbetreuung und -erziehung als auch in der Altenpflege.
Ob glückliche Partnerschaft oder erfüllender Beruf: Menschen erkranken und zeigen unterschiedlichste Symptome. Einige ziehen sich völlig zurück und verlieren das Interesse an allem Positiven, andere sind gereizt und manchmal sogar aggressiv. Je früher eine Depression erkannt wird, umso besser sind die Heilungschancen. Schon beim Verdacht auf eine Depression sollten Betroffene frühzeitig ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Dabei ist eine genaue Diagnosestellung erforderlich. Neben Risikofaktoren muss auch die Krankheitsgeschichte des Patienten berücksichtigt werden. Als medizinische Leistungen stehen die Psychotherapie oder auch eine medikamentöse Therapie zur Verfügung.
Angehörigen, dem Freundeskreis oder Kolleginnen und Kollegen fällt es oft schwer, die psychische Erkrankung zu verstehen und die Symptome nachzuvollziehen. Hierbei kann der ‚AOK-Familiencoach‘ helfen, die Krankheit zu verstehen, den Alltag gemeinsam zu bewältigen, Betroffene zu unterstützen und sich gleichzeitg selbst vor gesundheitlichen Folgen zu schützen. „Angehörige sind oft die wichtigste Stütze für depressiv Erkrankte. Die Belastung kann aber dazu führen, dass sie sich selbst überfordern und sogar erkranken. Der kostenlose Online-Coach soll helfen, die Krankheit zu verstehen und die eigenen Bedürfnisse nicht zu vergessen. Er ist eine wertvolle Unterstützung, ersetzt aber natürlich keinen medizinischen Befund“, so Wunsch.
Der ‚Familiencoach Depression‘ umfasst insgesamt fünf leicht verständliche Trainingsbereiche. Sie helfen, mit Video- und Textmaterial die Krankheit zu verstehen, die Beziehung zu stärken und insbesondere auch Depressionen im Alter zu betrachten. Ein Experten-Videochat rundet das kostenlose Online-Angebot ab. Studien zeigen, dass durch die Vermittlung von Wissen über depressive Erkrankungen die Belastung der Angehörigen sinkt und auch das Rückfallrisiko der depressiv Erkrankten reduziert werden kann.
Das Konzept ‚AOK-Familiencoach Depression‘ wurde von Frau Professor Dr. Schramm und ihrer Arbeitsgruppe der Universitätsklinik Freiburg unter Beteiligung der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und in Zusammenarbeit mit betroffenen Angehörigen und Erkrankten entwickelt. Professor Schramm ist Expertin für die Versorgung depressiv erkrankter Menschen und deren Angehörigen. Die im Familiencoach vermittelten Methoden sind praxisnah und effektiv.