Ratzeburg (pm). Die Stadt Ratzeburg und das Amt Lauenburgische Seen haben sich durch ihre Mitgliedschaft bei der ‚European Coalition of Cities against Racism‘ (ECCAR) in einem 10-Punkte-Aktionsplan dazu verpflichtet, aktiv an der Überwindung von Rassismus und Diskriminierung zu arbeiten. Diese Aufgabe ist eine Herausforderung, die sportlich einer Langstrecke gleicht. Es gilt, kontinuierlich Einstellungen, Haltungen und Vorurteile zu verändern, die Grundlage für rassistische und diskriminierende Handlungsmustern und Strukturen sind. Ein erster Schritt ist die Vermittlung von Empathie mit den Betroffenen und von Wissen über die Funktionsweisen von Rassismus und Diskriminierung.
Dabei hilft Evans Gumbe, ein interkultureller Trainer aus Ratzeburg, der die Antirassismusarbeit in Stadt und Amt im Zuge der ECCAR-Mitgliedschaft berät und koordiniert. Zum Jahresende startete er eine langfristig angelegte Fortbildungsreihe von Workshops, die in einem ersten Schritt der Sensibilisierung gegen über Rassismus und Diskriminierung dienen sollen.
Menschen aus Mehrheitsgesellschaft werden hier von Evans Gumbe eingeladen, in einen Erfahrungsaustausch zu treten und die Perspektive von Betroffenen einzunehmen. „Antirassismusarbeit hat ganz viel mit Selbstreflexion zu tun“, sagt Evans Gumbe. Warum handle oder verhalte ich mich in bestimmten Situationen unbewusst ablehnend gegenüber Menschen, die mir fremd erscheinen? Was ist da in mir am Wirken? Welche Stereotype trage ich in mir und sind mir die bewusst? Solche Fragestellungen trägt Evans Gumbe in die Diskussion, ohne einen moralischen Zeigefinger zu erheben. „Antirassismusarbeit zielt nicht darauf ab, Schuld zuzuweisen, sondern Verantwortung zu übernehmen. Es ist wichtig, Rassismus zu dekonstruieren, Macht und Machtstrukturen zu erkennen und Betroffene aktiv zu unterstützen“, sagt Evans Gumbe. Gerade hier sensibilisiert das Gespräch mit Betroffenen von Rassismus und Diskriminierung. Evans Gumbe versucht in seinen Workshops in unterschiedlichen Aufgabenstellungen und Spielsituationen den Erfahrungshorizont von Betroffenen zu vermitteln, vor allem auch, was diese Erfahrungen mit den Menschen machen. Rassismus und Diskriminierung verbreiten Unsicherheit und Angst, machen klein und hilflos, zersetzen das Selbstwertgefühl. Das ist vielen Menschen aus der Mehrheitsgesellschaft oftmals überhaupt nicht klar. „In meinen Workshops erlebe ich immer wieder Betroffenheit bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmer, wenn sie von rassistischen Erfahrungen hören, die sie selbst so nie machen würden. Diese Betroffenheit ist der erste Schritt zur Empathie mit den Betroffenen“, führt Evans Gumbe aus.
In seinem ersten Sensibilisierungsworkshop in Ratzeburg, der mit Unterstützung der Partnerschaft für Demokratie der Stadt Ratzeburg und des Amtes Lauenburgische Seen im Rahmen des Bundesprogramms ‚Demokratie leben!‘ ermöglicht wurde, konnte Evans Gumbe im 20-köpfigen Teilnehmerkreis durch diese Methode des Perspektivwechsels intensive und auch emotionale Gespräche und Diskussionen in Gang setzen und dabei erfolgreich die Erkenntnis vermitteln, dass Rassismus und Diskriminierung tatsächlich überwunden werden können … wenn alle achtsam sind und es gemeinsam wollen.
Die Workshopreihe soll als wichtiger Bestandteil des 10-Punkte-Aktionsplans gegen Rassismus und Diskriminierung auch im neuen Jahr wiederkehrend und kostenlos angeboten werden, auch für Vereine, Verwaltungen, Betriebe oder Institutionen, die sich intern um ein diskriminierungsfreies und respektvolles Miteinander kümmern wollen. Evans Gumbe möchte dafür gerne Ansprechpartner sein und nimmt Anfragen unter evans.gumbe@bql.gmbh entgegen.