Kiel (pm). Die aktuelle Waldzustandserhebung zeigt, dass sich der fortschreitende Klimawandel, insbesondere die zunehmende Erwärmung, auch auf die schleswig-holsteinischen Wälder auswirkt. Signifikante Verschlechterungen beim Gesundheitszustand der Wälder gegenüber dem Vorjahr sind allerdings nicht zu verzeichnen – das liegt auch an den hohen Niederschlagsmengen im Land. Zu diesem Ergebnis kommt der von der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt (NW-FVA) erstellte Waldzustandsbericht 2024, den Forststaatssekretärin Anne Benett-Sturies heute (28. November) in der Klosterförsterei Preetz vorgestellt hat.
„Wälder sind langlebig – gerade deshalb brauchen wir verlässliche Daten, um unsere Waldentwicklung beurteilen zu können und die richtigen Konsequenzen für die Waldbewirtschaftung abzuleiten. Die aktuellen Ergebnisse machen deutlich: es ist wichtiger denn je gesunde und zukunftsfähige Wälder aufzubauen und zu erhalten. Diese Mammutaufgabe können wir nur gemeinsam mit unseren engagierten Waldbesitzerinnen und -besitzern sowie der Jägerschaft bewältigen. Es liegt in unserer Verantwortung, die Wälder Schleswig-Holsteins auch für kommende Generationen zu bewahren und sie widerstandsfähig gegen die Herausforderungen des Klimawandels zu machen. Wir werden daher weiter daran arbeiten, die Gesundheit unserer Wälder zu erhalten und zu stärken. Ein wichtiger Baustein hierfür wird unsere geplante Waldstrategie sein, die aktuell erarbeitet wird“, sagte Benett-Sturies.
Die wichtigsten Ergebnisse zusammengefasst:
· Die günstige, regenreiche Witterung im Jahr 2024 hat sich positiv auf den Gesamtzustand der schleswig-holsteinischen Wälder ausgewirkt. Das vergangene Vegetationsjahr war zwar mit einer Mitteltemperatur von 10,4 Grad Celsius eines der wärmsten seit Beobachtungsbeginn im Jahr 1881. Durch überdurchschnittlich hohe Niederschläge insbesondere im Juli geht es dem Wald allerdings etwas besser als in den von Dürre geprägten Vorjahren.
· Der erfreuliche Trend des allmählichen Absinkens der Absterberate setzt sich auch in diesem Jahr bei allen Baumarten fort: bei Eiche und Kiefer liegt sie sogar bei null Prozent.
· Der Gesundheitszustand der Waldbäume spiegelt sich auch in den mittel- und langfristigen Durchschnittswerten für die Kronenverlichtung und dem Anteil starker Schäden wieder: Mit 23 Prozent hat die Kronenverlichtung etwas zugenommen, der Anteil stark geschädigter Bäume ist um 0,9 Prozentpunkte auf 3 Prozent gestiegen. Die Hauptursache sieht das Forstministerium vor allem beim wichtigsten Laubbaum im Land: den Buchen. Sie sind von der Trockenheit des vergangenen Jahres besonders gezeichnet. Daher tragen sie in diesem Jahr besonders viele Früchte. Man spricht auch von einer sogenannten Fruktifikation bzw. Mast. Dies ist eigentlich ein gutes Zeichen – beansprucht die Bäume aber und wird im Kronenbild sichtbar.
In Zukunft wird es immer wichtiger werden, sogenannte Klimawälder anzupflanzen, die viele unterschiedliche Baumarten enthalten und gegen Wetterextreme resistenter sind. „Dabei dürfen wir unser Baumartenspektrum nicht einengen, sondern müssen es erweitern“, sagte die Staatssekretärin. Ziel sei es, auf wissenschaftlicher Basis, klimaresiliente Baumarten für die Zukunft zu bestimmen und die Wälder so fit zu machen, dass sie auch für kommende Generationen all ihre vielfältigen Funktionen erfüllen können.
„Unsere Wälder sind mit all ihren wichtigen Funktionen von herausragender Bedeutung für Schleswig-Holstein. Sie erbringen Nutz-, Schutz und Erholungsfunktionen. Mit Blick auf den Klimaschutz und den Erhalt der Artenvielfalt sind sie Teil der Lösung“, so Benett-Sturies. So sind beispielsweise die bewirtschafteten Wälder wichtige Kohlenstoffsenken. Zugleich sind sie mit ihren vielfältigen Lebensräumen Garant für den Biodiversitätserhalt.
Hintergrund:
Schleswig-Holstein hat sich im Koalitionsvertrag darauf verständigt, den Waldanteil im Land auf 12 Prozent zu erhöhen. Die im Oktober 2024 vorgestellten Ergebnisse der 4. Bundeswaldinventur, die alle 10 Jahre erhoben wird, haben gezeigt, dass Schleswig-Holstein diesem ambitionierten Ziel näher kommt. Die Waldfläche in Schleswig-Holstein ist in den letzten Jahren trotz der hohen Flächenkonkurrenz anderer Nutzungsarten wie beispielsweise Landwirtschaft, Windkraft- und Photovoltaikausbau sowie Infrastruktur-, Siedlungs- und Verkehrsprojekten leicht angestiegen. Rund 182.457 Hektar Waldfläche gibt es derzeit im Land, was etwa 11,5 Prozent der Landesfläche ausmacht.
Der Waldzustandsbericht wird seit 2011 in enger Zusammenarbeit mit der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt (NW-FVA) für Schleswig-Holstein erstellt. Seine Erstellung erfolgt jährlich. Die NW-FVA ist eine gemeinsame Forschungseinrichtung der Länder Niedersachsen, Hessen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der NW-FVA in Göttingen betreiben das forstliche Umweltmonitoring für ein Viertel der deutschen Waldfläche. Die wichtigsten Baumarten Eiche, Buche, Kiefer und Fichte werden seit Mitte der Achtzigerjahre kontinuierlich auf ihren Zustand untersucht. Das MLLEV veröffentlicht gemeinsam mit der NW-FVA die Ergebnisse der langjährigen Untersuchungen im jährlichen Waldzustandsbericht. Er dokumentiert die Belastungen durch schädliche Stoffeinträge, Witterung und Klimawandel sowie durch forstschädliche Insekten und Pilze für die Wälder und die Waldböden.
Weitere Informationen:
· Waldzustandsbericht 2024 zum Herunterladen: schleswig-holstein.de – Wald – Waldzustandsbericht 2024
· Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt: Willkommen – NW-FVA