Herzogtum Lauenburg (pm). Die Mitglieder des regionalen Ausbildungsbündnisses der Kreise Stormarn und Herzogtum Lauenburg haben sich gestern (13. November) in der Agentur für Arbeit Bad Oldesloe getroffen und das Ausbildungsjahr 2023 / 2024 bilanziert. Die Zahl der Ausbildungsinteressierten hat zum Vorjahr leicht zugenommen. Auf Seiten der gemeldeten Ausbildungsstellen gab es in beiden Kreisen Rückgänge. Trotzdem bleibt es dabei: Für die gemeldeten Stellen sind es zu wenig Ausbildungsinteressierte, 374 Ausbildungsstellen blieben in beiden Kreisen am 30. September unbesetzt. Aus Sicht der Mitglieder des Ausbildungsbündnisses gilt weiterhin: „Die Chancen auf einen Berufseinstieg in den Kreisen Stormarn und Herzogtum Lauenburg bleiben sehr gut. Das wird auch für das kommende Jahr gelten.“ Auch wenn das Ausbildungsjahr 2024 bereits begonnen hat, bestehen Chancen, auch jetzt noch eine Lehrstelle zu bekommen.
Die Zahl der insgesamt für die Kreise Stormarn und Herzogtum Lauenburg gemeldeten Ausbildungsstellen für den Ausbildungsstart 2024 lag mit 2.396 um 6,4 Prozent oder minus 165 unter der des Vorjahres, berichtet Kathleen Wieczorek, Chefin der Agentur für Arbeit Bad Oldesloe. Im Kreis Stormarn waren es 1.347 Ausbildungsangebote, 117 oder acht Prozent weniger als 2023. Die Unternehmen aus dem Herzogtum Lauenburg hatten 1.049 Ausbildungsstellen gemeldet, ein Minus von 48 oder 4,4 Prozent zum Vorjahr.
Auf Seiten der Jugendlichen zählte die Arbeitsagentur für das Ausbildungsjahr 2023 / 2024 insgesamt 1.679 Ausbildungsbewerberinnen und -bewerber und damit 50 oder 3,1 Prozent mehr als im Vorjahr. Im Kreis Stormarn waren es 858 Jugendliche (44 mehr als im Vorjahr) und im Herzogtum 821 (plus sechs zum Vorjahr).
„Nach dem Corona-Einschnitt nimmt die Zahl ausbildungsinteressierter Jugendlicher langsam wieder zu. Auch wenn in diesem Jahr von Seiten der Unternehmen weniger Ausbildungsstellen als in den Vorjahren gemeldet worden sind und die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage damit kleiner geworden ist, bleibt der Ausbildungsmarkt in den Kreisen Stormarn und Herzogtum Lauenburg ein Bewerbermarkt. Die Chancen für die jungen Menschen auf eine Ausbildungsstelle sind unverändert gut. Trotz der beiden Entwicklungen sind es nicht genügend Jugendliche, die sich für den Weg einer Berufsausbildung interessieren. Dabei verdient der Weg der dualen Ausbildung mehr Wertschätzung: Er bietet vielseitige Entwicklungsperspektiven und eine hohe Arbeitsplatzsicherheit“, sagt Kathleen Wieczorek, Chefin der Agentur für Arbeit Bad Oldesloe. So seien rund 80 Prozent der Auszubildenden, die ihren Abschluss erfolgreich abgelegt haben, spätestens drei Monate später in einer Beschäftigung. „Schaut euch die vielen regionalen Ausbildungsangebote an und nutzt die Unterstützung unserer Expertinnen und Experten aus der Berufsberatung“, appelliert die Agenturchefin an die Jugendlichen.
Unter den Ausbildungsinteressierten nimmt die Zahl junger Menschen mit einem Migrationshintergrund deutlich zu. Unter den insgesamt 1.679 Bewerberinnen und Bewerbern aus den Kreisen Stormarn und Herzogtum Lauenburg hatten 387 eine ausländische Staatsangehörigkeit, 72 oder rund 23 Prozent mehr als im Vorjahr. Gegenüber 2022 ist dies ein Plus von 139 oder 56 Prozent. Unter den 387 haben 206 junge Menschen einen Fluchthintergrund. „Das in dieser Gruppe zunehmende Interesse an einer dualen Ausbildung zeigt, dass sie erkennen: Dieser Weg ist der beste Schritt in unseren Arbeitsmarkt. Sie sind ein Bewerberpotential für die Fachkräfteausbildung in den Unternehmen“ so Wieczorek. „Häufig ist jedoch die Sprache, insbesondere die Fachsprache in den einzelnen Berufen und Branchen, eine große Herausforderung. Hier bieten sich in einem ersten Schritt zum Beispiel betriebliche Langzeitpraktika mit dem Ziel der Vorbereitung auf eine Ausbildung – sogenannte Einstiegsqualifizierungen – an. Eine weitere Unterstützungsmöglichkeit in der Ausbildung kann dann die Assistierte Ausbildung, zum Beispiel in Form ausbildungsbegleitender Nachhilfen für die jungen Auszubildenden, sein. Beides zielt darauf ab, dass junge Menschen den Weg in eine Ausbildung finden und diese auch erfolgreich abschließen.“
In Richtung der Unternehmen in den Kreisen Stormarn und Herzogtum Lauenburg sagt Wieczorek: „Auch in den aktuell unsicheren Zeiten bleibt das Thema Ausbildung ein enorm Wichtiges. Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung und der zunehmenden Zahl aus dem Berufsleben ausscheidender Fachkräfte bleibt die Ausbildung junger Menschen der wichtigste Faktor, um dieser Entwicklung zu begegnen. Deshalb: Melden Sie uns Ihre Ausbildungsstellen für den Ausbildungsstart 2025 und behalten Sie Ihr Ausbildungsengagement bei! Wenn nötig, nutzen Sie auch unsere Unterstützungsangebote wie Einstiegsqualifizierungen oder die Assistierte Ausbildung.“
Für die Kreishandwerkerschaft Stormarn erklärt Geschäftsführer Marcus Krause: „Das Stormarner Handwerk kann zum heutigen Stichtag das gleiche hohe Ausbildungsniveau wie im vergangenen Jahr (plus zehn Prozent) verzeichnen. Dies führen wir weiterhin vor allem auf die hohe Ausbildungsbereitschaft der Stormarner Handwerksbetriebe zurück und der stetig konstanten Nachwuchswerbung in Verbindung mit unserem Auftritt in den sozialen Netzwerken via Instagram (handwerk-stormarn).“ Unverändert gäbe es in allen Berufen aber freie Ausbildungsstellen, welche jederzeit noch besetzt werden könnten.
Auch im Herzogtum Lauenburg zeigt die Gesamtzahl der eingetragenen Ausbildungsverträge im Jahr 2024 eine positive Entwicklung, berichtet Susanne Bendfeldt, Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft Herzogtum Lauenburg: „In Zahlen bedeutet dies, dass Stand 30. Oktober 2024 gut 390 Ausbildungsverträge abgeschlossen wurden, was einem Zuwachs von rund sechs 6 Prozent entspricht. Besonders in den Berufen Kfz-Mechatroniker, Elektroniker, Zimmerer und Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik haben wir unverändert viele Auszubildende. Die Ausbildungsbereitschaft unserer Betriebe ist nach wie vor sehr hoch und es sind noch einige Ausbildungsplätze unbesetzt. Gern unterstützen wir Schüler bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz und stellen Kontakt zu den Ausbildungsbetrieben her.“
Nadine Grün, Leiterin des Teams Nachwuchsgewinnung der Handwerkskammer Lübeck, sagt: „Wir freuen uns, dass die Bemühungen des Handwerks und der intensiven Nachwuchswerbung auch in diesem Jahr wieder Früchte tragen.“ Gleichzeitig betont Grün: „Für junge Menschen gibt es nach wie vor hervorragende Chancen, im Handwerk Fuß zu fassen: Wir wissen von vielen tollen Betrieben, die engagiert nach Nachwuchs suchen.“
Im Juli 2024 hat die Handwerkskammer Lübeck das neue Projekt „Freiwilliges Handwerksjahr“ (FHJ) gestartet, das bundesweit Pionierstatus genießt: Es ermöglicht Ausbildungsinteressierten, vier Ausbildungsberufe in einem Jahr kennenlernen. „Mit dem FHJ sprechen wir gezielt Jugendliche und Studienzweifler an, die noch unsicher sind, welcher Beruf für sie der richtige ist. Hier können sie sich ausprobieren und praktische Erfahrungen sammeln“, so Grün. Das neue Konzept kommt an: Zum Projektstart haben sich mehr als 80 Interessenten, darunter auch Studienzweifler, und mehr als 150 Betriebe bei der Handwerkkammer Lübeck gemeldet. Grün sagt: „Wir spüren die Begeisterung auf beiden Seiten, das ist wirklich fantastisch.“ Ein Start in das Freiwillige Handwerksjahr ist ganzjährig möglich – die Registrierung für Betriebe und Interessenten erfolgt über die Website der Handwerkskammer Lübeck.
Einen leichten Rückgang bei den abgeschlossenen Ausbildungsverträgen bilanziert hingegen Sebastian Grothkopp, Geschäftsbereichsleiter Aus- und Weiterbildung bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Lübeck: „Im Bezirk der IHK zu Lübeck wurden zum Stichtag 31. Oktober 2024 insgesamt 3.433 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen. Dies entspricht einem Rückgang von rund einem Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Trotz stabiler Vertragszahlen in IHK-Berufen sehen wir uns mit einer wachsenden Fachkräftelücke konfrontiert. Die jüngste IHK-Ausbildungsumfrage zeigt, dass nahezu jedes zweite Unternehmen nicht alle Ausbildungsplätze besetzen konnte. Eine intensivere Berufsorientierung ist daher entscheidend, um mehr junge Menschen für die duale Ausbildung zu gewinnen. Besonders gefragt sind Fachkräfte mit einer beruflichen Ausbildung und nicht mit einer akademischen Ausrichtung. Programme wie die Ausbildungsrallyes, regionale Partnerschaften Schule-Betrieb, unsere Ausbildungsbotschafter sowie die IHK-Kampagne #könnenlernen bieten hierbei wertvolle Unterstützung und schaffen neue Perspektiven. Darüber hinaus hat die IHK zu Lübeck im Juli 2024 den Arbeitskreis „Wirtschaft und Fachkräfte im Hansebelt“ ins Leben gerufen. Dieser Arbeitskreis setzt auf Erfahrungsaustausch und innovative Ansätze, um gemeinsam kreative Ideen zu entwickeln und Lösungen zu finden, die Unternehmen helfen, passende Mitarbeiter zu gewinnen.“
Weiterhin stark im Kurs steht bei den jungen Menschen auch der Besuch eines Vollzeitbildungsganges an den beiden Beruflichen Schulen (BBS) des Kreises Stormarn in Bad Oldesloe und Ahrensburg sowie am Regionalen Berufsbildungszentrum (RBZ) des Kreises Herzogtum-Lauenburg in Mölln. „So nutzen zahlreiche Jugendliche die Möglichkeit, an den BBS und RBZ einen höherwertigen Abschluss wie den Mittleren Bildungsabschluss oder das Abitur jeweils bereits mit einem beruflichen Schwerpunkt zu erwerben. Nicht zuletzt auch, um im Anschluss ihre Chance auf einen Ausbildungsvertrag im Wunschberuf zu erhöhen“, erklärt Johannes Kahlke, Schulleiter der Beruflichen Schule in Ahrensburg.
Mit ihren breiten Bildungsangeboten und der Rolle als Dualpartner in der Berufsausbildung sehen sich die BBS und RBZ als Dienstleister ihrer Region. „Wichtig ist es, dass wir immer im Dialog mit den Menschen und der Wirtschaft bleiben“, so Ulrich Keller, Schulleiter des RBZ Mölln.
Kai Herr Aagardt, Schulleiter der BBS in Bad Oldesloe, äußert sich zur Herausforderung Jugendlicher mit Migrationshintergrund in der dualen Berufsausbildung: „Im Schuljahr 2024/25 ist der Anteil der Geflüchteten in den Klassen der dualen Berufsausbildung erneut sehr hoch. Dies ist natürlich mit Blick auf den Fachkräftemangel in den Regionen Stormarn und Herzogtum Lauenburg erfreulich, aber die Deutschkenntnisse der jungen Migrantinnen und Migranten sind oftmals eine Aufgabe mit hohen Anforderungen an uns.“ Die Schulen versuchen mit großem Aufwand, Jugendliche mit nicht ausreichenden Sprachkenntnissen mit vermehrter Lehrer-Doppelbesetzung und Zusatzunterricht in Deutsch als Zweitsprache zu unterstützen. „Wünschenswert wäre für die Beruflichen Schulen, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund erst in ein Ausbildungsverhältnis aufgenommen werden, wenn sie über so ausreichende Sprachkenntnisse verfügen, dass ein erfolgreicher Ausbildungsabschluss zu erwarten ist – dies liegt in der Regel mit dem Sprachniveau B 1 vor. Sonst haben sie sehr große Schwierigkeiten, den schulischen Inhalten zu folgen, was auch ihren erfolgreichen Abschluss gefährdet“, so Aagardt.
Das Ausbildungsbündnis
Mitglieder des regionalen Ausbildungsbündnisses sind die Kreishandwerkerschaften Stormarn und Herzogtum Lauenburg, die Handwerkskammer Lübeck, die Industrie- und Handelskammer zu Lübeck, die Beruflichen Schulen aus den Kreisen Stormarn und Herzogtum Lauenburg, die Schulämter der Kreise Stormarn und Herzogtum Lauenburg, die Jobcenter Stormarn und Herzogtum Lauenburg, der Verwaltungsausschuss der Agentur für Arbeit Bad Oldesloe sowie die Agentur für Arbeit Bad Oldesloe.