Mölln (pm). Passend zum 86. Jahrestag der Reichsprogromnacht konnte der Verein Miteinander Leben am vergangenen Sonnabend den Journalisten und Autoren Arne Semsrott für eine Lesung aus seinem Buch ‚Machtübernahme‘ in Mölln begrüßen. In der ausverkauften Internationalen Begegnungsstätte „Lohgerberei“ hörten fast 70 Interessierte den engagierten Autoren, dem mit Blick auf all die Besorgnis erregenden Verwerfungen in diesen beunruhigenden Zeiten eine Botschaft ganz wichtig war: „Wir können etwas tun, um Gewaltenteilung und Verfassung zu verteidigen, wenn Rechtsextremisten und Rechtspopulisten beginnen, den Staat zum eigenen Machterhalt umzubauen.“
Wie nah diese Gefahr liegt, zeigte Semsrott an konstruierten Fällen, die sich an realen Gegebenheiten im europäischen Umfeld orientieren, teilweise aber auch hier bereits von der Realität überholt wurden. Besonders hob er in seinem Buch und seinen Kommentaren während der Lesung die Pflicht jedes Einzelnen hervor, sich über die eigenen Möglichkeiten zur Vernetzung und Solidarität klar zu werden, die er bei Bedarf einsetzen kann. So wichtig auch die Millionen von Demonstrierenden Anfang des Jahres und Aktivitäten wie die der ‚Omas gegen Rechts‘ und der vielen demokratiepädagogischen Projekte seien, so konkret forderte er jeden Einzelnen auf, sich mit Leserbriefen an Medien, mit Anschreiben an ParlamentarierInnen und in der persönlichen Ansprache an Wahlkreisabgeordnete zu wenden. So könne der Wille der großen Mehrheit der Bevölkerung wirksam und persönlich transportiert werden. Das massive Auftreten rechter Demagogen in den sozialen Medien und auf den verschiedenen Plattformen täusche vermutlich auch ParlamentarierInnen über die herrschende Mehrheitsmeinung und könne nur mit ausreichend Gegengewicht korrigiert werden.
Arne Semsrott, zweifacher Träger des Otto Brenner Preises für kritischen Journalismus und Mitbegründer der Transparenzorganisation ‚FragDenStaat‘, mit der er unter anderem für die Veröffentlichung der “NSU-Akten” sorgte, beeindruckte das breit gefächerte Publikum mit seinen Ausführungen und sorgte für eine lebhafte Diskussion über die realen Gefahren und Bedrohungen für unsere Demokratie.