Geesthacht (pm). Die Beiräte der Stadt Geesthacht positionieren sich zum Erhalt der Gessthachter Krankenhauses. Der Frauen-, der Senioren- und der Wirtschaftsbeirat der Stadt Geesthacht, das Kommunalpolitische Frauennetzwerk e.V. und Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Geesthacht Anja Nowatzky appellieren an die Bundespolitik:
„Die Insolvenz-Nachricht macht sämtliche in Geesthacht und Umgebung lebende Menschen zutiefst betroffen. Auch in vielen anderen Kommunen/Städten Schleswig-Holsteins besteht nun die Angst, dass auch diese irgendwann von so einer Dramatik betroffen sein könnten. Wir stehen vor einer entscheidenden Herausforderung, die nicht nur die medizinische Versorgung unserer Bevölkerung betrifft, sondern auch das Wohlergehen und die Gesundheit (auch insbesondere von allen Frauen und älteren Menschen in unserer Gemeinschaft). Daher richten heute Frauen-, Senioren- und Wirtschaftsbeirat der Stadt Geesthacht sowie das Kommunalpolitsche Frauennetzwerk e.V. diesen öffentlichen Aufruf an Sie, um für den Erhalt unseres Krankenhauses zu kämpfen.
Nennen möchten wir wenigstens 10 äußerst wichtige Gründe:
1. Zugang zu medizinischer Versorgung:
Das Krankenhaus Geesthacht ist eine zentrale Anlaufstelle für die medizinische Versorgung der über 50.000 Einwohner*innen Geesthachts und der gesamten Region. Die Schließung des Krankenhauses inklusive der dortigen Notaufnahme würde bedeuten, dass viele Patient*innen, insbesondere auch in Notfällen, weite Wege zu anderen Einrichtungen zurücklegen müssten – und das könnte in kritischen Situationen lebensbedrohlich sein. Den Menschen von Stadt und Umland werden viel längere Wege bei medizinischen Notfällen zugemutet. Das kann unmöglich zur Verbesserung der medizinischen Versorgung beitragen. Es ist ein nicht hinnehmbarer Rückschritt, der viele Errungenschaften unserer Gesellschaft wieder zunichtemacht. Wichtig zu erwähnen ist hierbei auch: Unser Krankenhaus hat einen Hubschrauberlandeplatz direkt vor Ort und das Geesthachter Krankenhaus hat gerade eine Kardiologie aufgebaut, die es Menschen ermöglicht, bei lebensbedrohlichen Situationen (Herzinfakt!) schnell Hilfe zu erhalten!
2. Spezialisierung auf Geburtshilfe und Gynäkologie:
Die hervorragende Geburts- und Gynäkologiestation des Krankenhauses ist ein unschätzbarer Wert für unsere Stadt. Frauen in und um Geesthacht profitieren von einer fachlich kompetenten und einfühlsamen Betreuung während der Schwangerschaft, Geburt und im Wochenbett. Die Geburtsstation des Geesthachter Krankenhauses ist eine der wenigen in Schleswig-Holstein, die als stillfreundlich und babyfreundlich zertifiziert sind – ein Qualitätsmerkmal, das für viele werdende Mütter auch aus dem weiteren Umfeld ein Argument für eine Geburt im Geesthachter Krankenhaus ist. Ein Verlust dieser Einrichtung würde bedeuten, dass viele werdende Mütter auf weniger spezialisierte Einrichtungen angewiesen wären und weite Wege in beschwerlichen und risikobehafteten Lebenslagen auf sich nehmen müssten. Zudem würden wichtige Angebote der pränatalen und postpartalen Versorgung wegfallen. Denn derzeit werden in und um Geesthacht nahezu ausschließlich im Geesthachter Krankenhaus die so wichtigen Geburtsvorbereitungskurse und Rückbildungskurse angeboten. Frauen aus dem weiteren Umfeld belegen diese Kurse und für viele dieser Angebote gibt es lange Wartelisten. Fallen sie weg, wäre das ein großer Verlust, zumal viele Frauen angesichts des Fachkräftemangels vor und nach der Geburt ihrer Kinder (Wochenbett) keine Hebammenbetreuung haben.
3. Fachkräfte und Arbeitsplätze:
Das Krankenhaus beschäftigt zahlreiche Ärzt*innen, Pflegekräfte, Servicepersonal, Reinigungspersonal usw. und Hebammen, die nicht nur medizinische Fachkräfte sind, sondern auch eine wichtige Unterstützung für die Frauen und Familien in unserer Region. Eine Schließung würde viele von ihnen in die Arbeitslosigkeit treiben. Wertvolles Wissen und Erfahrungen würden verloren gehen. Viele der nebenberuflich freiberuflichen Hebammen, von denen wir ohnehin zu wenig haben, können sich ihre Selbstständigkeit mit den immens hohen Versicherungskosten nur leisten, weil sie zusätzlich beim Krankenhaus in Festanstellung sind. Diese entfallen dann! Wir haben bereits einen Hebammenmangel, der durch jahrelange politische Schwächung des Hebammenberufs (ein traditioneller Frauenberuf!) hervorgerufen wird. Wenn weitere Hebammen ihre Tätigkeit aufgeben, droht in Geesthacht und dem Umland eine dramatische Unterversorgung in der Wochenbettbetreuung junger Familien. Zeitgleich entsteht in Geesthacht an vielen Stellen attraktiver, bezahlbarer Wohnraum, der Anziehungskraft auf viele junge Familien hat, sich in Geesthacht niederzulassen.
4. Psychosoziale Unterstützung:
Die Geburt eines Kindes ist nicht nur ein physischer Prozess, sondern auch eine emotionale Herausforderung. Das Krankenhaus bietet wichtige psychosoziale Unterstützung und Beratung, die für viele Frauen und Familien von großer Bedeutung sind. Diese Unterstützung kann u. U. in anderen Einrichtungen außerhalb Geesthachts nicht in gleichem Maße gewährleistet werden.
5. Stärkung der Region:
Ein funktionierendes Krankenhaus ist ein wichtiger Bestandteil einer lebendigen und attraktiven Stadt. Es zieht nicht nur Patient*innen an, sondern auch Fachkräfte und deren Familien. Der Wegfall eines Krankenhauses verringert die Attraktivität einer Stadt enorm.
6. Erhalt von Notfallversorgung:
Die Notfallversorgung ist ein weiterer kritischer Aspekt, der durch die Schließung gefährdet wäre. Das Krankenhaus in Geesthacht ist rund um die Uhr für Notfälle erreichbar. Eine Schließung würde bedeuten, dass Patient*innen in akuten Situationen möglicherweise nicht rechtzeitig die notwendige Hilfe erhalten.
7. Förderung der Gleichstellung:
Geesthachts Gleichstellungsbeauftragter Anja Nowatzky ist es auch ein Anliegen, auf die spezifischen Bedürfnisse der Frauen hinzuweisen. Der Zugang zu adäquater Gesundheitsversorgung ist ein Grundrecht und eine Voraussetzung für die Gleichstellung der Geschlechter. Die Schließung dieses Krankenhauses mit seiner Geburts- und Gynäkologieabteilung (auch Mammografien werden ganzjährig durchgeführt), würde diese Gleichstellung gefährden. Das Krankenhaus Geesthacht ist ausgewiesenes Brustzentrum und als solches nicht nur wichtige Anlaufstelle für an Brustkrebs Erkrankte, sondern auch für Personen, bei denen der Verdacht auf eine Erkrankung oder eine familiäre Vorbelastung besteht.
8. Prävention und Gesundheitsförderung:
Das Krankenhaus Geesthacht engagiert sich aktiv in der Prävention und Gesundheitsförderung. Programme zur Vermeidung und Früherkennung von Krankheiten, Aufklärung und Gesundheitsberatung sind essentiell, um die Gesundheit der Bevölkerung langfristig zu sichern. Kurze Fahrtwege sind u.a. für die Teilnehmenden wichtig.
9. Gemeinschaft und Identität:
Das Krankenhaus ist ein wichtiger Teil unserer Gemeinschaft und trägt zur Identität Geesthachts bei. Es ist ein Ort, an dem Menschen Unterstützung finden, Hilfe leisten und sich untereinander vernetzen können. Der Verlust dieses Ortes würde eine Lücke in unserer Gemeinschaft hinterlassen. (Erwähnenswert ist hierbei, dass selbst die Krankenhaus Cafeteria von vielen Nicht-Patient*innen genutzt wird).
10. Zukunftsperspektiven:
Es sollte die Chance genutzt werden, das Krankenhaus neu zu denken, innovative Konzepte zu entwickeln, die es ermöglichen eine tragfähige Grundlage zu stellen. Gemeinsam können wir an Lösungen arbeiten, die sowohl die medizinische Versorgung sichern als auch die wirtschaftliche Stabilität des Krankenhauses fördern.
Wir appellieren an das Schleswig-Holsteinische Gesundheitsministerium, an die Bundesregierung und an alle Menschen in Geesthacht und Umgebung und die, die sich sonst noch betroffen fühlen, sich für den Erhalt dieser für Geesthacht so wichtigen Einrichtung, unser Krankenhaus, einzusetzen. Ein Weg, auf dem Jede und Jeder aktiv werden kann: Unterzeichnen Sie die Petition „Rettet das Krankenhaus Geesthacht mit seiner Geburtshilfe!“ unter https://www.landtag.ltsh.de/petitionen/rettet-das-krankenhaus-geesthacht-mit-seiner-geburtshilfe/ „