Geesthacht (pm/aa). Der Wirtschaftsverbund Herzogtum Lauenburg schlägt Alarm: In einem offenen Brief an die Abgeordneten des Schleswig-Holsteinischen Landtages und das Gesundheitsministerium äußern die regionalen Wirtschaftsvereinigungen massive Bedenken gegen die geplante Schließung des Geesthachter Krankenhauses. In ihrem Schreiben betonen sie die gravierenden Folgen für die medizinische Versorgung von über 100.000 Menschen im Südkreis und fordern die Landesregierung dazu auf, Verantwortung zu übernehmen und den Krankenhausstandort zu erhalten. Besonders kritisiert wird der drohende Wegfall der Notfallversorgung und spezialisierter Abteilungen wie der Gynäkologie und Psychotherapie.
„Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete des Schleswig-Holsteinischen Landtages,
Sehr geehrte Vertreterinnen und Vertreter des Gesundheitsministeriums,
wir, der Wirtschaftsverbund Herzogtum Lauenburg, sind ein Zusammenschluss der Wirtschaftsvereinigungen aus Wentorf bei Hamburg, Geesthacht, Schwarzenbek, Lauenburg, Mölln und Büchen. Unser Ziel ist es, die wirtschaftliche Entwicklung in der Region zu fördern und die Interessen der Wirtschaft gemeinsam zu vertreten, um die wirtschaftliche und infrastrukturelle Stabilität unserer Region zu sichern.
Eine mögliche Schließung des Geesthachter Krankenhauses hätte nicht nur gravierende Auswirkungen auf die größte Stadt im Kreis Herzogtum Lauenburg, sondern auf das gesamte südliche Kreisgebiet. Mehr als 100.000 Menschen wären von einer adäquaten und wohnortnahen medizinischen Versorgung abgeschnitten. Die Folgen wären katastrophal.
Besonders besorgniserregend ist der Verlust der bisherigen Notfallversorgung durch das Geesthachter Krankenhaus. Für viele Menschen im Einzugsgebiet, insbesondere in Orten wie Schwarzenbek, Lauenburg oder Büchen, wäre die nächste Notfallklinik in Reinbek oder Ratzeburg erst nach einer Fahrtzeit von mindestens 30 Minuten zu erreichen – die Zeit, die ein Rettungswagen bis zum Einsatzort benötigt, nicht eingerechnet. Diese Entfernungen und Zeiten sind unzumutbar und stehen im krassen Widerspruch zu den gesetzlich vorgeschriebenen Hilfsfristen. Der Gesetzgeber wäre damit nicht in der Lage, seinen Schutzpflichten gegenüber den Bürgern nachzukommen.
Darüber hinaus ist die gynäkologische Abteilung des Krankenhauses, die weit über den Landkreis hinaus für ihre hervorragende Arbeit bekannt ist, unmittelbar von der Schließung bedroht. Mit dem Verlust dieser wichtigen Einrichtung fällt nicht nur die Geburtshilfe weg, die erst vor 18 Monaten in der Landesplanung als notwendig bestätigt wurde, sondern auch das bundesweit ausgezeichnete Brustzentrum. Das ist ein herber Rückschlag für die Gesundheitsversorgung der Frauen in der Region.
Zudem ist die physiotherapeutische Abteilung des Klinikums betroffen, die bei einer Schließung ebenfalls wegfallen würde. Damit würde ein weiterer wichtiger Baustein der regionalen Gesundheitsversorgung wegbrechen. Ebenso dramatisch ist das drohende Aus für die derzeit am Krankenhaus betriebene Psychotherapeutische Klinik. In einer Region, in der ohnehin ein akuter Mangel an Therapieplätzen herrscht, würde der Wegfall dieser Einrichtung bedeuten, dass psychisch kranke Menschen keine dringend benötigte wohnortnahe Hilfe mehr finden.
Die Behauptung der Landesregierung, die Grund- und Notfallversorgung könne durch andere Kliniken wie Reinbek, Ratzeburg oder gar Lüneburg sichergestellt werden, ist schlichtweg falsch und wird den Anforderungen in unserer Region nicht gerecht. Für Menschen aus Orten wie Gülzow, Lütau oder Kollow sind diese Kliniken oft nur mit erheblichem Zeitaufwand zu erreichen. Die Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr ist unzureichend, und für viele Menschen, gerade in einer älter werdenden Gesellschaft, sind diese Wege schlichtweg nicht zumutbar.
Wir fordern die Landesregierung und das Gesundheitsministerium dringend auf, aktiv Verantwortung zu übernehmen und sich für den Erhalt des Geesthachter Krankenhauses einzusetzen. Es kann nicht sein, dass die Menschen im Südkreis ihre lebenswichtige Gesundheitsversorgung verlieren, weil keine geeigneten Lösungen gefunden werden.
Die Aussage, dass andere Kliniken die Versorgung übernehmen könnten, zeigt, dass das Gesundheitsministerium die Versorgungsrelevanz des Geesthachter Krankenhauses nicht ernst nimmt. Diese Haltung wird noch dadurch verstärkt, dass die Verantwortung auf den Bund abgeschoben wird, anstatt sich klar zum Erhalt des Standortes zu bekennen. Die Bevölkerung im Einzugsgebiet darf nicht zum Spielball der Politik werden. Die Krankenhausplanung ist eindeutig Ländersache, und wir erwarten, dass Schleswig-Holstein dieser Verantwortung gerecht wird.
Die Bevölkerung hat ein Recht auf eine schnelle, qualitativ hochwertige und wohnortnahe medizinische Versorgung. Wir appellieren an Sie: Setzen Sie sich für den Erhalt dieser unverzichtbaren Einrichtung ein, bevor es zu spät ist. Der Verlust des Geesthachter Krankenhauses würde eine große Versorgungslücke hinterlassen, die nicht nur das Leben vieler Menschen gefährden, sondern auch die regionale Wirtschaft erheblich beeinträchtigen würde.
Mit freundlichen Grüßen
Doris Lehmann und Alexander Freiherr von Strombeck
Im Namen des Wirtschaftsverbunds Herzogtum Lauenburg“