Herzogtum Lauenburg/Lübeck (pm). Unter dem Motto #FARBENbekennen findet am Freitag, 16. und Sonnabend, 17. August 2024 der Christopher-Street-Day (CSD) in Lübeck statt. In der St. Marien-Kirche beteiligt sich der Kirchenkreis mit verschiedenen Angeboten: Neben dem ökumenischen Eröffnungsgottesdienst am Freitag, 16. August, können sich Verliebte und alle anderen spontan segnen lassen. Auch für Menschen in einer Transition sowie verheiratete Paare werden Segnungen angeboten.
Eröffnungsgottesdienst mit dem Kneipenchor
Der Eröffnungsgottesdienst beginnt um 18 Uhr in St. Marien und wird von einem ökumenischen Team gestaltet, das aus katholischen, reformierten und lutherischen Seelsorgenden und Ehrenamtlichen besteht. Die Lübecker Pastorin Anne Müller erklärt: „Wir freuen uns auf einen Gottesdienst, der Mut und Stärkung vermittelt.“ Die Veranstaltung wird in Gebärdensprache übersetzt. Musikalisch begleiten der Lübecker Kneipenchor unter der Leitung von Christian Sondermann den Gottesdienst sowie Johannes Lenz an Klavier und Orgel und Miriam Müller als Sängerin.
Buntes Programm in und um St. Marien
Am Sonnabend, 17. August, lädt der Kirchenkreis zu weiteren Aktionen ein. Auf dem Markt wird es einen Aktionsstand geben, auch an der bunten CSD-Parade werden Pastor:innen teilnehmen. Ein Team von Seelsorgenden bietet zwischen 15 und 18.30 Uhr Transitionssegnungen an, um Menschen, die sich in einem Prozess der geschlechtlichen Transition befinden, zu unterstützen. „Wir möchten den Teilnehmenden mit einem individuellen Segensritual Kraft geben“, so die Pastorinnen. Verliebte Paare haben die Möglichkeit, sich spontan segnen zu lassen. „Ohne Voranmeldung können Paare ‚Ja‘ zueinander sagen“, erklärt Marien-Pastorin Inga Meißner. Für verheiratete Paare, die eine kirchliche Trauung wünschen, bietet die Kirche ebenfalls einen entsprechenden Segen an. “Dazu die standesamtliche Heiratsurkunde nicht vergessen”, ergänzt Anne Müller aus der Laurentius-Kirchengemeinde in Lübeck.
Queere Ausstellung bis September
In der Ausstellung „This is me. queer und religiös?“, die noch bis Ende September 2024 in der Marienkirche zu den Öffnungszeiten zu sehen ist, laden Foto-Portraits von der Fotokünstlerin Ceren Saner von queeren und religiösen Menschen dazu ein, sich selbst zu fragen, wie Queer*Sein und Religiös*Sein zusammen passen. Die Ausstellung ist im Jahr 2021 in Kooperation zwischen dem Jüdischen Museum in Rendsburg und der Keshet Deutschland e.V. entstanden. Kuratiert wurde sie von Jonas Kuhn und Mirjam Gläser von der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen.
Pröpstin Kallies: Ziel der Community noch nicht erreicht
Für Lübecks Pröpstin Petra Kallies ist es wichtig, dass Kirche beim CSD Flagge zeigt. Die Aufgabe von Religion sei es, Menschen Halt zu geben, ihnen gute Lebenswerte zu vermitteln und sie frei zu machen, sagt die Seelsorgerin. Für die queere Community sei dies aber noch nicht erreicht. Petra Kallies: „Was ich in den vergangenen 15 Jahren beobachte, ist eine deutlich größere, zunehmende Akzeptanz. Es freut mich, dass viele Leute bei der Demonstration bei der Parade mitlaufen, die nicht zur LSBTIQ*-Community gehören. Sie möchten damit zeigen, dass sie hinter der Community stehen. Dass es ihnen genauso wichtig ist, dass die sexuelle Identität, keinen Einfluss darauf haben darf, ob Menschen ein selbstbestimmtes Leben führen können oder nicht.“
Die Pröpstin weiter: „Zur Wahrheit gehört aber auch, dass es immer wieder Fälle gibt, und leider nehmen diese gerade wieder zu, wo queere Paare verbal attackiert oder körperlich angegriffen, bedroht oder zusammen geschlagen werden. Wenn mancherorts CSD-Paraden, wie jüngst in Bautzen, nur unter massiven Polizeischutz stattfinden können. Rechtsextremismus hat viele hässliche Gesichter: Homophobie ist eins davon. So lange nicht alle Lebensformen gleichermaßen akzeptiert sind, müssen wir weiter auf das Thema öffentlich, bunt, laut und politisch aufmerksam machen. In Lübeck, in Deutschland und überall auf der Welt.“ Das komplette Interview zum CSD mit Pröpstin Petra Kallies gibt es hier.