Kiel (pm). Grünland ist eine wichtige Nutzfläche für die Landwirtschaft und gleichzeitig bedeutsam für den Klima- und Biodiversitätsschutz. Der Klimawandel setzt die Grünlandstandorte aber zunehmend unter Druck. Die Landesregierung fördert jetzt eine Professur für „Grünland und Klimaschutz“ am Fachbereich Agrarwirtschaft an der Fachhochschule Kiel. Damit soll ein Beitrag zur Erarbeitung zukunftsfähiger und praxistaugliche Lösungen der Themeninhalte „Klimaschutz und Klimaanpassung in der Landwirtschaft“ geleistet werden.
Landwirtschaftsstaatssekretärin Anne Benett-Sturies betonte: „Dauergrünlandflächen sind für Schleswig-Holstein von großer Bedeutung. Einerseits dienen sie der aktiven Beweidung und Schnittnutzung in der für unser Land wichtigen Milchviehhaltung und sind für die regionale Wertschöpfung und das Tierwohl bedeutend. Andererseits liefern Grünlandstandorte umfangreiche Ökosystemleistungen. Ich bin daher stolz, dass uns mit der Einrichtung der Grünlandprofessur der Schulterschluss zwischen Landwirtschaft, Naturschutz, Wissenschaft und Verwaltung zu diesem für unser Land wichtigen Thema gelungen ist. Ich habe mich im Rahmen unseres Kompetenzzentrums für klimaeffiziente Landwirtschaft dafür eingesetzt, diesen gemeinsamen Schritt zu gehen. Damit setzen wir gemeinsam ein wichtiges Signal, um unsere Landwirtschaft fit für die Anpassungen an die Folgen des Klimawandels zu machen und dabei zu unterstützen, Treibhausgas-Emissionen weiter zu reduzieren.“
Umweltstaatssekretärin Katja Günther sagte: „Intaktes Grünland ist nicht nur ein wichtiger Lebensraum vieler Arten, sondern auch in der Lage, Wasser und Kohlenstoff zu speichern. Damit ist Grünland ein Multitalent für den Schutz der Biodiversität, der Gewässer und des Klimas. Doch der Zustand fast aller Lebensraumtypen des Grünlands in Deutschland verschlechtert sich immer weiter. Insbesondere die Klimakrise setzt den wertvollen Lebensraum unter Druck. Gleichzeitig trägt die Landwirtschaft selbst durch ihre Emissionen zur Verstärkung des Klimawandels bei. Damit intaktes Grünland erhalten und Schleswig-Holstein seine Klimaziele erreichen kann, muss der Sektor innovative, klimafreundliche Bewirtschaftungsmethoden einsetzen. Durch die neue Professur fördern wir praxisorientierte Forschung zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung in der Fläche. Damit machen wir das Grünland und die Landwirtschaft klimafest.“
„Die Fachhochschule Kiel freut sich außerordentlich über die Förderung des Landwirtschafts- und Umweltministeriums zur Einrichtung der Professur für Grünlandwirtschaft und Klimaschutz, da so die zukünftigen Herausforderungen in der Grünlandbewirtschaftung sowohl in der angewandten Forschung als auch in Lehre und Transfer bearbeitet werden können“, sagte der Präsident der FH Kiel, Professor Björn Christensen. Das Nebeneinander von Grünlandnutzungen verschiedener Intensitäten könne nun genauer untersucht und in der Lehre sowie im Transfer an Studierende, Beraterinnen und Berater sowie Landwirtinnen und Landwirte vermittelt werden.
„Grünlandflächen, die ein Drittel der landwirtschaftlichen Nutzfläche Schleswig-Holsteins ausmachen, bieten neben der wichtigen landwirtschaftlichen Nutzung umfangreiche Ökosystemleistungen wie beispielsweise Biodiversität und Gewässerschutz und können große Beiträge zum Klimaschutz leisten“, erklärte Professor Martin Braatz, Dekan des Fachbereichs Agrarwirtschaft der FH Kiel. „Über die Bearbeitung der verschiedenen Fragestellungen zu landwirtschaftlichen, ökologischen und klimarelevanten Aspekten der Grünlandbewirtschaftung kann der Fachbereich einen zusätzlichen Beitrag zur zukünftigen Vitalität des ländlichen Raumes in Schleswig-Holstein leisten“, so Braatz weiter.
Die Landwirtschaft ist einerseits einer der Hauptbetroffenen des Klimawandels, andererseits trägt sie zur Emission von klimarelevanten Treibhausgasen bei. Die Landesregierung hat sich darauf geeinigt, bis 2040 das erste klimaneutrale Industrieland zu werden. In Anbetracht dessen sind zum einen Maßnahmen zur Reduktion der Treibhausgasemissionen und zum anderen Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels erforderlich. Für die Grünlandbewirtschaftung resultiert daraus die Notwendigkeit neuer Fütterungs- und Weidemanagementsysteme, aber auch Biomassenutzungskonzepte. Gleichzeitig sind die Klimaschutz- und Biodiversitätsfunktionen sowie das Wassermanagement des Grünlandes verstärkt in den Fokus zu nehmen. Zukünftig wird es in Schleswig-Holstein zu einem Nebeneinander von Grünlandnutzungen verschiedener Intensitäten kommen, die eine große Spannbreite an unterschiedlichen Zielen verfolgen und Maßnahmen erfordern.
Hintergrund:
Rund ein Drittel (rund 330.000 Hektar) der landwirtschaftlichen Nutzflächen in Schleswig-Holstein sind Grünlandfächen. Sie werden hauptsächlich von Milchviehbetrieben zur Wertschöpfung und Einkommenssicherung genutzt. Davon entfallen rund 40 Prozent (130.000 Hektar) auf Moor- bzw. organische Böden, auf denen besondere Herausforderungen für die landwirtschaftliche Produktion sowie Anforderungen an Klima-, Gewässer- und Biodiversitätsschutz bestehen.